Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
Vom Netzwerk:
warten?«, erwiderte ich gereizt. »Er ist gerade damit beschäftigt, dich zu verpfeifen, und wir würden gerne alles protokollieren.«
    Carolee sah mich nur an und lächelte abwesend.
    Sie zupfte ein Haar von ihrem schwarzen Seidenrolli und faltete dann ihre sorgsam manikürten Hände im Schoß. Ich konnte nicht anders, ich musste sie einfach anstarren.
    Carolee war meine Freundin gewesen. Wir hatten einander Geheimnisse anvertraut. Ich hatte ihr gesagt, sie könne mich jederzeit anrufen, wenn sie mich brauchte. Und ich vergötterte ihre Tochter.
    Selbst jetzt strahlte sie Würde aus, wusste sich auszudrücken, war
scheinbar
normal und vernünftig.
    »Vielleicht brauchst du einen anderen Anwalt«, sagte ich.
    »Ach, lass nur«, wehrte sie ab. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
    »Also gut. Warum erzählst du mir nicht alles?«
    Ich schaltete den Rekorder ein, nannte meinen Namen, die Uhrzeit und das Datum, meine Dienstnummer und den Namen der zu vernehmenden Person. Dann spulte ich das Band zurück und spielte es ab, um zu überprüfen, ob es richtig aufnahm. Anschließend lehnte ich mich im Drehsessel des Polizeichefs zurück.
    »Okay, Carolee. Dann wollen wir mal«, sagte ich.
    Die attraktive Frau in ihrem perfekten Donna-Karan-Look nahm sich ein paar Sekunden Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen, bevor sie ihr Geständnis zu Protokoll gab.
    »Lindsay«, sagte sie nachdenklich, »du musst verstehen, dass sie es sich alle selbst zuzuschreiben hatten. Die Whittakers haben Kinderpornos gedreht. Die Daltrys haben ihre Zwillinge fast verhungern lassen. Sie hingen irgendeiner verrückten Sekte an, die ihnen vorschrieb, dass ihre Kinder keine feste Nahrung zu sich nehmen dürften.«
    »Und du bist nicht auf die Idee gekommen, das Jugendamt einzuschalten?«
    »Ich habe es wieder und wieder gemeldet. Aber Jake und Alice waren sehr raffiniert. Sie hatten stets die Schränke voller Lebensmittel, aber ihre Kinder haben nie etwas bekommen!«
    »Und Doc O'Malley? Was war mit ihm und seiner Frau?«
    »Er hat seine eigene Tochter übers Internet verkauft. In ihrem Zimmer war eine Kamera installiert. Diese dumme Gans Lorelei wusste Bescheid.
Caitlin
wusste Bescheid. Ich kann nur hoffen, dass ihre Großeltern ihr die Hilfe verschaffen können, die sie jetzt braucht. Ich wünschte, ich könnte es selbst tun.«
    Je länger sie redete, desto deutlicher wurde mir das Ausmaß ihres Narzissmus. Carolee und ihre Genossen hatten sich zu einem Kreuzzug gegen den Kindesmissbrauch in Half Moon Bay zusammengeschlossen – und dabei hatten sie die Rollen von Richter, Geschworenen und Henker gleich selbst übernommen. Und so, wie sie es nun schilderte, konnte man es beinahe nachvollziehen.
    Wenn man nicht wusste, was sie getan hatte.
    »Carolee.
Ihr habt acht Menschen ermordet

    Das Klopfen an der Tür unterbrach uns. Der Detective öffnete sie einen Spalt breit, und ich sah den Chief draußen stehen. Sein Gesicht war grau vor Erschöpfung. Ich ging zu ihm hinaus auf den Flur.
    »Wir hatten gerade einen Anruf vom Coastside Hospital«, sagte er. »Hinton hat doch ganze Arbeit geleistet.«
    Ich kehrte ins Büro des Chiefs zurück und nahm wieder auf dem Schreibtischsessel Platz.
    »Ich muss mich korrigieren, es sind neun. Ed Farley ist soeben gestorben.«
    »Gott sei Dank, kann ich da nur sagen«, war Carolees Reaktion. »Wenn eure Leute den Schuppen ganz hinten im Garten der Farleys aufbrechen, werdet ihr mir einen Orden an die Brust heften müssen. Die Farleys haben mit kleinen mexikanischen Mädchen gehandelt. Haben sie als Sexsklavinnen ins ganze Land verhökert. Du solltest das FBI einschalten. Das ist ein ganz großes Ding.«
    Carolees Haltung entspannte sich, während ich diesen neuerlichen Paukenschlag zu verarbeiten suchte. Dann beugte sie sich verschwörerisch vor. Ihre todernste Miene verblüffte mich.
    »Das will ich dir schon sagen, seit wir uns kennen«, sagte sie. »Und es betrifft auch niemanden so wie dich. Es geht um deinen John Doe, du weißt schon. Dieser widerliche Dreckskerl hatte einen Namen. Brian Miller. Und ich bin diejenige, die ihn getötet hat.«
144
    Ich konnte es kaum fassen, was Carolee mir gerade gesagt hatte.
    Sie hatte meinen John Doe ermordet
.
    Der Tod dieses Jungen hatte mich volle zehn Jahre lang beschäftigt. Carolee war die Freundin meiner Schwester. Jetzt versuchte ich die Erkenntnis zu verarbeiten, dass mein Weg und derjenige von John Does Mörderin die ganze Zeit parallel verlaufen waren, um sich am

Weitere Kostenlose Bücher