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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Legende des ausländischen Papstes, um die Schmach Italiens zu erklären. Alexanders Nachfolger Julius II. kamen diese Verleumdungen sehr gelegen. Er hatte noch eine Rechnung mit den Borgia offen, weil er 1492 im Konklave gegen Rodrigo Borgia nicht angekommen war, und diskreditierte die spanischen Emporkömmlinge nach Kräften.
    Später verschwand diese Geschichte allmählich, weil sie zum einen nicht mehr für Propagandazwecke gebraucht wurde und zum anderen ein Urenkel Alexanders, der General des Jesuitenordens Francisco de Borja, heiliggesprochen wurde. EinWeiteres erreichte die katholische Zensur. Im protestantischen Europa erfuhr die Legende zwar literarische Verarbeitung, aber geringes Interesse. Konjunktur hatte der Stoff erst wieder in der Romantik des 19. Jahrhunderts, der es weniger um eine Kampagne gegen die Kirche ging als um die Auseinandersetzung mit der Renaissance. Wichtigste Wiederentdecker waren der Franzose Alexandre Dumas, der mit dem ersten längeren Borgia-Roman auch Historiker beeinflusste, sowie Victor Hugo. Hugo zeigte Lucrezia in einem Theaterstück als missgünstige Giftmischerin und begeisterte sein Publikum. Der Komponist Gaetano Donizetti machte aus Hugos Vorlage eine Oper, die bis heute gespielt wird. Schauplatz des ersten Bildes ist Venedig, wo Lucrezia Borgia nie gewesen ist.
    Ein wenig historische Gerechtigkeit erfuhr die Borgia-Dynastie Ende des 19. Jahrhunderts, als eine kritische Geschichtswissenschaft sich endlich die tatsächlichen Quellen vornahm. Der deutsche Historiker Ferdinand Gregorovius bemühte sich, das Bild von Lucrezia Borgia zurechtzurücken. Eine differenzierte Sicht auf die Dynastie der Borgia ganz ohne schaurige Legenden ließ aber noch mehr als ein halbes Jahrhundert auf sich warten. Im populären Geschichtsbild erweist sich die Legende von Sex and Crime im Vatikan eben als ungeheuer zählebig.

Untergang der spanischen Armada: Todesstoß gegen eine Weltmacht?
UNTERGANG DER SPANISCHEN ARMADA
TODESSTOSS GEGEN EINE WELTMACHT?
    Das Jahr 1588 wird häufig als Wendepunkt in der Geschichte angesehen. Grund dafür ist der fehlgeschlagene Versuch Spaniens, England zu erobern. Weit über das englische Geschichtsbewusstsein hinaus gilt diese Niederlage der spanischen Armada als entscheidender Sieg Englands, weil sie den Abstieg der spanischen Vorherrschaft auf dem europäischen Kontinent und darüber hinaus eingeläutet habe. Und entsprechend trage dieses Jahr der Regierungszeit Elisabeths I. den Keim zum Aufstieg Englands zur Weltmacht in sich. Aber war das Ergebnis der Seeschlacht von Gravelines am 8. August 1588 wirklich ein Sieg für England und eine Niederlage für Spanien? Und bedeutete dies den Niedergang der spanischen Vormacht und den Beginn des englischen Aufstiegs?
    Die europäische Geschichte ist über die Jahrhunderte eine Geschichte vom stets gefährdeten Gleichgewicht der Staaten des Kontinents und dem Versuch einzelner Staaten, diese Balance außer Kraft zu setzen, um Europa in einer Vormachtstellung zu dominieren. Während das Mittelalter vor allem vom Ringen zwischen weltlicher und geistlicher Macht, zwischen Papst und Kaiser, gekennzeichnet war, prägte den Machtkampf in der Frühen Neuzeit zunächst die Auseinandersetzung zwischen katholischen und protestantischen Mächten und später besonders der Kampf um die Vorherrschaft in der Neuen Welt.
    Spanien war im 16. Jahrhundert die europäische Großmachtund mit seinen Kolonialbesitzungen die Weltmacht schlechthin – umso mehr als Philipp II. seit 1580 in Personalunion auch über Portugal und seine Kolonien herrschte. Spanien verstand sich als »katholischstes« aller Länder und war das Bollwerk der Gegenreformation. England dagegen war protestantisch, und Elisabeth I. hatte spätestens mit der Hinrichtung ihrer katholischen Rivalin Maria Stuart 1587 alle Hoffnungen zunichtegemacht, ihr Land könne in absehbarer Zeit in die Arme Roms zurückkehren. In den Niederlanden, damals überwiegend in spanischem Besitz, kamen sich Spanien und England ins Gehege, weil Elisabeth die widerspenstigen Provinzen Holland und Zeeland unterstützte.
    Philipp II. von Spanien, ein mächtiger und selbstbewusster, aber auch tiefreligiöser Mann, beschloss in den 1580er Jahren, gleich drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Mit einer Invasion Englands wollte er das Königreich gewaltsam auf den rechten Weg des katholischen Glaubens zurückbringen und gleichzeitig die englische Unterstützung für die niederländischen

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