Die 500 (German Edition)
verschwinden zu lassen, Steuern zu vermeiden usw. Eine LLC hat die Rechtsansprüche von Zivilpersonen und außerdem einige andere, die diese nicht haben. Bei einem gut bezahlten Geldverstecker wie Catena hatte ich keine Chance, Einblick in Langfords Geschäfte zu bekommen – es sei denn, irgendein Beamter hatte, wie das bei Beamten gelegentlich vorkommt, einen Fehler gemacht und in den Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags oder der Rechtekette Informationen niedergelegt, die eine Verbindung herstellten zwischen der Briefkastenfirma und den Personen, die sich dahinter verbargen.
Auftritt Michael Ford, der Mann mit dem eisernen Sitzfleisch. Ich war schon halb blind von der kleinen Schrift auf dem Bildschirm und hatte nur noch ein paar Minuten, bevor sie mich auf die Straße setzen würden, als ich doch noch fündig wurde: die Überschreibung eines Ferienhauses in St. Augustine von Langford an eine lebenslängliche Treuhandverwaltung.
Gut möglich, dass es mit Langfords Gesundheit in seinen letzten Jahren bergab ging und er nur verhindern wollte, dass Uncle Sam sich seine Hinterlassenschaft unter den Nagel riss. Trotzdem hatte ich das ganz bestimmte Gefühl (wahrscheinlich befördert durch die Tatsache, dass das meine einzige Spur und ich in höchstem Maße verzweifelt war), dass Langford tatsächlich noch unter den Lebenden weilte. Die meisten Men schen halten einen Flugzeugabsturz oder getürkten Selbstmord für eine gute Methode, den eigenen Abgang vorzutäuschen. Da tauchen allerdings zu viele Fragen auf, wie Ihnen ein guter Anwalt wie Catena sicher bestätigen kann. Nein, man verzog sich besser still und leise nach Florida und arrangierte wie Langford eine simple Feuerbestattung.
Aber all meine selbstgefällige Gedankenarbeit nutzte mir nichts. Kein enger Verwandter hatte Langford überlebt, und ein Grund dafür, dass man den Catenas dieser Welt fünfhun dert Dollar die Stunde zahlt, ist der, dass sie den Mund halten. Es ist unmöglich, die privilegierte Anwalt-Mandanten-Beziehung zu knacken und ihnen irgendein Geheimnis zu entreißen.
Es ist fast unmöglich mit legalen Methoden. Und das hatte Haskins bei seiner Jagd auf Langfords Beweise gegen Henry Davies zu spät erkannt. Ich brauchte mich um solche Feinheiten nicht zu scheren. Ich hatte Cartwrights Werkzeuge, und mit denen konnte ich so gut wie alles knacken. Allerdings war das Plan B. Ich hatte gar nicht die Zeit, um bei Catena einzubrechen und sein Büro zu durchsuchen. Ich hoffte, die Angelegenheit auf raffiniertere Art erledigen zu können.
Als Catena sein Büro verließ, hängte ich mich an ihn dran und folgte ihm bis zu einem Haus am Dumbarton Oaks Park in Georgetown. Draußen wuselten Angestellte herum, drinnen war allem Anschein nach eine elegante Party im Gange. Ich wartete, bis er im Haus verschwunden war, fuhr dann weiter und parkte um die Ecke an einem dunklen Fleckchen, von wo ich einen guten Blick in Küche und Wohnzimmer des Hauses hatte.
Ich rief Catenas Handynummer an und beobachtete ihn durch das Fenster.
»Larry Catena«, sagte er.
»Abend, Mister Catena«, sagte ich. »Tut mir leid, dass ich Sie so spät noch stören muss. Mein Name ist Terrence Dalton, Büro der Gerichtsmedizin. Wir haben hier eine Leiche, laut Führerschein, den wir bei ihm gefunden haben, ein gewisser …« Ich tat so, als läse ich den Namen ab. »Karl Langford, geboren 15. März 1943. Bei der Suche nach einem nahen Angehörigen sind wir darauf gestoßen, dass Sie sein Anwalt sind.«
»Ich fürchte, da liegt ein Fehler vor. Karl Langford ist tot.«
»Ja«, sagte ich und spielte den Genervten. »Ich weiß. Hier ist das Leichenschauhaus. Deshalb rufe ich ja an.«
»Sie haben Karl Langfords Führerschein bei einer Leiche in Washington gefunden?«, sagte er. Besorgnis klang aus seiner Stimme.
»Ja, und seine Kreditkarten und ein paar andere Sachen. Können Sie morgen früh vorbeischauen und ihn identifi zieren?«
»Klar, ich komme«, sagte er.
Wir machten eine Zeit aus, ich gab ihm eine falsche Telefonnummer und legte dann auf. Ich weiß nicht, ob Catena mir die Geschichte abkaufte, aber das spielte auch keine Rolle. Ich hatte nur einen alten Trick von Hochstaplern angewandt, die sich eine Information besorgen wollen. Man rief eine Person an und informierte sie darüber, dass man laut einem bei der Leiche gefundenen Ausweispapier ihre Frau oder Tochter im Leichenschauhaus habe. Die angerufene Person wurde hysterisch, dann holte man sie wieder runter, indem
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