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Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao

Titel: Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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würde. Wenn man diese Sendung einmal wirklich durchlebt hatte, verlor sie ihren Reiz.
    Sie entfernten sich vom Flussufer. Hinter ihnen wirkten die Bäume und das Blattwerk dicht und undurchdringlich. Ohne das Sonnenlicht sah der Fluss dunkel und ölig aus.
    »Krokodile haben eine extrem kräftige Kiefermuskulatur und können dadurch eine Beißkraft entwickeln wie kaum ein anderes Tier auf der Welt«, sagte Dan. »Fast 5000 Pfund pro Quadratzentimeter. Das ist zwölf mal stärker als ein großer Weißer Hai. Sie können sich auch schnell bewegen, sogar an Land. Die beste Taktik, vor ihnen wegzulaufen, ist geradeaus, nicht im Zickzack. Und richtig schnell rennen ist natürlich auch gut.«
    »Dan! Halt den Mund!«, rief Amy.
    »Sie jagen nachts. Sie lauern ihrer Beute auf.«
    »Das macht es nicht besser.«
    »Sie ziehen dich unter Wasser, rollen sich mit dir immer wieder herum und ertränken dich, bevor sie dich auffressen. Wenn du Glück hast. Du musst versuchen, die Hände um ihre Kiefer zu kriegen und sie zudrücken …«
    »Dan, verpiss dich!«
    »Ich mach mir wirklich gleich in die Hose!«
    Beide sagten für kurze Zeit nichts mehr. Jenseits des dunklen Flusses glitzerten die Lichter von Luxor. Hinter ihnen, am Westufer des Flusses, schliefen die alten Könige und Königinnen in den Kalksteinklippen, die Hügel wiegten sanft ihre Seelen. Der Himmel über ihnen war dichter mit Sternen übersät als alles, was Amy jemals gesehen hatte. Es wäre wunderschön gewesen, wenn es Amy gelungen wäre, sich keine Sorgen mehr darüber zu machen, von Krokodilkiefern zermalmt zu werden.
    »Ich versuche nur, dir Tipps zu geben«, schmollte Dan.
    »Wenn wir die Aufmerksamkeit eines Bootes auf uns lenken können, wird uns schon jemand retten«, sagte Amy. Sie konnte die einzelnen Lichter an den Enden der Boote – Feluken hatte Theo sie genannt – draußen auf dem Fluss sehen. »Wie sagt man ›Juhu‹ auf Arabisch?«
    »Ich glaube, ›Juhu‹ ist Teil einer Universalsprache«, antwortete Dan. »So wie au , du stehst auf meinem Fuß.«
    »Das ist universal?«
    »Nein, du stehst auf meinem Fuß. Au.«
    Amy rückte zur Seite.
    »Juhu!« Ihre Stimme klang dünn. Sie wurde von der Dunkelheit verschluckt. Sie versuchte sich zu erinnern, ob Krokodile Geräuschen nachjagten. Sie beschloss, Dan lieber nicht danach zu fragen.
    » Juhu! «, schrie sie nun lauter. Die winzigen Lichter der Boote blieben auf Kurs, während sie langsam hin und her kreuzten. »Na ja, Nellie und Theo werden schon nach uns suchen«, sagte sie.
    »Wie sollen sie nach uns suchen?«, fragte Dan. »Jonah hat das Boot geklaut!«
    »Sie leihen einfach ein Boot und …«
    »Schhh!«, unterbrach Dan sie.
    »Nur weil ich dir vorhin gesagt habe, du sollst leise sein …«
    »Schhh! Hör doch mal.«
    Amy hörte gar nichts. Dann hörte sie ein sanftes Plätschern.
    Sie erstarrte. »Siehst du irgendwas?«, fragte sie.
    »Ich glaube, ich habe zwei Augen gesehen«, flüsterte Dan.
    »Da draußen im Schilf. Krokodile bleiben im Wasser, bis sie angreifen …«
    Amy hielt Ausschau. Sie sah gar nichts im Schilf. Nur einen riesigen Baumstamm, der in der Nähe des Ufers trieb. Dann entdeckte sie, dass der Baumstamm zwei Augen und eine Schnauze hatte. Das Krokodil drehte um und glitt auf die Böschung zu.
    »D-d-d-d-d…«
    »Was?«
    »K-K-Krok…«
    Das Krokodil trampelte auf den Strand, und Amy vergaß vor Schreck, wie man sich bewegte. Es sah wie ein Dinosaurier aus. Etwas Primitives und Böses und der Hunger nach rohem Fleisch gingen von ihm aus. Jedes Gefühl war aus ihrem Gehirn verschwunden, außer der Panik. Das Krokodil öffnete sein Maul. Amy fühlte sich hypnotisiert von dem, was wie Hunderte scharfer, spitzer Zähne aussah.
    Krokodile haben eine extrem kräftige Kiefermuskulatur und können dadurch eine Beißkraft entwickeln wie kaum ein anderes Tier auf der Welt …
    »Renn!«, zischte Dan. Er riss an ihrem Arm.
    Amy wirbelte herum und lief los. Sie rannte über den Strand auf die Mitte der Insel zu. Der Sand saugte an ihren Schuhen. Es war schlimmer als ihre schlimmsten Albträume.
    Amy sah sich um. Das Krokodil folgte ihnen!
    »Lauf nicht im Zickzack!«, schrie Dan.
    Doch sie lief gar nicht im Zickzack. Sie stolperte. Ihre Beine zitterten so sehr, dass sie sie kaum bewegen konnte.
    Sie rasten in das Gestrüpp und folgten einem engen Pfad, der sich durch die Bäume schlängelte. Amys T-Shirt verfing sich an einem Ast, doch sie riss es los und lief weiter, sprang über

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