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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Schlauch, der zahlreiche Plastikflaschen verband, bevor er sich wieder zum Bett und über Langfords Oberkörper zurückschlängelte und schließlich in seiner Brust verschwand. Es sah aus, als steckte der Schlauch genau in Langfords Herz.
    »Henry Davies schickt Sie, richtig?«, fragte er.
    Ich war mir nicht sicher, ob er Angst vor Henry hatte oder ihn hasste, ob Kooperation der bessere Ansatzpunkt war, oder Verachtung. Also ließ ich ihn im Ungewissen.
    »Erzählen Sie mir was über Hal Pearson«, sagte ich.
    Langford fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und schaute zur Decke. »Henry hat ihn ermordet. Wenn Sie mich töten, kommen die Beweise an die Öffentlichkeit. Würden Sie mir jetzt bitte dieses gottverdammte Klebeband abmachen, damit ich wieder schlafen kann. Ist schon schlimm genug, dass mich dieser beschissene Vampir aussaugt. Auf Leute, die meine Zeit mit dummen Fragen verschwenden, kann ich gut verzichten.«
    »Was für Beweise haben Sie?«
    »Genug.«
    »Was genau?«
    »Fick deine Mutter.«
    Möglich, dass das seine Lieblingsabfuhr war, aber damit war er zur falschen Zeit an den falschen Mann geraten. Nach meinem Zusammenstoß mit Henry war ich bei Angelegenhei ten, die meine Mutter betrafen, noch ein bisschen empfindlich.
    Ich schaute zu der Pumpe, die die rote Flüssigkeit in Bewegung hielt. Kleine Klemmen hielten das Schlauchsystem zusammen, durch das sein Blut floss. Das war alles. Ich schaute nach, ob der Monitor mit einem Telefon- oder Ethernetkabel verbunden war, das eine Schwester alarmierte, wenn etwas nicht stimmte. Ich sah keins. Sein eigenes Telefon hatte ich schon außer Reichweite auf einen Stuhl gelegt.
    Ich trat etwas näher an die Maschine heran. Ein paarmal an den Schläuchen gedreht und gezwickt, und ich konnte ihn langsam ausbluten lassen und den braunen Teppichboden mit seinem Saft tränken. Ich hielt Langfords Leben zwischen zwei Fingerspitzen.
    Keine Gewalt. Das war das einzige Gesetz, an das sich mein Vater hielt, das einzige, das ich nie infrage gestellt hatte. Bis heute. Ich war mir nicht mehr so sicher, was ich glauben sollte. Anscheinend war auch mein Vater ein Mörder.
    Die blutrünstigen Anwandlungen entsprachen meiner momentanen Gemütslage. Seit Henry mein Leben in eine Lüge verwandelt hatte und mir die Morde in die Schuhe schieben wollte, hatte ich wieder Gefallen an der dunklen Seite gefunden – hier ein bisschen klauen, da einen Bullen aufmischen. Was hatte ich zu verlieren? Ich konnte Henry zeigen, dass er mich falsch eingeschätzt hatte. Ich hatte alles, was nötig war, um die letzte Lektion in die Tat umzusetzen und sie gegen ihn einzusetzen. Ich war entschlossen, die Erpressung auszureizen und dabei die schlimmsten Gewaltmethoden anzuwenden.
    Ich sah, dass Langfords Augen feucht wurden, sah, dass sein Blick meinen Bewegungen folgte, als einer meiner Fingerknöchel die Pumpe berührte, als ich das Pochen der Maschine und den kühlen Plastikschieber auf meiner Haut spürte.
    Dann nahm ich die Hand herunter.
    Das war nicht ich. Das ist vollkommen unmöglich, dachte ich. Henry konnte sein Ziel erreichen, indem er mich schnappte, meinen Vater als Köder benutzte, Annie umdrehte und gegen mich einsetzte, meine Eier an eine Autobatterie klemmte, mich Rado zum Fraß vorwarf.
    Oder er konnte sich zurücklehnen und lächelnd dabei zuschauen, wie ich mich selbst korrumpierte, indem ich alte Kna cker folterte und so genau der verkommene kleine Soldat wurde, den er immer aus mir machen wollte. Wenn ich dem alten Wichser Langford das Blut abzapfte, wie lange würde es dann noch dauern, bis ich wieder in Henrys Mannschaft spielte?
    Ich trat von der Maschine zurück.
    Langford schaute mich lange an.
    »Sie wollen ihn also aufhalten«, sagte er schließlich, gefolgt von einem Geräusch, das eine Mischung aus Keuchen und Lachen war. »Ich hatte immer eine Schwäche für Einfaltspinsel. Was wollen Sie wissen?«
    Ich neigte den Kopf zur Seite.
    »Wenn Henry Sie geschickt hätte«, sagte er, »dann würde mein Blut jetzt schon um Ihre Schuhe schwappen.«
    Das haute mich um. Ich war mir nicht sicher, wie Anstand zu Geld, Ideologie, Ego und Repression passte. Alles, was ich über Langford erfahren hatte, deutete darauf hin, dass er genauso korrupt war wie alle anderen in Washington. Ich hatte ihn nicht umgebracht, und der anständigere Teil meines Selbst hatte etwas bewirkt. Die Chance würde ich mir nicht entgehen lassen.
    »Wo sind die Beweise?«, fragte ich.
    Er schaute

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