Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
aus der Rettungssanitäter gerade eine Frau auf einer Bahre heraustrugen. Polizisten kamen von allen Seiten dazu, um ihnen zu helfen.
Chaos. Höllenlärm. Amy versuchte angestrengt in dem ganzen Durcheinander irgendein bekanntes Gesicht zu entdecken.
Da.
Ein Streifen blonder Haare, die über eine Schulter fielen, lenkte Amys Blick auf sich. »Dan, sieh nur!«
»Ach, du kannst ja doch sprechen«, bemerkte Dan. »Was?«
Mit energischen Schritten bahnte sich eine großgewachsene, hagere Frau in einer Japan Airlines-Uniform, die ihr mindestens eine Nummer zu groß war, den Weg durch die Menge.
»Irina!«, platzte Amy heraus.
Es gab keinen Zweifel, es war Irina Spasky - deutlich zu erkennen an ihrem steifen, militärischen Auftreten. Irina war ein weiteres Mitglied der Cahill-Familie, das darauf aus war, die 39 Zeichen zu finden. Genau wie Ian und Natalie gehörte sie zu den Lucians und stand ihnen an Skrupellosigkeit in nichts nach. Anders als die beiden war sie jedoch als ehemalige KGB-Agentin in allen nur erdenklichen Spionagetechniken ausgebildet worden.
Irina drehte sich nicht um. Nichts deutete darauf hin, dass sie Amy gehört hatte. Abgesehen davon, dass sie ihren Schritt beschleunigte.
Sie verschwand in der Menge, als wäre sie niemals da gewesen.
»Haltet sie auf!« Dan sprintete nach vorn, wobei er fast mit einem griesgrämigen alten Mann zusammengestoßen wäre.
» Polizia !«, rief der Mann und hob seinen Gehstock, als wollte er Dan damit eins überziehen.
Dan duckte sich. Im letzten Moment zog Amy ihn beiseite und versuchte dabei verzweifelt, Irina im Auge zu behalten. Sie bemühten sich angestrengt, mit den Ellbogen
einen Weg durchs Gedränge zu bahnen. Als sie sich endlich freigekämpft hatten, konnten sie Irina jedoch nirgends mehr entdecken. »Sie ist weg«, stellte Dan enttäuscht fest.
»Das - das glaube ich nicht«, sagte Amy und schnappte nach Luft. »Sie steckt mit Ian und Natalie unter einer Decke. Sie haben uns gemeinsam reingelegt.«
»Bist du ganz sicher, dass sie es war?«, fragte Dan. »Ich meine, wie hat Irina es geschafft, an die Unif…?«
Noch bevor er seine Frage beenden konnte, rief eine Stimme auf Italienisch etwas durch ein Megafon und die Menge teilte sich rasch. Ein kleiner Krankenwagen bahnte sich mit jaulender Sirene seinen Weg durch das Flughafengebäude.
Ein Raunen ging durch die Menge, zumeist in Sprachen, die Amy nicht verstand. Doch sie entdeckte ein Pärchen mit Sonnenbrillen, das viele Kameras bei sich trug, hässliche Hawaiihemden anhatte und geistlos vor sich hin lächelte. »Schau mal, Dan! Amerikaner!«, rief sie. »Lass uns doch mal hören, was die so zu erzählen haben …«
Sie gingen näher heran, bis sie einige Gesprächsfetzen aufschnappten. Tatsächlich redeten die beiden Amerikaner über die Frau auf der Bahre.
Dan sah verwirrt drein. »Sie wurde im Damenklo ange schnallt ?«
»Ange fallen «, verbesserte Amy. »Wahrscheinlich war sie von der Flugaufsicht, Dan! Bestimmt hat Irina sie niedergeschlagen und ihr die Uniform geklaut.«
»Wow«, antwortete Dan und sah dabei fast beeindruckt aus.
Da bemerkte Amy im Augenwinkel, wie sich ihr Flieger langsam vom Gate entfernte und sich auf das Rollfeld zu bewegte. Sie waren dabei abzuheben.
Amy geriet in Panik. »Schau jetzt nicht hin, aber sie bewegen sich !«
»Wo ist die Tür? Wir können der Maschine immer noch hinterherlaufen!«
»Das kannst du gerne machen, Dan! Während sie dann deine Überreste aus der Flugzeugdüse kratzen, werde ich versuchen, hier irgendwen davon zu überzeugen, mich ins nächste Flugzeug zu lassen. Ein Ticket ist sicher leichter zu bekommen als zwei.« Amy drehte sich Richtung Ticketschalter. »Du kannst natürlich auch einfach mit mir kommen!«
Draußen wurden die Fenster von Flug Nummer 807 zu silberschwarzen Löchern in der Ferne. Amy wusste, dass hinter einem von ihnen Nellie saß und in einer Situation war, die sie nicht einmal ihrem schlimmsten Feind wünschte.
Sie war alleine mit den Kabras.
Dan folgte Amy durch den überfüllten Sicherheitsbereich zurück zum Serviceschalter von Japan Airlines. Die Schlange für die Tickets war mindestens drei Mal so lang wie zuvor.
Sie tauschten einen wortlosen Blick aus. Amy wusste,
dass Dan genau dasselbe dachte wie sie. Er seufzte und seine Augen wanderten langsam zum Förderband. »Saladin ist ebenfalls im Flugzeug«, sagte er. »Und unsere Schwerter.«
Amy widerstand ihrem dringenden Bedürfnis, in Tränen
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