Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
wir glauben, also diejenigen von uns auf höchster Ebene –, dass diese Person, dieser Spion, dieser Maulwurf, gemeinsam mit den Madrigals deine Eltern ermordet hat.«
Nein . Isabel meinte definitiv nicht Natalja. Das musste jemand anders sein. Natalja hatte unglaublich viel riskiert, um ihnen zu helfen.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte sie und schluckte schwer.
»Es war Brandstiftung. Sehr raffiniert ausgeführt«, erklärte Isabel. »Wir haben es selbst untersucht. Es tut mir leid, das ist bestimmt ein Schock für dich, Amy, aber du musst dich damit abfinden. Du musst erkennen, mit wem du es zu tun hast. Die Madrigals sind skrupellos.«
»Warum sollte ich Ihnen glauben?«, wollte Amy wissen. Warum sollte sie überhaupt noch jemandem Glauben schenken?
Isabels Stimme wurde butterweich. »Weil ich mit deinen Eltern befreundet war. Ich habe lange um sie getrauert, und als mir klar wurde, dass ein Spion der Lucians mit den Madrigals gemeinsame Sache machte, beschloss ich, mich an der Jagd zu beteiligen. Ian und Natalie werden sich ab sofort raushalten. Ich möchte mich mit dir und Dan zusammentun. Ich will euch helfen, den Mörder vor Gericht zu bringen.«
»Wer ist der Schuldige?«, fragte Amy, die schon wieder einen Kloß im Hals hatte.
Isabel ignorierte Amys Frage. »Ich werde euch nicht nur helfen«, fügte sie hinzu, »sondern wir werden dir und deinem Bruder alles zur Verfügung stellen, was die Lucians zu bieten haben. Informationen. Stützpunkte. Geld. Wir verraten uns gegenseitig die Zeichen und gewinnen gemeinsam.«
»Was interessieren mich die Zeichen? Wer hat meine Eltern umgebracht ?«
»Irina Spasky.«
Die am Himmel untergehende Sonne färbte das blaue Wasser rosa. Vor dem blendenden Licht lag Isabels Gesicht im Schatten, sodass ihre Züge nicht mehr zu erkennen waren. Der Schein des Abendlichts umgab sie wie ein Feuer. Amy war schwindlig.
Genau davor hatte Irina sie gewarnt. Die Lüge wird klingen wie die Wahrheit . Aber war es eine Lüge? Oder wollte Irina sie das nur glauben machen?
»Mein Mann und ich lernten Irina kennen, als wir alle noch Teenager waren«, begann Isabel. »Ich habe beobachtet, wie sie von einer idealistischen Schülerin zu einer kaltblütigen Mörderin wurde. Aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass sie ihre eigenen Verwandten verraten würde. Sie denkt nur noch an die Jagd nach den Zeichen und an den Sieg. Sie ist völlig wahnsinnig. Es tut mir leid, Amy. Das ist für dich sicher nicht einfach. Aber du solltest wissen, wer deine Eltern umgebracht hat.«
Isabel sah tatsächlich so aus, als tue ihr das alles schrecklich leid. Ihre glänzenden Augen, in der Farbe dunklen Honigs, waren voller Mitleid.
»Wir können unsere Kräfte bündeln und sie besiegen«, fuhr sie fort. »Wir können sie bloßstellen . Das fürchtet sie mehr als alles andere. Die Madrigals … von ihnen hängt alles ab. Was wissen wir also über sie? Nur, dass sie es auf die Zerstörung aller Cahill-Familienzweige abgesehen haben … und trotzdem weiß niemand, wer oder was sie sind. Wir vermuten, dass die Gruppe vor Hunderten von Jahren von skrupellosen Cahills gegründet
wurde und dass sie die Zerstörung der gesamten Familie anstreben. Man sollte meinen, dass sich die Familienzweige gegen sie zusammengeschlossen hätten. Aber in all den Jahren konnten sie keine Allianz schmieden, nicht einmal gegen einen gemeinsamen Feind. Bis heute.« Isabel klatschte in die Hände. »Wir können die Zukunft verändern, Amy. Wir können die 39 Zeichen finden und du kannst deine Eltern rächen. Wenn wir zusammenarbeiten.«
»Ich verstehe nur nicht, was Sie davon haben«, bemerkte Amy.
»Deine Intelligenz. Den Instinkt deines Bruders. Ihr habt schließlich sogar meine Kinder ausgestochen. Und denk daran, Amy: Du könntest immerhin eine Lucian sein . Grace wollte sich niemandem anschließen. Aber du bist da anders. Für mich bist du eine Lucian«, sagte Isabel scheinbar gerührt.
Sie öffnete die Arme. »Das ist also fast so etwas wie eine … Heimkehr. Und wir bieten euch noch etwas, das wichtigste überhaupt: Schutz. Irina hat noch jede Menge Tricks auf Lager, das versichere ich dir. Und die Madrigals sind skrupellos.«
War Amy mit der Mörderin ihrer Eltern im Tunnel gewesen? Sie dachte noch einmal an den Ausdruck in Irinas Augen, als sie sich in der Krypta gegenübergestanden hatten. Sie wusste, dass Irina zu schrecklichen Dingen fähig war …
Es sei denn, Irina hatte ihr die Wahrheit gesagt,
Weitere Kostenlose Bücher