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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Wände, krochen nicht durch Belüftungsschächte und knackten auch keine Safes. Die bevorzugten PS-starke Autos, mit denen sie durch die Türen von Luxuskaufhäusern und in Fenster von Juwelenläden rasten. Unschön, aber wirksam.
    Mein Stahltor sah ziemlich stabil aus. Mir war unwohl bei dem Gedanken, aber verdammt, was konnte mir in einem Volvo schon passieren?
    Ich trat das Gaspedal durch und hatte den Motor bis auf siebzig hochgejagt, als ich gegen das Tor krachte. Es fühlte sich an, als würde mir jemand den Magen aus dem Körper reißen und einen Holzbalken ins Gesicht rammen. Eine Staubwolke erfüllte den Wagen. Es roch grässlich. Ich ließ mich aus dem Wagen fallen und kroch hustend über den Betonboden. Meine Nase blutete, die Reibung des Airbags hatte mir die Gesichtshaut verbrannt.
    Das Stahltor hatte sich wesentlich besser gehalten. So viel zum Thema leichte Flucht. Dicht neben meinem Kopf schlugen Kugeln in den Volvo ein. Ein Streifen Tageslicht fiel auf die Staubwolke. Ich hatte es wenigstens geschafft, das Rolltor so weit einzudrücken, dass sich unter dem verbogenen Kotflügel ein etwa dreißig Zentimeter hoher Spalt auftat. Ich quetschte mich unter dem scharfkantigen Blech hindurch nach draußen.
    Adams Morgan war nur ein paar Straßen entfernt. Wie immer waren jede Menge äthiopische Taxifahrer unterwegs. Ich sah aus, als hätte mich ein Mähdrescher überfahren, aber ein zweiter Zwanziger überzeugte den Fahrer davon, mich so schnell und weit wie möglich von Davies wegzuschaffen.

22
    H enry hatte mir in seinem Büro fast das Rückgrat gebrochen: Annie hatte mich verraten, Rivera verkauft, meine Mutter war eine Ehebrecherin, mein Vater ein Mörder. Auf gewisse Weise hatte er mir einen Gefallen getan. Er hatte mir jenseits allen Zweifels bewiesen, dass mein Traum von einem sauberen Leben gestorben war. Das konnte ich abhaken, jeder weitere Gedanke daran war sinnlos. Haskins hatte recht gehabt: Henry war das Gesetz. Ich brauchte es also nur zu ignorieren, was mir als geborenem Kriminellen nicht allzu schwerfiel.
    Als Erstes fuhr ich nach Hause. Es hat einen perversen Kitzel, sein eigenes Haus auszurauben, vor allem, wenn ein Streifenwagen vor der Tür steht. Henry hatte mich mit seiner gruseligen Vaterfigurnummer in den Schoß der Firma zurücklocken wollen, und Rado Dragov i ´ c sehnte sich danach, mein Herz zu verspeisen – da war die Polizei meine geringste Sorge.
    Wie die meisten nicht vertrauenswürdigen Menschen misstraute ich Banken. Also hatte ich zwischen den Seiten meines alten in Rot und Gold gebundenen Strafrechtslehrbuchs sechstausend Dollar in Hundertern versteckt. Ich schlich mich von hinten ins Haus, holte das Geld, Wäsche zum Wechseln, einen Anzug und meinen ramponierten Laptop aus Prä-Davies-Zeiten und machte mich unbehelligt wieder aus dem Staub.
    Mir war klar, dass ich keine meiner Kreditkarten oder Bankkonten benutzen konnte, weil das Henry und die Polizei auf meine Spur setzen würde. Ich musste mit Stehlen über die Runden kommen. Das hatte zwar praktische Gründe, aber es steckte noch mehr dahinter. Ich spürte die wohlige Erleichterung, die nur jemand spüren kann, der nach zwölf Jahren Abstinenz wieder in die Kriminalität eintaucht.
    Meine Lieblingsmethode beim Autoklau war die, einfach am Häuschen des Parkservice vorbeizufahren. Die Typen hechelten immer irgendwo herum, um irgendeinen Wagen zu holen. Ich schnappte mir aus dem Häuschen den Schlüsselbund einer noblen Marke, spazierte lässig über den Parkplatz und suchte mit der Fernbedienung für die Zentralverriegelung nach meiner neuen Fahrgelegenheit. Leute, die Parkdienste benutzen, bevorzugen in der Regel die gehobene Preisklasse. Ich rollte in einem V8 Infiniti vom Parkplatz des Arts Club of Washington.
    D C ist inzwischen verseucht mit Ampelblitzern und neuen Streifenwagen, die die Nummernschilder jedes vorbeifahrenden Autos abtasten. Beide können gestohlene Wagen identifizieren. Ich musste den Inifiniti also so schnell wie möglich wieder loswerden. Ich brauchte ein sauberes Auto, ein sauberes Handy, eine saubere Waffe und ein paar andere lebensnotwendige Dinge. Im Grunde brauchte ich einen Wal-Mart für schwere Jungs, und ich wusste genau, wo ich den finden würde.
    Nach vierzig Minuten erreichte ich ein Sumpfgebiet in Manassas, das nahe dem Occoquan Reservoir lag. Ich parkte um die Ecke einer Quonset-Hütte aus Aluminium, die etwas zurückgesetzt zwischen ein paar verkümmerten Bäumen stand, und

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