Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
schon was bilden! Ein Klassiker!«
Amy, Alistair, Natalie, Ian und Nellie starrten ihn verstört an.
Nur Alistair entgegnete: »Es gibt kein W in der koreanischen
Sprache. Es gibt in Korea auch keine Palmen. Vielleicht könnten es Ahornbäume sein …«
»Mrrp«, schnurrte Saladin und rieb sein Gesicht an Dans Knie.
»Ich erzähle dir den Rest der Handlung später«, flüsterte Dan dem Mau zu.
Alistairs Fahrer ließ sie auf dem Parkplatz des Pukhansan Nationalparks raus. Ein Pulk von Touristen hatte sich um eine riesige Karte versammelt, auf der die Wege eingezeichnet waren und die Alistair sorgfältig mit seiner aus dem Pergament und der Buchseite gewonnenen Karte abglich. Er folgte der dunklen geschlängelten Linie mit dem Finger und hielt an verschiedenen schwarzen Markierungen inne. »Das hier sind, so nehme ich wenigstens an, alte Tempel. Lasst uns außerdem annehmen, dass das große X unser versteckter Schatz ist …«
»Er liegt zwischen zwei Tempeln«, sagte Natalie. »Aber welche zwei sind es?«
Alistair zuckte niedergeschlagen mit den Schultern. »Es gibt viele von ihnen. Und sie liegen weit auseinander. Das hier kann also mehrere Tage dauern.«
»Dann lasst uns lieber gleich loslegen!«, sagte Dan.
»Jemand muss hier bei Saladin und Mr Chung bleiben«, mischte sich Nellie ein und warf dem Bergmassiv einen zweifelnden Blick zu. »Okay, ihr habt mich überredet; ich mach’s.«
Der Rest der Gruppe machte sich über einen ausgetretenen Pfad auf den Weg. »Hideyoshi hat einen Großteil
von dem, was heute Südkorea ist, erobert«, erklärte Alistair, »unter anderem Seoul, was damals noch Hanseong hieß. Doch die Soldaten wehrten sich beherzt und haben diese Festung errichtet, um die Invasion abzuwehren.«
»Wieso sollte Hideyoshi seine Schätze hier vergraben haben?«, fragte Amy.
Alistair zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wollte er den Schutz der Festungsmauer nutzen. Er hat ja angenommen, dass das hier Teil seines Hoheitsgebiets bleiben würde.«
»Zu große Selbstsicherheit ist ein Fluch«, bemerkte Ian.
»Na, du musst es ja wissen«, sagte Dan.
Je weiter der Pfad anstieg, desto weniger Wanderer benutzten ihn. Jedes Mal wenn sie an einem Tempel vorbeikamen, verglich Alistair die Karte mit der Landschaft und schüttelte jedes Mal den Kopf.
Sein Rücken war nun schweißnass, und er atmete schwer, als er sich schließlich auf einen Felsvorsprung niedersinken ließ. »Mittagessen«, verkündete er und gab die Karte an Amy weiter. »Liebes, würdest du das bitte in deinem Rucksack aufbewahren?«
»Mittagessen? Wir sind doch gerade erst losgelaufen!«, beschwerte sich Ian, der gerade den Wall hinaufkam, während sich seine zu weiten Harold-Hosen in der Brise aufblähten.
Natalie setzte sich ungeduldig neben Alistair. »Du hast
nicht zufällig Prosciutto mit Büffelmozzarella und sonnengetrockneten Tomaten auf Vollkornfocaccia mit Pesto dabei?«
»Erdnussbutter und Banane auf Weißbrot?«, bot Dan ihr an.
Alistair betrachtete aufmerksam die Umgebung. »Ich fürchte, wir haben den richtigen Punkt bereits verpasst. Der Verlauf des Walls ist vielleicht innerhalb der letzten Jahrhunderte geändert worden. Möglicherweise sieht es heute nicht mehr so aus wie früher.«
Amy schloss den Reißverschluss ihres Rucksacks, als sie etwas am Kopf traf - ein Klumpen Moos, der abprallte und neben ihren Füßen landete. »Hey!«
Ian lachte, während er sich den Dreck von seinen Händen abwischte.
Er lachte . Ganz zu schweigen davon, dass er sie anstarrte. Seine Augen hatten einen spöttischen Ausdruck, der sie aufs Höchste verunsicherte. Es war, als würde er gleich wieder mit einem seiner abfälligen Kommentare herausplatzen - vor allen anderen. Sie hielt ihre Tränen zurück und kämpfte gegen den Drang an, wegzulaufen oder sich in ihr Schneckenhaus zurückzuziehen.
»Wirf es zurück«, zischte Dan. »Mit Schmackes!«
Ian bildete mit den Händen vor seinem Mund einen Trichter. »Amy, nimmst du eine Herausforderung an? Ein Wettrennen zur Spitze des nächsten großen Felsens? Ich gebe dir auch einen Vorsprung. Oder bist du dafür zu langsam?«
»Sie ist nicht langsam!«, rief Dan zurück. Und etwas leiser fügte er hinzu: »Na ja, eigentlich ist sie es schon.«
Amy stand auf. Es war eine Sache, von einem Kabra erniedrigt zu werden, aber dass auch noch ihr rotznasiger kleiner Bruder in dieselbe Kerbe schlug, das konnte sie nicht hinnehmen.
Sie betrachtete den großen Felsen. Das war Irrsinn. Er
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