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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Holzlatten, Gips und Ziegel. Als sie das Gebäude aufteilten und die Büroräume einzogen, hatten sie wahrscheinlich die gängige moderne, aber lausige Konstruktion gewählt: Stahlständer mit Rigipsplatten. Eine architektonische Schande, aber gut für mich. Früher, besonders bei Einbrüchen in Geschäftsräume, hatte ich ständig mit so etwas zu tun gehabt. Der Bauherr gab zweitausend Dollar für eine Tür mit Sicherheitsschloss aus und baute die dann in eine Wand ein, die man mit der Faust durchschlagen konnte.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis ich die Wand und die Stellen über den Türrahmen und Lichtschaltern inspiziert hatte und wusste, was sich hinter den Rigipsplatten befand. Während meiner Collegezeit hatte ich auch als Zimmerer gearbeitet und unter der brutalen Sonne Floridas Holzhäuser hochgezogen.
    Außerdem hatte mein Hals auf diese Weise etwas Zeit, sich weiter zu erholen. Es ergab keinen Sinn loszusprinten, um gleich wieder zusammenzuklappen, wenn ich anfing, ein bisschen schneller zu atmen.
    Schließlich lehnte ich mich neben dem Türrahmen mit dem Rücken an die Wand und rammte den Ellbogen in den Rigips. Ich traf nicht genau, war aber doch nah genug dran, um die Elektrokabel aus der Verteilerdose reißen zu können. Ich brauchte den schwarzen Draht. Schwarz steht immer unter Strom. Ich schob den Draht in das Schlüsselloch des Türknopfs. Ein Erdungskabel brauchte ich nicht, dafür musste der Wachmann vor der Tür herhalten.
    Wie von mir beabsichtigt, hatte der Lärm den Wachposten aufgeschreckt und hoffentlich auch ein bisschen ins Schwitzen gebracht. Schweiß erhöht die elektrische Leitfähigkeit. Der Türgriff ruckelte, und fast gleichzeitig war aus dem Gang ein Schrei zu hören. Ich schlug den schwarzen Draht weg, rammte mit der Schulter die Tür ein, die den immer noch am ganzen Körper zitternden Wachmann zu Boden riss. Eine nach meiner Meinung nur faire Rache dafür, dass Marcus mich im Museum mit dem Taser gegrillt hatte. Ich drehte die Arme des Mannes auf den Rücken, durchsuchte seine Taschen und fand ein Paar Plastikhandschellen und einen Schlüsselbund. Ich fesselte ihn und zog den Schlagstock aus seinem Gürtel.
    Aus der Lobby drangen Geräusche zu mir, die sich anhörten, als wäre eine ganze Rinderherde unterwegs. Der mit leeren, fensterlosen Büros gesäumte Gang war eine Sackgasse. Ich schaute in jeden Raum, knallte die Tür wieder zu und verkroch mich schließlich im letzten Büro auf der rechten Seite, weil ich dort irgendwo hinter den Wänden das schwache Pochen eines Generators hörte. Das gab mir eine ungefähre Ahnung davon, wo ich mich befand.
    Ich saß in der Falle, sicher, aber Grundrisse konnten mich noch nie aufhalten. Ich rammte den Schlagstock durch die Rigipswand des Büros und riss ein schmales, etwa ein Meter hohes Loch hinein. Das Gleiche tat ich einen halben Meter daneben, trat das Rigipsstück dazwischen heraus und hatte so einen kleinen Durchschlupf. Ein Trick von Feuerwehrleuten.
    Ich kroch durch das Loch und stand in dem unterirdischen Korridor, durch den mich Marcus ins Haus geschleift hatte. Ich rannte den Weg zurück zur Tür, die in die Tiefgarage führte. Das Atmen durch meine zum Strohhalm geschrumpfte Luftröhre fiel mir zunehmend schwer. In der Tiefgarage zog ich den Schlüsselbund des Wachmanns aus der Tasche und drückte auf den Türöffner eines Volvo-Schlüssels. Das Piepsen lotste mich zum neuesten Modell eines Volvo-Kombis. Nicht schlecht für einen Gorilla. Beim Thema Sicherheits personal ließ Henry sich nicht lumpen.
    Das stählerne Rolltor versperrte mir den Weg aus der Tiefgarage. Aber das war nicht mein einziges Problem. Jede Sekunde würde Marcus mit seinen Leuten aufkreuzen. Ich legte den Rückwärtsgang ein, setzte mit Vollgas zurück und rammte mit der hinteren Stoßstange die Sicherheitstür zur Tiefgarage. Ich rammte sie ein zweites und ein drittes Mal, bis die Querstange vor der Tür vollkommen verbogen war. Gesichter tauchten im Fenster der Tür auf, aber die im Türrahmen verklemmte Stange verhinderte, dass Marcus’ Männer sie öffnen konnten.
    Glas splitterte. Ich sah den Lauf eines Gewehrs in der Fensteröffnung.
    Ich schaute zu dem Rolltor. Im Wesentlichen funktioniert Einbrechen genauso wie Ausbrechen. Tatsächlich gab es einmal eine Bande Juwelendiebe, die sich Pink Panthers nannte und aus Läden in zwanzig Ländern Juwelen im Wert von fünfhundert Millionen Dollar eingesackt hatte. Die schossen keine Enterhaken in

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