Die 5 Plage
verheiratete Paare abgesehen hatte. Cindy hatte damals ihr freches Mundwerk eingesetzt, um sich Zugang zum Tatort zu verschaffen, und mit ihrer Dreistigkeit und Hartnäckigkeit war sie mir ganz schön auf den Zeiger gegangen. Aber dann lernte ich genau diese Eigenschaften an ihr zu bewundern, als sie mir durch ihre Recherchen half, den Honeymoon-Killer zu schnappen und in die Todeszelle zu bringen.
Als Cindy an meinem nächsten Tatort aufkreuzte, waren wir schon längst dicke Freundinnen und vertrauten einander blind. Ich würde alles für sie tun. Na ja, fast alles - sie ist schließlich Reporterin.
Claire und ich rutschten auf die Bank gegenüber von Cindy. Mit ihrem wuscheligen Blondschopf, ihrem schwarzen Blazer über einem malvenfarbenen Pulli und den Jeans sah sie jungenhaft und weiblich zugleich aus. Ihre Schneidezähne sind ein klein wenig schief, was ihr Gesicht eher noch hübscher macht. Und wenn sie lächelt, geht einem gleich das Herz auf.
Ich winkte Loretta heran, bestellte einen Pitcher Margarita, schaltete mein Handy aus und sagte dann zu Cindy: »Du siehst aus, als ob du was ausbrütest.«
»Gut geraten«, entgegnete sie grinsend. Sie leckte sich das Salz von der Oberlippe und stellte ihr Glas ab.
»Ich bin da an einer Story dran, die wird einschlagen wie eine Bombe«, sagte sie. »Und ich glaube, ich hab sie für mich allein - jedenfalls vorläufig.«
»Nun spuck’s schon aus«, forderte Claire sie auf. »Du hast das Mikro, Schatz.«
Cindy lachte und begann zu erzählen.
»Ich habe da neulich im Aufzug ein Gespräch zwischen zwei Anwälten mitgehört. Ich fand die zwei uuunheimlich interessant«, sagte Cindy mit einem komischen Gurren, »und da bin ich der Sache nachgegangen.«
»Ich liebe diese Plappermäuler - du nicht auch?«, sagte ich, während ich Claire und mir Margarita einschenkte und Cindys Glas auffüllte.
»Gehören zu meinen liebsten Zeitgenossen«, meinte Cindy und beugte sich weit über den Tisch. »Also, hier kommt der Knüller - exklusive Vorabmeldung. Es kommt demnächst zu einem Kunstfehlerprozess gegen ein großes Krankenhaus hier in unserer sonnigen Metropole«, verriet sie uns. »In den letzten Jahren gab es mehrere Fälle von Patienten, die alle über die Notaufnahme eingeliefert wurden und zunächst vollständig gesundeten. Aber ein paar Tage später - so habe ich es zwischen der Eingangshalle und dem dritten Stock des Civic-Center-Gerichtsgebäudes gehört - waren diese Patienten dann plötzlich tot. Weil sie die falschen Medikamente bekommen hatten .«
Ich beäugte Cindy über den Rand meines Glases hinweg. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus, und ich hoffte inständig, dass es am Ende von Cindys Geschichte wieder verflogen sein würde.
»Diese Staranwältin, Maureen O’Mara heißt sie, zieht gegen das Krankenhaus vor Gericht. Sie vertritt eine Gruppe von Angehörigen der Patienten«, sagte Cindy.
»Um welches Krankenhaus geht es?«, fragte ich. »Kannst du mir das verraten?«
»Na klar, Linds. Das San Francisco Municipal.«
Ich hörte, wie Claire »O nein« sagte, während das ungute Gefühl sich in meinen Eingeweiden immer weiter ausbreitete.
»Ich habe die letzte Nacht im Municipal verbracht und Yukis Hand gehalten«, sagte ich. »Wir hatten ihre Mutter gestern Nachmittag in die Notaufnahme gebracht.«
»Also, wir wollen uns doch nicht gleich verrückt machen«, sagte Cindy leise. »Das ist ein Riesenkrankenhaus. Ein ganz bestimmter Arzt steht im Fadenkreuz, ein Typ namens Garza. Wie es scheint, wurden die meisten der Opfer eingeliefert, während er Dienst hatte.«
»O mein Gott«, stieß ich hervor. Mein Blutdruck schoss in die Höhe, und mein Kopf wurde ganz heiß. »Das ist er. Ich habe ihn kennengelernt . Das ist der Arzt, der Yukis Mutter behandelt hat!«
In diesem Augenblick spürte ich einen Luftzug im Nacken, und seidige Haare streiften mein Gesicht, als jemand sich über mich beugte, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken.
»Habe ich da gerade meinen Namen gehört?«, fragte Yuki. Sie rutschte auf den freien Platz neben Cindy. »Was habe ich denn verpasst?«
»Cindy arbeitet an einer Story.«
»Ich glaube, es ist etwas, was du wissen solltest«, fügte Claire hinzu.
15
Yukis Augen waren zwei leuchtende Fragezeichen, aber Cindy schien es plötzlich die Sprache verschlagen zu haben.
»Mir kannst du es doch verraten«, sagte Yuki ernst. »Ich weiß, was das Wort ›vertraulich‹ bedeutet.«
»Darum geht es gar
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