Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao
ich getan habe!«, rief Alistair. »Meine Sicherheit hängt davon ab, für tot gehalten zu werden. Alles andere hätte nicht funktioniert. Versteht ihr nicht, dass unser Bündnis damit stärker ist denn je?«
»Wir haben kein Bündnis«, erklärte Dan. »Weil du gelogen hast.«
»Eine kleine notwendige Täuschung. Denkt darüber nach. Jetzt kann ich verdeckt operieren. Ihr habt einen im wahrsten Sinne des Wortes stillen Teilhaber. Die Kabras halten mich für tot. Bald wird sich die Neuigkeit bei allen Cahills verbreiten.«
»Dein Onkel glaubt, dass du am Leben bist.«
»Nun.« Alistair hustete schwach. »Dafür könnte er Gründe haben. Doch er wird es den anderen nicht verraten. Wir sind beide immer noch Ekaterina, ganz egal, was wir persönlich voneinander halten.«
»Und warum hörst du dann unser Zimmer ab?«, fragte Dan.
»Ich wusste, dass ihr in Kairo mit meinem Onkel gesprochen habt. Ich wollte herausfinden, ob ihr euch mit ihm verbündet habt. Ihr dürft ihm nicht trauen.«
»Aber dir sollen wir wohl trauen?«, fragte Amy verächtlich.
»Du hörst uns ab, und wenn du dabei zufällig eine Information über einen Hinweis mitgehört hättest, den du uns abjagen könntest, na, dann wäre das ein willkommener Bonus gewesen, stimmt’s?«, höhnte Dan.
»Nein, nicht abjagen«, verbesserte Alistair. »Aber euch helfen, ja. Wir können es zusammen schaffen.«
»Und jetzt sollen wir dir glauben?«, rief Amy. »Wir haben dir vertraut, Alistair. Du hast uns allein gelassen.«
Alistair seufzte. Er sah nach unten auf seine pinken Knöchel. »Ich bedaure sehr, dass ihr euer Vertrauen zu mir verloren habt«. Er sah sie an. Der warme Blick seiner braunen Augen schien aufrichtig zu sein. »Aber ich kann meine Taten nicht bedauern. Ich habe aus dem besten Gewissen heraus so gehandelt. Für unser Bündnis.«
»Immer wieder benutzt du dieses Wort«, erwiderte Dan. »Kapierst du es nicht? Wir vertrauen Drückebergern nicht!«
»Ihr müsst etwas begreifen«, erklärte Alistair. »Das hier ist erst der Anfang auf der Jagd nach den 39 Zeichen. Es wird Betrug geben und Dinge, die wie Betrug aussehen. Es wird Wendepunkte geben. Es wird Siege geben, die am Ende zu Staub zerfallen. Was ihr tun müsst, ist einfach. Ganz egal, wie die Dinge aussehen, ihr müsst weitermachen. Wie schafft ihr das? Indem ihr eurem Herzen folgt. Wenn ihr wirklich glaubt, dass ich nicht auf eurer Seite bin, dann müsst ihr jetzt gehen. Aber wenn ihr glaubt, dass wir zusammen den nächsten Hinweis finden können, dann bleibt.«
Was sollen wir tun?, überlegte Dan. Er war immer noch böse auf Alistair. Sie waren auch immer noch erschüttert von Hilarys und Theos Betrug. Vielleicht hatte Amy recht und sie konnten niemandem trauen. Vor allem Alistair nicht.
Doch sie steckten in einer Sackgasse und würden ihn vielleicht brauchen.
»Ich kenne einen Weg, wie wir den Hinweis finden können«, erzählte Alistair weiter.
Dan schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«
Alistair lächelte. »Ich bin ein Ekaterina. Doch möglich.«
Alistair bahnte sich mit einem Stock einen Weg durch das Schilf. Die Aufschläge seiner cremefarbenen Hose, die von einem sehr guten Schneider in Hongkong für ihn angefertigt worden war, waren mit Matsch bespritzt. Manchmal war eben auch ein Opfer nötig, wenn man dadurch einem lohnenden Ziel näher kam.
Er hatte ein Taxi gerufen, das sie in den Süden der Stadt gebracht hatte, dann waren sie bei einem nubischen Dorf ausgestiegen. Er teilte Tüten voller Stifte und Süßigkeiten aus, um die Dorfkinder zu verscheuchen, die um Bakschisch bettelten. Nun waren sie allein auf einem Trampelpfad zum Fluss unterwegs, der nach und nach immer mehr mit Unkraut überwuchert war.
Die Abhörvorrichtung war vielleicht nicht seine beste Idee gewesen. Er hätte einfach an die Tür klopfen und mit ihnen sprechen sollen. Aber er konnte sich nicht sicher sein, dass sie nicht mit Bae gesprochen hatten. Er musste sicherstellen, dass sie ihn nicht hintergangen hatten.
Das war das Grundproblem aller Cahills. Niemand wusste, wie man jemand anderem Vertrauen entgegenbrachte. Das hatte natürlich gute Gründe. Alistair hatte oft betrogen und war noch öfter selbst betrogen worden, als er zählen konnte.
Er wollte diesem Cahill-Muster entkommen. Er hatte es mit Dan und Amy probiert. Aber als er seine Chance sah, seinen Tod vorzutäuschen und zu verschwinden, hatte er sie verlassen.
Manchmal war ein Opfer nötig, wenn man dadurch einem lohnenden Ziel
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