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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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man ihr eine Leiche beschrieb, die unmöglich die geliebte Angehörige sein konnte – ein Spielchen, das üblicherweise unter dem Namen »Dead Black Female« bekannt war. Der Doppelschlag aus Entsetzen und Entwarnung erleichterte die meisten Menschen so, dass sie einem jede gewünschte Information gaben, die nötig war, um die Angelegenheit zu klären – in der Regel die Sozialversicherungsnummer oder Namen und Adresse. Mir war klar, dass Catena mir nicht einfach Langfords aktuelle Adresse durchgeben würde, aber das spielte keine Rolle. Ich wollte nur, dass er mit Langford Kontakt aufnahm. Ich dachte mir, wenn man einem Anwalt den Tod seines schon toten Mandanten meldet, dann würde man sicher herausfinden, ob besagter Toter vielleicht doch noch lebte.
    Ich sah, dass Catena auf die Terrasse ging und jemanden anrief. Perfekt.
    Inzwischen hatte ich mich umgezogen und trug einen sauberen Anzug. Ich hatte genug Umgang mit Washingtons High Society gehabt, um uneingeladen in jede Party platzen zu können, ohne dass irgendwer Verdacht schöpfte. Wenn ich das nur gewusst hätte, als ich noch jünger war. Anstatt Türen aufzustemmen und von Dächern zu stürzen, hätte ich einfach mit einem »Hallo zusammen, ich bin ein Arbeitskollege von John« in jede x-beliebige Privatfete marschieren können, hätte mir einen Bourbon eingeschenkt, ein bisschen über NYPD Blue geplaudert oder etwas ausgelutschten Politklatsch von mir gegeben und mich dann ins Schlafzimmer geschlichen und nach Gusto an den Juwelen bedient.
    Etwa auf diese Weise mischte ich mich unter die Leute. Das Haus war ein wunderschöner Bau im Colonial-Revival-Stil mit einer säulenbewehrten Terrasse davor. Der Caterer war derselbe, der auch die Weihnachtsparty der Davies Group beliefert hatte, ein gutes Zeichen. Ich aß ein paar Lamm koteletts und schaute mich dann nach Catena um. Die Party gäste, allesamt aus dem Politikbetrieb, vermieden es sorgfältig, den Typen mit dem Pflaster auf der Nase anzustarren.
    Ich entdeckte Catena, der sich nicht sonderlich wohlzufühlen schien, am Fuß der Treppe und versuchte mich als Taschendieb. Ich näherte mich ihm von hinten, lief ihn fast über den Haufen und entschuldigte mich dann überschwänglich.
    »Schon gut, nichts passiert«, sagte er. Ich stellte meinen Drink ab und machte mich so schnell wie möglich aus dem Staub. Ich hatte schon damit gerechnet, dass meine Finger-fertigkeiten als Taschendieb ein bisschen eingerostet wären. Ich musste ihn praktisch abtasten, bis ich sein Handy end lich erwischte. Vielleicht war er so in Gedanken versunken gewesen über die Nachricht, dass Langford in einem Leichenschauhaus in Washington lag, dass er nichts bemerkt hatte.
    Mit ein bisschen Googeln fand ich das Master-Kennwort heraus, mit dem ich das Passwort für sein iPhone umgehen konnte. Ich schaute mir seine letzten Anrufe an und fand, was ich suchte. Direkt nach meiner Leichenschauhausnummer hatte Catena jemanden angerufen, den er nur als MT führte. Die Vorwahl war aus dem östlichen Maryland. Ich brauchte nicht mal die Rückwärtssuche zu bemühen, die Adresse war im Telefonbuch des Handys gespeichert: eine Einrichtung für betreutes Wohnen namens Clover Hills am Eastern Shore. Ich holte mir die Website aufs Display. Schien ein schöner Laden zu sein, hatte sogar einen Golfplatz.
    So kam es, dass ich noch in derselben Nacht im Nieselregen auf dem Golfplatz von Clover Hills stand, und zwar in dem tiefen Bunker, der das Grün des siebzehnten Lochs abschirmte. Ich beobachtete durch mein Fernglas das Haus. Ich fühlte mich wohl in Kapuzenpulli und Leinenhose, meinen alten Ein brecherklamotten. Durch das Schlafzimmerfenster konnte ich Langford erkennen, den Mann, der laut Haskins den Schlüssel zu den Beweisen gegen Henry in der Hand hatte. Langford sah furchtbar aus. Schläuche ragten aus seiner Brust. Für einen Toten sah er wiederum gar nicht so schlecht aus.
    Mit dem Halligan brach ich fast geräuschlos das Schloss der Terrassentüren zu seinem Zimmer auf. Saubere Arbeit. Als er schließlich zu sich kam, hatte ich seine Arme bereits fein säuberlich mit Klebeband an das Seitengitter des Betts gefesselt. So riskant mein Vorgehen auch war, die vertrauten Werkzeuge hatten eine beruhigende Wirkung auf mich. In meinen Einbrecherklamotten stand ich vor einem verängstigten alten Mann, der an ein Dialysegerät angeschlossen war.
    Die Maschine verrichtete langsam pumpend ihre Arbeit. Eine kleine Scheibe drückte Blut durch einen

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