Die 5 Plage
nicht«, erwiderte Cindy.
Loretta kam an unseren Tisch, begrüßte Yuki und stellte uns eine Platte mit jamaikanischem Jerk Chicken hin, dazu eine Schüssel vor Soße triefende Spareribs. Nach einigem Zögern und Zaudern und ein paar Schlucken Margarita wiederholte Cindy noch einmal für Yuki, was sie uns gerade über Maureen O’Maras anhängige Klage gegen das Municipal Hospital erzählt hatte.
»Ich weiß eine ganze Menge über diese Geschichte«, sagte Yuki, als Cindy geendet hatte. »O’Mara arbeitet seit rund einem Jahr an diesem Fall.«
»Echt? Das ist doch nicht dein Ernst«, rief Cindy. »Woher weißt du das?«
»Eine Freundin von mir arbeitet in der Kanzlei von Friedman, Bannion und O’Mara«, antwortete Yuki. »Sie hat mir davon erzählt, weil sie schon einen Haufen Arbeitszeit in diesen Fall gesteckt hat. Ein enormer Rechercheaufwand. Jede Menge medizinische Details, die sie durchackern musste. Wird sicher ein Wahnsinnsprozess«, fuhr Yuki fort. »O’Mara verliert nie. Aber diesmal greift sie wirklich nach den Sternen.«
»Jeder verliert irgendwann mal«, meinte Claire.
»Ich weiß, aber Maureen O’Mara sucht sich immer mit Bedacht die Fälle aus, von denen sie weiß, dass sie sie gewinnen kann«, sagte Yuki.
Vielleicht hatte Yuki ja nicht begriffen, worum es uns ging, also musste ich es wohl oder übel ansprechen. »Yuki, machst du dir denn keine Sorgen, weil deine Mutter gerade im Municipal liegt?«
»Ach was! Dass Maureen O’Mara den Fall übernimmt, heißt doch noch lange nicht, dass das Krankenhaus irgendeine Schuld trifft. Das Credo der Anwaltszunft lautet schließlich: Jeder kann jeden wegen allem verklagen. Jetzt macht mal halblang, Leute«, fuhr Yuki in ihrem gewohnten Schnellfeuer-Stil fort. »Ich habe mir dort vor ein paar Jahren den Blinddarm rausnehmen lassen. Hatte einen hervorragenden Arzt. Und wurde von Anfang bis Ende spitzenmäßig versorgt.«
»Und wie geht’s deiner Mom?«, wollte Claire wissen.
»Sie ist schon wieder ganz die Alte«, sagte Yuki. Und dann fing sie an zu lachen. »Wisst ihr, woran ich das erkenne? Sie hat versucht, mich mit ihrem Kardiologen zu verkuppeln. Ein Typ von Mitte vierzig mit winzigen Händen und Mundgeruch.«
Wir lachten Tränen, als Yuki in ihrer lebhaften Art den Dialog nachstellte. Sie imitierte ihre Mutter so perfekt, dass ich glaubte, Keiko vor mir zu sehen.
»Ich sage: ›Mom, der ist doch nichts für mich.‹ Und sie darauf: ›Yukiiee. Aussehen bedeuten gar nichts. Dr. Pierce ehrlicher Mann. Er guter Mann. Aussehen nur was für Zeitschriften.‹ Ich sage: ›Mom, Daddy sah aus wie Frank Sinatra. Was redest du denn da?‹«
»Und, wirst du mit ihm ausgehen?«, fragte Cindy, worauf wir gleich wieder losprusteten.
Yuki schüttelte den Kopf. »Du meinst, falls er mich fragt? Du meinst, falls Mom sich sein Handy schnappt und meine Nummer für ihn wählt?«
Es ging so hoch her an unserem Tisch, dass die Band die Verstärker aufdrehen musste, um unser Gekicher und Gekreische zu übertönen. Zwanzig Minuten später brach Yuki auf, als wir gerade zu Schoko-Eistorte und Kaffee übergehen wollten. Sie sagte, sie wolle noch einmal bei Keiko vorbeischauen, ehe die Besuchszeit um war.
Aber so gut wir uns auch mit ihr und ihrem Stakkato-Geplauder amüsiert hatten - die tiefen Sorgenfalten zwischen Yukis schönen braunen Augen waren nicht zu übersehen, als sie uns allen gute Nacht sagte.
16
Maureen O’Mara konnte das Hämmern des Pulsschlags in ihren Schläfen spüren. Unglaublich - aber so sehr stand sie unter Strom. Sie zog eine der schweren Türen aus Stahl und Glas auf und betrat die kühle graue Lobby des Gerichtsgebäudes im Civic Center.
Oh, Mann.
Heute war der große Tag.
Sie übergab ihre Aktentasche dem Mann vom Sicherheitsdienst, der sie auf den Durchleuchter legte und überprüfte, während Maureen den Metalldetektor passierte. Der Mann nickte ihr freundlich zu und gab ihr lächelnd ihren Siebenhundert-Dollar-Glücksbringer von Louis Vuitton zurück.
»Viel Glück für heute, Miss O’Mara.«
»Danke, Kevin.«
O’Mara zeigte dem Wachmann den emporgereckten Daumen und bahnte sich dann einen Weg durch das Gedränge zu den Aufzügen.
Sie dachte an ihre spießigen, oberschlauen Kollegen in der Kanzlei, die ihr gesagt hatten, sie sei vollkommen wahnsinnig , es mit dem mächtigen Krankenhaus und seinen Top-Anwälten aufnehmen zu wollen. Der Versuch, zwanzig individuelle Forderungen zu einer einzigen gigantischen
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