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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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offenbar der Mythos Menschenfresser. Brasilianische Künstler haben auf die Verunglimpfung ihrer Vorfahren in den Zwanzigerjahren auf ihre Art reagiert: Der Schriftsteller Oswald de Andrade forderte in seinem Anthropophagischen Manifest , sich die europäische Kultur einzuverleiben und zu eigenen Ergebnissen zu verdauen. Für eine andere Art von Menschenfresserei fehlen dagegen sowohl in Südamerika als auch anderswo auf der Welt wirklich stichhaltige Beweise.

Die Borgia-Dynastie: Sex and Crime im Vatikan?
DIE BORGIA-DYNASTIE
SEX AND CRIME IM VATIKAN?
    Die lange Geschichte des Papsttums hat immer wieder reichlich Stoff für Gerüchte und Skandalgeschichten geliefert – die berühmte Legende der angeblichen Päpstin Johanna ist eine davon. Natürlich hat es in den 2000 Jahren römisch-katholischer Kirche viele Verbrechen und Verfehlungen gegeben. Berichte darüber waren beliebte Mittel im Kampf zwischen rivalisierenden Kräften in Rom oder bei den Gegnern des Papsttums, und dabei scherte man sich wenig um ihren Wahrheitsgehalt. Im Mittelpunkt der umfassendsten, hartnäckigsten und bekanntesten Legende über sündhafte Vorkommnisse und dämonisches Treiben im Papstpalast steht die Familie Borgia. Bis heute ist die vermeintliche Wahrheit über die Skandalfamilie auf dem Heiligen Stuhl ungeheuer populär.
    Die Familie Borgia stellte mit Kalixt III. (1455−1458) und Alexander VI. (1492−1503) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zwei Päpste. Der Aufstieg der Familie während der Renaissance ließ aus der spanischen Landadelsfamilie Borja die ebenso glanzvolle wie berüchtigte Dynastie Borgia werden, deren römische Karriere mit dem Tod Alexanders VI. ihren Höhepunkt schon wieder überschritten hatte.
    Im Zentrum der Überlieferung einer angeblich zutiefst verderbten Familie steht Kalixt’ Neffe Rodrigo, der 1456 Kardinal und 1492 Papst Alexander VI. wurde. Er war zwar in der Tat kein keuscher Mann, aber das waren die wenigsten hochgestelltenKirchenleute jener Zeit. An ihrer Außendarstellung begannen die römischen Päpste erst nach der Reformation zu arbeiten. Trotzdem war Rodrigo/Alexander beim Volk von Rom ausgesprochen beliebt. Dort stieß man sich an seiner Lebensführung nicht sonderlich, weil er diskret war. Die Zeit war nachsichtig in fleischlichen Dingen, und der Papst musste seine illegitimen Kinder, darunter die berühmten Lucrezia und Cesare Borgia, nicht verstecken. Auch ihre Mutter wurde nicht verschwiegen, sondern noch auf ihrem Grabstein als Mutter der Papstkinder gerühmt.
    Wie sein Onkel Kalixt III. kümmerte sich Alexander fürsorglich um die Versorgung seiner zahlreichen Kinder und die Zukunft seiner Familie mit Pfründen und kluger Heiratspolitik. Darin war er in der Tat skrupellos, weil er seine Familie für auserwählt hielt. Sein Sohn Cesare wurde bereits mit achtzehn Jahren Kardinal, seine Tochter Lucrezia (1480−1519) wurde als Objekt dynastischer Geschäfte für Prestige und für den weiteren Aufstieg der Familie gleich dreimal verheiratet. Die Vorstellung, sie sei eine Art frühneuzeitliche enthemmte Messalina gewesen, wie der britische Historiker Edward Gibbon schrieb, hat sich von den schillernden Erzählungen über die Familie Borgia bis heute am hartnäckigsten gehalten.
    Als Machtkampf und Postengeschacher waren die meisten Papstkonklaven Quelle von Gerüchten und Beschuldigungen. Bei der Wahl Rodrigos zum Papst kam wie schon bei seinem Onkel hinzu, dass erneut ein Spanier das Amt errang, das die Italiener für einen der ihren beanspruchten. Rodrigo war außerdem reich und selbstbewusst und sprach auch nach mehr als drei Jahrzehnten in Rom weiterhin Spanisch. Das konnte den strengen italienischen Klerikern natürlich nicht gefallen. Tatsächlich hatte Rodrigo seine Wahl, wie es durchaus üblich war, mit Zugeständnissen und Zusagen klug eingefädelt. Das war nichts Neues, aber dieBorgia setzten durchaus einen Höhepunkt im römischen Machtpoker um das Papstamt. Dennoch sind Berichte, die von schwer beladenen Mauleseln erzählen, die die Bestechungsgelder aus dem Borgia-Palast schleppten, ebenso erfunden wie der angebliche Pakt Rodrigos mit dem Teufel, der ihm für den Preis seiner Seele zu seinem Pontifikat verhalf. Trotzdem wurde verbreitet, Rodrigo habe seine Wahl so oder so erkauft und residiere daher unrechtmäßig in der Engelsburg.
    Während seines Pontifikats wurden Rodrigo zahlreiche Kardinalsmorde unterstellt, die er aber höchstwahrscheinlich weder begangen noch in

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