Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
andere juwelenbesetzte Turnschuhe. Während sie an Dan und Amy vorbeischossen und mit ihren Bordkarten herumwedelten, rief der mit den Turnschuhen: »Aus dem Weg, bitte!«
Irgendwie kam Amy die Stimme bekannt vor. Sie wirbelte herum und sah, wie die beiden verspäteten Fluggäste nach dem Absperrband griffen und es beiseitezogen. »Wartet!«, schrie Amy.
Ein Mitarbeiter des Bodenpersonals war ebenfalls aufmerksam geworden und sprintete los, um ihnen den Weg zu versperren. Höflich hielten die beiden an und zeigten ihre Bordkarten. Der Mann betrachtete sie kurz, nickte und winkte sie dann durch. »Habt einen guten Flug, Amy und Daniel«, sagte er.
Die beiden Passagiere traten in den Tunnel, drehten
sich dort aber noch einmal um. Sie schlugen ihre Kragen nach unten und grinsten.
Amy schnappte nach Luft, als sie ihre schlimmste Befürchtung bestätigt sah.
»Sayonara, ihr Nieten!«, spotteten Ian und Natalie Kabra.
Zweites Kapitel
»Halten Sie sie auf!« Dan und Amy rannten zurück zum Tunnel und riefen dabei so laut sie konnten.
Schnell stellte sich ihnen der Flughafenmitarbeiter in den Weg. »Bordkarten, per favore?«, forderte er sie auf. Sein Gesichtsausdruck zeigte eine Mischung aus Verblüffung und Verärgerung.
Hilflos musste Amy zusehen, wie Ian und Natalie in den langen Schatten des Tunnels huschten. Dann hörte sie, wie sich die Flugzeugtür mit einem dumpfen Knall schloss.
»Das sind … das sind die Kabras!«, versuchte es Dan. »Böse Kabras. Famoso, evillo, Kabritos! Sie haben unser Au-pair-Mädchen als Geisel genommen!«
Während sich eine Traube neugieriger Gaffer um sie herum versammelte, wiederholte der Mitarbeiter: »Keine Bordkarten?«
Er sah Amy direkt an. Dan schielte panisch zu ihr hinüber, seine Augen schrien: Du bist die Ältere von uns beiden - tu etwas !
Amys Gedanken wirbelten wild durcheinander, wie die Strahlen in einer defekten Laser-Show. Wie konnte es sein, dass die Kabras hier waren? Dan und sie hatten sie
bewusstlos in einem brennenden Museum in Venedig zurückgelassen. Wer hatte sie befreit? Wie hatten sie sich so schnell wieder erholen können? Wie war es ihnen gelungen, an ihre Tickets zu kommen?
Inzwischen blickte jeder Amy an. Der gesamte Flughafen. Sie hasste es, wenn Leute sie anstarrten. Was sie aber noch mehr hasste, war, von den Kabras erniedrigt zu werden. Immer waren sie ihnen einen Schritt voraus, immer einen Hinweis näher am Geheimnis der Cahills. Ganz egal wie sehr sich Amy und Dan auch bemühten, die Kabras waren klüger, schneller, abgebrühter - und skrupellos. Sie gaben sich als Dan und Amy aus. Und wahrscheinlich waren sie sogar gerade dabei, ihr wehrloses Au-pair-Mädchen zu überrumpeln. Doch wie konnte Amy das bloß all diesen Leuten verständlich machen? Sie öffnete den Mund, doch es war einfach zu viel. Zu viele Augen. Sie fühlte sich, als hätte sie ihre Zunge verschluckt. Nichts wollte herauskommen.
»Ohhh-kay, danke, Amy«, sagte Dan. »Ähm, wissen Sie, Kumpel … äh … Wachtmeister? - Sie haben doch diese Typen da gesehen? Die Kabras? Also tatsächlich sind es ein Junge und ein Mädchen. Die haben uns reingelegt, okay? Comprendo? Auf den Tickets steht ›Cahill‹, aber sie sind keine Cahills. Na ja, eigentlich sind sie es schon, aber sie gehören einem anderen Zweig der Familie an. Sie sind so was wie die Janus’, ich meine sie sind eigentlich Lucians. Wir wissen aber nicht, was wir sind. Also ich meine, welcher Zweig, aber verwandt sind wir schon miteinander.
Egal, jedenfalls haben wir alle wegen so einer Sache miteinander zu tun, um den Letzten Willen unserer Großmutter zu erfüllen. Eine Art Kampf könnte man vielleicht sagen, aber es ist auch eine ziemlich lange Geschichte und IRGENDWER MUSS SIE JETZT AUFHALTEN! PRONTO!«
»Sorry«, sagte der Mitarbeiter, »wenn ihr keine Bord…«
Amy packte Dan am Arm. So kamen sie nicht weiter. Sie mussten Ms Rinaldi finden oder den Vorgesetzten, der sie zu sich gerufen hatte. Vielleicht hatten sie doch noch eine winzige Chance. Vielleicht konnten sie verhindern, dass das Flugzeug abhob.
Dan und sie liefen erneut zu der Ecke, wo sie mit den Kabras zusammengestoßen waren, und gelangten sofort auf den Hauptkorridor. In einiger Entfernung konnten sie eine Reihe von Läden erkennen. Zu ihrer Rechten befanden sich ein Schrank und eine Glastür, auf der in drei Sprachen stand: UNBEFUGTEN ZUTRITT VERBOTEN.
Zu ihrer Linken war vor der Tür zur Damentoilette eine Gruppe Schaulustiger versammelt,
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