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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
Vom Netzwerk:
Brown.
139
    Carolee stand im Begriff, einen
Mord
zu begehen! Mein Verstand blockierte beim Versuch, das Unbegreifliche zu erfassen. Als er wieder funktionierte, handelte ich sofort und kommandierte so laut ich konnte:
    »
Finger weg von ihr, Carolee. Halt die Hände so, dass ich sie sehen kann!
«
    »Lindsay«, sagte sie in einem aufreizend vernünftigen Ton. »Ich bitte dich sehr, geh jetzt. Sie ist eine tote Frau, egal was du tust. Du kannst mich nicht daran hindern.«
    »Letzte Chance«, sagte ich und krümmte den Finger am Abzug. »Lass das Messer fallen, sonst erschieße ich dich.«
    Die Frau auf dem Bett wimmerte leise, während Carolee den Abstand zwischen uns mit den Augen abmaß und berechnete, ob ihr noch Zeit bleiben würde, der Frau die Kehle aufzuschlitzen, ehe ich ihr eine Kugel durch den Kopf jagen konnte.
    Ich stellte die gleichen Berechnungen an.
    »Du machst einen gewaltigen Fehler«, sagte Carolee mit Bedauern in der Stimme. »Ich bin auf der richtigen Seite, Lindsay. Dieses miese Stück, das du da siehst, diese Melissa Farley, sie ist der letzte Abschaum.«
    »Wirf das Messer hier rüber, aber ganz vorsichtig«, sagte ich und packte den Griff meiner Glock so fest, dass meine Knöchel weiß wurden. Könnte ich Carolee erschießen, wenn ich dazu gezwungen würde? Ich wusste es nicht.
    »Du
wirst
nicht auf mich schießen«, sagte sie.
    »Du hast wohl vergessen, wer ich bin.«
    Carolee wollte etwas erwidern, aber die grimmige Entschlossenheit in meiner Miene hielt sie davon ab. Ich
würde
sie erschießen, und sie war klug genug, das einzusehen. Sie lächelte matt. Dann warf sie das Messer aus dem Handgelenk auf den Teppich zwischen uns.
    Ich kickte es sofort unter die Kommode und befahl Carolee, sich auf den Boden zu knien.
    »Hände nach vorn!«, rief ich.
    Ich drückte sie hinunter, ließ sie die Hände im Nacken verschränken und die Füße kreuzen. Ich suchte sie ab, fand aber nichts außer einem dünnen Ledergürtel, den sie um die Hüfte trug.
    Dann ging mein Blick zu der Frau auf dem Bett.
    »Melissa? Sind Sie okay? Rufen Sie die Polizei an. Sagen Sie, dass hier ein Gewaltverbrechen im Gange ist und eine Polizeibeamtin Hilfe benötigt.«
    Die Frau griff nach dem Telefon am Bett, ohne den Blick von mir zu wenden.
    »Er hat meinen Mann in seiner Gewalt«, sagte sie. »Er ist mit Edmund im Bad.«
140
    Ich folgte Melissa Farleys Blick durch das dunkle Zimmer zu der Tür links vom Bett. Sie ging ganz langsam auf, und ein Mann trat mit steifen Schritten ins Schlafzimmer. Die Augen hinter den blutbespritzten Brillengläsern blickten wild.
    Als er auf mich zukam, registrierte ich mehrere Details auf einmal: das mit Blut getränkte schwarze T-Shirt, den Gürtel, den er aus seiner Hose gezogen hatte und nun an seiner silbernen Schnalle in der linken Hand trug, das hässliche Jagdmesser in seiner Rechten.
    Mein Gehirn arbeitete fieberhaft – ich dachte nicht daran, wo das Messer im Moment
war
, sondern
wo es in der nächsten Sekunde sein würde
.
    »Waffe fallen lassen!«, schrie ich ihn an. »
Und zwar sofort, oder ich schieße!
«
    Der Mund des Mannes verzog sich zu einem grimmigen Lächeln – es war das Lächeln eines Mannes, der bereit ist zu sterben, und es ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Er kam weiter auf mich zu, die Hand mit dem blutigen Messer erhoben.
    Mein Blickfeld verengte sich, und ich sah nur noch, was ich sehen musste, um mein Überleben zu sichern. Zu viel passierte gleichzeitig, ich konnte nicht alles unter Kontrolle haben.
    Auch nicht Carolee, die direkt hinter mir war.
    Der Mann mit dem Messer wusste das. Er bleckte die Zähne.
    »L-l-los, steh auf!«, sagte er. »Wir können sie packen.«
    Ich rechnete mir aus, was passieren würde, wenn ich auf ihn schösse. Er war keine drei Meter von mir weg.
    Selbst wenn ich ihn mitten in die Brust träfe, selbst wenn ich sein Herz ausschaltete, der Abstand war verdammt gering.
    Und er kam immer näher.
    Ich zielte, legte den Finger an den Abzug – als Melissa Farley plötzlich aus dem Bett sprang und auf die Badtür zurannte.
    »
Nein!
«, schrie ich. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    »Ich muss zu meinem
Mann!
«
    Ich hörte nicht, wie die Tür
hinter
mir aufging.
    Ich hörte nicht, wie eine weitere Person den Raum betrat.
    Aber plötzlich war sie da.
    »
Bobby, nicht!
«, schrie Allison.
    Und dann stand für eine quälend lange Sekunde die Zeit still.
141
    Der Mann, den Allison Bobby genannt hatte, erstarrte zur Salzsäule. Ich sah

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