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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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fressen die Haie wahrscheinlich noch die Fischstücke, aber dann bist du dran.« Mit ihrem strahlend weißen Turnschuh gab sie dem Eimer einen leichten Tritt. »Und ich habe davon noch viel mehr hier. Also. Was meinst du? Schwimmen oder reden?«
    »Ich werde da nicht reinspringen«, sagte Amy, stand auf und ging zum anderen Ende des Bootes.
    »Tja, wenn du es nicht selbst tust, kann ich dich auch gerne hineinwerfen«, erwiderte Isabel gelassen. »Hauruck, und schon ist es passiert. Kampfsporttraining. Kein Problem. Ian kann mir helfen.«
    »Mutter?« Ians Stimme klang etwas zittrig.
    Sie wirbelte zu ihm herum. Ihre Stimme war jetzt scharf wie ein Messer. »Sag nicht immer Mutter zu mir! Wie oft muss ich dir das noch sagen? Das macht mich alt!« Sie gewann
ihre Fassung wieder, wandte sich erneut Amy zu und zuckte mit den Schultern. »Mein Angsthase von einem Sohn hilft mir also schon mal nicht. Aber das auch gar nicht nötig.«
    Sie ging auf Amy zu. Das Mädchen wich zurück, bis sie die Reling hinter sich spürte. Weiter ging es nicht mehr, dahinter wartete nur noch das Wasser auf sie.
    »Arme, kleine Amy. Armer, kleiner Dan«, sagte Isabel gedankenverloren. »Wer hätte vorhersehen können, dass sie einmal durch die ganze Welt reisen würden? Paris, Moskau, Venedig, Seoul, Karatschi. Ihr habt die Lucians zum Wahnsinn getrieben.«
    Karatschi? , wunderte sich Amy trotz aller Panik. Dan und sie waren nie in Karatschi gewesen.
    »Wer hat euch in Russland geholfen? Wie viele Zeichen habt ihr gefunden?« Isabel setzte ihre muskulösen Arme zu beiden Seiten Amys auf die Reling. Von Nahem sah Amy ihre schon unheimlich makellose Haut, aber auch das grausame Glimmen in ihren goldfarbenen Augen.
    »Wirf noch etwas mehr Fisch ins Wasser«, herrschte Isabel ihren Sohn an.
    Ian bewegte sich nicht.
    »SOFORT!«
    Ian stand auf und ging auf den Eimer zu. Amys Herz raste, und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Isabel presste sie nicht mehr gegen die Reling, aber Amy war bereit, ja, kurz davor zu springen. Sie fragte sich, welche Chancen sie hatte, wenn sie zum Bug lief und ins Wasser sprang. Wenn sie so schnell schwamm, wie sie nur konnte, wie weit würde sie
kommen, ehe ein Hai sie erwischen und ihr einen Arm oder ein Bein abbeißen würde?
    Isabel drehte sich ungeduldig zu Ian um. Da sah Amy etwas aus dem Augenwinkel aufblitzen. Dort waren bunte Farben am Himmel über Isabels Schulter. Orange, lila, rosa – gestreifte Gleitschirme segelten über den Strand.
    Ein rot-orangefarbener Paragleiter kam schneller voran als die übrigen. Er flitzte über den Himmel und zog über dem Wasser eine große Schleife. Amy beobachtete, dass er immer näher zum Boot kam. Dann sah sie ein paar käsig-weiße Beine herabbaumeln. Fleischige Hände bedienten die Leinen.
    Hamilton!
    Amy erlaubte sich kein Zwinkern, wagte kaum zu atmen, um nicht zu verraten, was sie von oben nahen sah. Isabel trieb derweil Ian zur Eile an. Die Haie umkreisen das Boot.
    Amy erstarrte, als Hamilton einen Abwind nutzte und deswegen vorübergehend die Sonne verdeckte. Isabel blickte auf, hielt sich die Hand vor die Augen und sah ihn näher kommen.
    »Nun mach schon!«, schrie Hamilton Amy an. Die sprang auf die gepolsterte Bank und packte ihn an den Füßen.
    »Woo-hoo!«, kreischte Hamilton. Amy zog die Beine an und klammerte sich an Hamiltons Füßen fest.
    Isabel schrie vor Wut und versuchte, Amy an den Beinen zu packen. Hamilton steuerte mit dem Gleitschirm vom Boot weg und machte eine Wendung nach links, sodass Isabel ins Leere fasste. Amy trat noch mit aller Kraft gegen den Eimer, sodass er umfiel. Fischinnereien und Blut ergossen sich über das gesamte Deck und besudelten Isabels blütenweiße Schuhe und Shorts.

    Sie kreischte vor Wut.
    »Super Tritt, Amy!«, gluckste Hamilton.
    Doch ein erneuter Windstoß blies sie zur Seite, und Isabel gelang es, mit einer blutigen, nach Fisch stinkenden Hand Amys Fußgelenk zu packen. Amy schrie auf und trat nach ihr.
    »Hoppla!«, rief Hamilton, als sich der Gleitschirm zur Seite neigte.
    Isabel rutschte auf dem glitschigen Boden aus und fiel in die restlichen Fischabfälle. Amy zog die Beine an und segelte mit Hamilton über die Reling davon. Sie befanden sich nur knapp über dem Wasser, und als ihr Blick nach unten fiel, sah sie unter der Wasseroberfläche den dunklen Rumpf eines Hais.
    »H-Hamilton …«
    »Halt dich einfach nur gut fest!«, brüllte er.
    Amys Schuh glitt über das Wasser.
    Der Hai drehte sich

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