Die 4 Frau
Slogan geklaut.
Ich schob Carolee einen Notizblock zu und reichte ihr einen Stift. Ihre Hand zitterte, als sie zu schreiben begann. Sie legte ihren hübschen Kopf zur Seite. »Ich werde schreiben, dass ich es für die Kinder getan habe. Dass ich alles nur für
sie
getan habe.«
»Okay, Carolee. Das ist in Ordnung. Es ist deine Geschichte.«
»Aber du musst das doch verstehen, Lindsay. Irgendjemand musste sie retten.
Und dieser Jemand bin ich. Ich bin eine gute Mutter
.«
Durch die Rauchschwaden hindurch sah ich sie unverwandt an, und sie wich meinem Blick nicht aus.
»Ich kann verstehen, dass man Menschen hasst, die unschuldigen Kindern so schreckliche Dinge angetan haben«, sagte ich. »Aber Mord – nein. Das werde ich nie verstehen. Und ich werde nie verstehen, wie du Allison das antun konntest.«
145
Ich ging die öde Seitenstraße namens Gold Street entlang, bis ich den Namen
Bix
in großen blauen Neonlettern vor mir aufleuchten sah. Als ich durch den in Backstein gemauerten Torbogen trat, drangen die beschwingenden Klänge eines Blues-Pianos an meine Ohren.
Die hohe Decke, die Schwaden von blauem Dunst über der langen, geschwungenen Mahagonitheke und die Jugendstil-Einrichtung erinnerten mich an eine Hollywood-Version einer »Flüsterkneipe« der Zwanzigerjahre.
Ich ging auf den Oberkellner zu, der mir sagte, dass ich die Erste sei.
Ich folgte ihm hinauf ins Obergeschoss und nahm in einer der bequem gepolsterten hufeisenförmigen Nischen Platz, von denen aus man auf das lebhafte Treiben im Barbereich hinunterschauen konnte.
Dann bestellte ich mir einen Dark & Stormy – Gosling's Black Seal Rum mit Ginger Ale –, und als ich gerade den ersten Schluck von meinem Drink nahm, sah ich meine allerbeste Freundin auf der Welt auf mich zukommen.
»He, dich kenne ich doch«, sagte Claire, während sie sich zu mir setzte und mich fest an sich drückte. »Du bist doch das Mädel, das einfach so einen ganzen Haufen Morde aufgeklärt hat, ohne sich von der Clique daheim helfen zu lassen.«
»Und das Ganze auch noch lebend überstanden hat«, erwiderte ich.
»Mit knapper Not, wie man hört.«
»Wartet«, rief Cindy und schlüpfte rasch auf den Platz an meiner anderen Seite, »ich will mithören. Und mitschreiben, wenn du nichts dagegen hast, Lindsay Ich glaube, das verdient schon ein ausführliches Special über unser Ass von der Mordkommission.«
Ich gab ihr einen Schmatz auf die Wange. »Das musst du mit unserer Presseabteilung klären.«
»Du bist unmöglich«, sagte sie und erwiderte den Kuss.
Claire und Cindy bestellten sich ebenfalls einen der exotischen Drinks, für die das Lokal berühmt ist. Gleich darauf gesellte Yuki sich zu uns. Sie kam direkt aus dem Büro und trug noch ihr strenges Anwaltskostüm, aber in ihrem glänzenden schwarzen Haar hatte sie seit Neuestem eine kecke rote Strähne.
Kurz darauf wurden die Austern und die Firecracker-Shrimps serviert, und das hausgemachte Steak Tartare wurde von einem Ober direkt am Tisch angerichtet. Unterdessen schilderte ich den Mädels den Showdown in dem Turmhaus am Hang.
»Es war so verdammt abartig – ich habe sie für eine gute Freundin gehalten«, sagte ich, »und dabei habe ich sie überhaupt nicht gekannt.«
»Da zweifelt man schon an seiner Menschenkenntnis«, meinte Cindy.
»Ja, wirklich. Und meine Schwester hat sie auch zum Narren gehalten.«
»Glaubst du, sie hat sich nur deshalb an dich rangemacht, weil du den Mord an diesem Brian Miller untersucht hast?«, fragte Claire.
»Sicher. Seine ›Freunde‹ muss man sich warmhalten, seine Feinde noch mehr.«
»Auf John Doe Nr. 24. Sein Fall ist jetzt abgeschlossen«, sagte Yuki und hob ihr Glas.
»Fall abgeschlossen«, wiederholten wir und stießen an.
Wir bestellten Seeteufel, Rochen mit Spargel, Spaghetti mit Maine-Hummer und Black Angus Steak à la New York, und obwohl wir meistens alle durcheinander redeten, während wir unser köstliches Essen verspeisten, gelang es jeder von uns irgendwie, ihre Geschichte loszuwerden.
Cindy schrieb gerade eine Story über einen Bankräuber, der erwischt worden war, weil er seinen »Hände hoch«-Spruch auf die Rückseite seines eigenen Einzahlungsbelegs geschrieben hatte.
»Er hat den Beleg dagelassen und ist mit der Kohle auf und davon«, erzählte Cindy. »Als er nach Hause kam, wartete die Polizei schon auf ihn. Der kriegt einen Ehrenplatz in meiner Kolumne über ›Trottelige Ganoven‹.«
»Ich hab auch noch was für euch!«, warf Yuki
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