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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Sue Park
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schließlich: »Ich beantworte keine Fragen mehr. Ihr werdet es schon erfahren, wenn wir da sind.«
    »Wenn wir WO sind?« Dan wurde jetzt lauter. »Wohin fährst du uns?«
    Keine Antwort.
    Amy hatte offensichtlich auch Angst, denn sie packte den Türgriff.
    »Halt an«, schrie sie. »Ich möchte aussteigen. Ich fahre kein Stück weiter, bis du uns gesagt hast, was hier los ist.«
    »Tut mir leid«, sagte Nellie. »Das hier ist ein Expresswagen. Wir fahren ohne Halt bis zur Endstation.«
    Endstation . Die Art, wie sie das Wort betonte, erschien Dan mehr als merkwürdig.
    Amy riss jetzt am Türgriff. Doch Nellie hatte die Kindersicherung aktiviert. Sie waren eingesperrt.
    »Zu eurer eigenen Sicherheit«, betonte Nellie.
    Einen Augenblick lang erwog Dan, ihr ins Steuer zu greifen oder Nellie die Augen zuzuhalten, damit sie anhalten musste. Aber es waren noch andere Autos auf der Straße. Jemand könnte dadurch verletzt werden.
    Dan klopfte das Herz bis zum Hals. Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht, was. Er konnte nur ungläubig Nellies Hinterkopf anstarren.
    Sie hat uns die ganze Zeit nur geholfen, damit wir irgendwann unvorsichtig werden.
    Jetzt ist es soweit, jetzt holt sie zum Schlag aus .
    Nach einigen Minuten hielt Nellie am Straßenrand an und telefonierte mit ihrem Handy.
    »Bin auf dem Weg«, verkündete sie. »Nein, hat nicht geklappt. Aber sie sind bei mir. Also Plan B.«
    Diese Informationen waren rätselhaft und beängstigend, aber am meisten beunruhigte Amy Nellies kühle Sachlichkeit. Sie klang wie ein Roboter. In ihren Worten lag keinerlei Emotion und auch ihr Gesicht schien eingefroren.
    Wir werden entführt .
    Amy fragte erst gar nicht, was Plan B bedeutete. Sie wusste, dass sie keine Antwort bekommen würde. Mit zitternden Fingern öffnete sie den Gurt und kletterte auf die Rückbank. Sie musste bei Dan sein.
    Amy wollte wütend sein. Das hier war der letzte unumstößliche Beweis dafür, dass Nellie sie die ganze Zeit hintergangen hatte. Stattdessen überfiel sie wahnsinnige Erschöpfung.
    Ich bin so müde. Zu müde und traurig, um wütend zu sein .
    Sie wünschte, sie könnte sich in einem dunklen, stillen Zimmer verstecken und nur noch schlafen. Zehn Jahre schlafen.
    Amy wandte ihr Gesicht der Fensterscheibe zu und schloss hilflos die Augen. Tränen hingen an ihren Wimpern.
    Nachdem sie etwa anderthalb Stunden gefahren waren, verließ Nellie die Autobahn und lenkte den Wagen auf eine schmale Straße, die sich durch die Berge schlängelte. Nur ganz selten kamen sie an einem Haus vorbei und mit jeder Biegung wurde die Straße schmaler und steiler. Schließlich sahen sie eine Eisenbrücke vor sich, die über eine enge Schlucht führte.
    MOORE TOWN stand auf dem Schild an der Brücke.
    Nellie fuhr über die Brücke und hielt auf der anderen Seite an. Dann gab sie die Kindersicherung frei.
    »Ihr könnt aussteigen«, sagte sie mit derselben ausdruckslosen Stimme. »Aber glaubt ja nicht, ihr könntet weglaufen.«
    Sie kann uns nicht beide aufhalten , dachte Amy. Vielleicht kann ich sie ablenken, und dann kann Dan wegrennen …
    Amy stieg aus dem Auto und sah sich um. Moore Town glich keiner anderen Stadt, die sie bisher gesehen hatte. Die Häuser standen kreuz und quer zu beiden Seiten einer Schotterstraße, die den Berg hinaufführte. Einige waren in tropischen Farben wie Blau, Rosa und Zitronengelb angestrichen. Zwar waren sie schon verblasst, aber sie wirkten immer noch freundlich. Die Berge dahinter umhüllte blaugrauen Nebel, der die Umrisse verschwimmen ließ.
    Dan lief um das Auto herum und stellte sich zu ihr. »Was passiert jetzt?«, fragte er ängstlich.
    »Das hängt von euch ab.«
    Die Stimme kam von hinten. Leise, krächzend … Amy drehte sich um und fasste nach Dans Hand. Sie wusste genau, wer sie erwartete.
    Der Mann in Schwarz.
    Der jetzt ganz in Grau vor ihnen stand.
    Amy war wie gelähmt. Sie sah, dass er Lesters Päckchen in der Hand hielt.
    Die Schatulle.
    Nellie hatte sie dem Mann in Schwarz gegeben.

Zwanzigstes Kapitel

    » NEEIIN !«
    Dan riss sich von Amy los und stürzte völlig außer sich auf den Mann zu. Amy wusste, dass er niemals zulassen konnte, dass die Schatulle – Lesters Schatulle – in die Hände des Feindes fiel.
    Für einen alten Mann war der Graue überraschend schnell. Er wich Dans Angriff geschickt aus und stellte ihm ein Bein. Dan stolperte und landete ausgestreckt im Dreck.
    Amy eilte zu ihm.
    Er sah zu ihr auf. »Wir können sie fertigmachen – du

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