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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Sue Park
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könne sich aber noch ein bisschen benommen fühlen wegen des Beruhigungsmittels, das sie ihm am Abend gegeben hatten. »Gutes Essen, Sonne und Entspannung – so lautet mein Rezept«, hatte der Arzt erklärt.
    Nein , hatte Amy gedacht. Das wird nicht ausreichen. Dan müsste die Zeit zurückdrehen können, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Lester noch lebte.
    Sie sah in das blasse, erschöpfte Gesicht ihres Bruders und wusste genau, was er meinte.
    Irina hatte gewusst, worauf sie sich bei der Zeichenjagd eingelassen hatte. Sie kannte das Risiko und hatte sich trotz der möglichen Gefahren bewusst dazu entschieden. Sie war in dem Wissen gestorben, dass ihr Tod eine Folge des Kampfes um die Zeichen war.
    Lester aber hatte von all dem nichts gewusst.
    »Es ist so ungerecht«, sagte Dan. »Er wollte doch nur helfen.« Tränen sickerten durch seine geschlossenen Augenlider. »Und wir haben ihm keine Chance gegeben.«
    Auch Amy liefen Tränen über die Wangen und sie musste sich räuspern. »Was meinst du damit?«, fragte sie.
    Dan öffnete die Augen. »Wir hätten es ihm sagen müssen. Dass es gefährlich werden kann, uns zu helfen. Wir hätten ihm die Chance geben müssen, sich zu entscheiden.« Er wischte sich mit seinem T-Shirt über die Augen. »Wir sind Madrigals. Aber wir dachten, wir könnten anders sein als sie. Lesters Tod beweist, dass wir es nicht können. Es ist unsere Schuld, dass er gestorben ist.«
    »Aber wir haben ihn doch nicht getötet! Oder irgendjemanden sonst! Niemals!«
    Dan schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle. Ob wir ihn getötet haben oder jemand anders. Es ändert nichts an Lesters Schicksal.«
    Amys Herz krampfte sich zusammen. Der Schmerz in Dans Augen spiegelte den unerträglichen Schmerz in ihr selbst wider.
    Es war genug.
    Amy musste sich zusammennehmen, bevor sie wieder sprechen konnte. »Denkst du dasselbe wie ich?«, flüsterte sie.
    Dan nickte. »Ja«, antwortete er, ohne zu zögern.
    Sie musste nicht noch einmal darüber nachdenken. »Also gut.«
    »Also gut«, wiederholte er.
    Mehr Worte brauchte es nicht.
    »Flughafen.«
    Nellie machte eine Vollbremsung. Zum Glück hatten sie den Parkplatz noch nicht verlassen.
    »Flughafen? Wieso das denn?«, fragte sie irritiert.
    Amy starrte aus dem Fenster. »Wir fliegen nach Hause«, sagte sie heiser. »Zurück zu Tante Beatrice.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist unsere einzige Möglichkeit«, erklärte Dan. »Wir sind Madrigals. Madrigals fügen anderen Schaden zu. Sie töten sogar oder lassen töten. Wir müssen die Zeichenjagd beenden, bevor so etwas noch einmal passiert.«
    Es herrschte Schweigen.
    »Seid ihr sicher?«, erkundigte sich Nellie erneut.
    »Ja«, antworteten sie gleichzeitig.
    Nellie fädelte sich in den laufenden Verkehr ein.
    Dan sah aus dem Fenster. Mein letzter Blick auf Jamaika … Ich werde nie wieder hierher zurückkehren .
    Doch dann packte ihn das schlechte Gewissen.
    Wir sollten zu Miss Alice gehen .
    Er wollte es gerade aussprechen, da fuhren sie an einem Hinweisschild zum Flughafen vorbei.
    »He, wir hätten hier abbiegen müssen«, rief er. »Jetzt hast du die Abzweigung verpasst. Aber egal … ich hab sowieso gerade gedacht, dass wir erst noch bei Miss Alice vorbeifahren sollten.«
    Amy sah ihn traurig an. »Du hast recht«, pflichtete sie ihm bei.
    »Also, Spanish Town statt Flughafen«, bat Dan und überlegte, was er Miss Alice sagen könnte.
    Von Nellie kam keine Reaktion. Und dabei hatte sie nicht mal ihre Ohrstöpsel drin.
    »Nellie?«, sprach Amy das Au-Pair-Mädchen direkt an. »Wir möchten zu Miss Alice, hast du das gehört?«
    Nellie nahm die Sonnenbrille aus den Haaren und setzte sie auf. »Hab’s gehört«, bestätigte sie. »Entspannt euch. Ihr könnt beide ein bisschen Ruhe gebrauchen.«
    »Aber du fährst in die falsche Richtung«, entgegnete Dan. »Spanish Town ist in der Richtung!« Er wies mit dem Daumen über die Schulter.
    Einen Moment später wurde klar, dass Nellie nicht die Absicht hatte, umzukehren, und Dan spürte, wie seine Verwirrung in Angst umschlug.
    »Wo ist Lesters Schatulle?«, fragte er plötzlich.
    »Ich hab doch gesagt: in Sicherheit«, antwortete Nellie.
    Dan konnte ihr Gesicht im Rückspiegel sehen. Sie lächelte ihm zu.
    »Macht euch keine Sorgen«, beruhigte sie die Kinder. »Der Arzt hat doch gesagt, du sollst es langsam angehen lassen.«
    »Das tue ich, sobald du mir sagst, wo die Schatulle ist«, verlangte Dan.
    Nellie presste die Lippen zusammen. Dann sagte sie

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