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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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kurz zu ihnen um und grinste sie an, »er wünscht uns viel Glück.«
    Amy und Dan legten nervös den Gurt an, während Nellie mit dem Tower sprach. Das Flugzeug rollte auf die Startbahn zu. Amy presste die Nase gegen das Fenster. Shep sprach wild gestikulierend mit den Sicherheitskräften, die nicht merkten, dass sich das Flugzeug bewegte.
    Irina stand regungslos da und beobachtete die Maschine. Amy erwartete, dass sie jede Sekunde die Polizisten auf sie aufmerksam machen würde. Doch sie stand nur da und sah ihnen nach.
    Warum unternahm sie nichts?
    »Und los geht’s!«, rief Nellie, während das Flugzeug beschleunigte.
Sie rasten über die Startbahn. Amy hielt sich an den Armlehnen fest und hoffte, das Nellie mit ihren Fähigkeiten als Pilotin nicht übertrieben hatte.
    »Glaubst du, es sind Fallschirme an Bord?«, fragte sie ihren Bruder.
    Er antwortete nicht. Aber auch er klammerte sich an die Armlehnen.
    Das Flugzeug hob sanft ab. Es stieg in die Luft, überquerte Darwin und flog hinaus über das türkisfarbene Wasser.
    Nellies Stimme kam über die Lautsprecheranlage. »Okay, meine Lieben, entspannt euch und genießt den Flug. Nächster Halt Java.«
    Amy lehnte sich zu Dan hinüber. »Das ist so was von abgedreht, was Nellie alles kann«, sagte sie. »Es ist gerade so, als sei sie ausgebildet worden für diese Jagd.« Dan antwortete noch immer nicht. Er starrte aus dem Fenster, angespannt und verkrampft. »Ich frage mich so langsam, ob wir sie überhaupt kennen.«
    Dan drehte sich wütend zu ihr um. »Ich weiß, wie sich das anfühlt.«
    »Was?«, fragte Amy.
    »Isabel hat dir also gesagt, dass Irina unsere Eltern umgebracht hat? Und du hast mir nichts davon erzählt?«
    Amy sah, dass sich seine Augen mit Tränen füllten.
    »Ich wollte es dir ja sagen, es ist nur so, dass …«
    Es ist nur so, dass ich dauernd diese Bilder sehe. Und manchmal weiß ich nicht, ob sie real sind. Ich habe Angst, Dan. Eine Riesenangst. Was ist, wenn es wirklich meine Schuld ist, dass sie gestorben sind?

    »Ach, und wann hattest du das vor?« Dans Lippen bildeten einen schmalen Strich. »Morgen? Nächste Woche? Oder nie?«
    »Ich dachte, es wäre besser, noch zu warten.« Selbst in Amys Ohren klang dies wie eine lahme Ausrede.
    »Unsere Eltern wurden ermordet , du hast herausgefunden, wer es war, und mir nichts gesagt?«
    »Wir wissen doch nicht, ob es Irina war!«
    »Glaubst du ihr etwa?«
    »Na ja, Isabel können wir jedenfalls auch nicht trauen. Vergiss nicht, sie wollte mich an die Haie verfüttern. Und in der Mine hat sie auch versucht, uns umzubringen. Sie kommt mir nicht gerade besonders vertrauenswürdig vor.«
    »Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren. Du behandelst mich wie … einen kleinen Jungen!«
    »Aber du bist ja auch mein kleiner Bruder!«
    »Ich bin nicht mehr klein!« Dans Gesicht war jetzt dunkelrot vor Wut. »Ich habe dir oft genug den Hintern gerettet. Und du hast dich oft genug darauf verlassen, dass ich dir helfe, wenn du vor lauter Angst nicht mehr klar denken konntest. Wie kommst du also darauf, dass du mich beschützen musst?«
    Weil du mein kleiner Bruder bist , wollte Amy sagen.
    Aber sie konnte es nicht aussprechen. Sie wusste, wenn sie es täte, würde Dan aus dem Flugzeug springen, mit oder ohne Fallschirm.
    Sie sah ihn einfach nur hilflos an.
    »Geheimnisse und Lügen«, sagte er. »Gratuliere, Schwester. Du bist jetzt offiziell eine Cahill.«

Einundzwanzigstes Kapitel
    Dan hätte nie gedacht, dass er jemals aus dem Mund seines Au-pair-Mädchens die Worte hören würde: »Nächster Halt Java«. Er hätte aber auch nie geglaubt, dass er sich je so einsam fühlen würde wie in diesem Augenblick.
    Als er sieben war, war er einmal gegen eine Glasschiebetür gelaufen. Er war zurückgeprallt und hingefallen. Wenn er nur daran dachte, spürte er erneut diesen plötzlichen, heftigen Schock. Und gleich darauf folgte der Schmerz.
    Jetzt hatte er genau dasselbe Gefühl.
    Er versuchte, nicht an den Tod seiner Eltern zu denken, aber natürlich dachte er fast jeden Tag daran. Vor allem aber blendete er so nutzlose Gedanken aus wie Was wäre, wenn … Was wäre, wenn Papa da wäre und mit ihm zum Fußball ginge? Was wäre, wenn Mama bei seinem schlimmsten Asthmaanfall dagewesen wäre? Er sagte sich, dass solche Gedanken kindisch waren. Es hatte gebrannt. Das war Schicksal. Niemand konnte das ändern. Keiner hatte Schuld daran.
    Aber jemand hatte eben doch Schuld an ihrem Tod. Jemand hatte ihm seine Familie

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