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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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mich eindringlich an. »Sind Sie der Bursche, der den Richter und das Mädchen umgebracht hat?«
    »Das sagen zumindest alle. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie wissen, wer wirklich dahintersteckt.«
    Er schaute auf meine Füße. »Was ist mit Ihren Pumps passiert?«
    Die Presse hatte sich wahrscheinlich eingehend über dieses Detail meiner Flucht ausgelassen. »Waren ein bisschen unpraktisch. Was haben Sie gegen Henry in der Hand?«
    »Das Wichtigste wissen Sie schon. Er hat 1972 diesen Reporter ermordet.«
    »Warum?«
    »Pearson war auf Henrys krumme Geschäfte gekom men. Sagt Ihnen der Name G. Gordon Liddy was? Oder John Mitchell?«
    »Natürlich.«
    »Operation Gemstone?«
    »Hab davon gehört.«
    »Watergate war nur die Spitze des Eisbergs. Liddy hatte ein paar wirklich kranke Pläne in der Schublade: einen Brandbombenanschlag auf die Brookings Institution, Ellsberg LSD unterjubeln, Aktivisten kidnappen und nach Mexiko verfrachten.«
    »Aber er hat nie grünes Licht bekommen.«
    »Liddy nicht, das stimmt. Justizminister Mitchell sagte Nein danke, verzichte, und er sagte noch was zu Liddy: Verbrennen Sie alles, was Sie über diesen Schwachsinn schriftlich haben. Liddy war ein großmäuliger Schwachkopf, deshalb ha ben Sie auch von ihm gehört. Er ist aufgeflogen. Nichts haben Sie dagegen gehört von Henry Davies’ Rolle in den gleichen Verschwörungen, weil nämlich Henry Davies, und das wissen Sie sicher, rücksichtslos, höchst kompetent und eher der Typ ist, der sich hinterher entschuldigt, als vorher um Erlaubnis zu fragen. Verglichen mit Davies, war Liddy mit seinem durch geknallten Radikalinskischeiß so harmlos wie einer, der Wahl kampfplakate runterreißt.
    Davies war im Kommen. Binnen zwei Jahren ist er vom Laufburschen zum gefragtesten Rufmordkünstler in Nixons Komitee für die Wiederwahl des Präsidenten aufgestiegen. Es war unglaublich. Die Leute klammerten sich an seine Rock schöße. Die dachten sich, der Bursche landet bald im Kongress, und wer weiß, was dann kommt? Er ging ab wie eine Rakete. Aber dann tauchte dieser Hal Pearson auf und hat seine Nase in Davies’ Angelegenheiten gesteckt. Er puzzelte nach und nach zusammen, was er für eine Rolle bei diesen ganzen Machenschaften gespielt hat. Pearson war eine Gefahr für Davies’ Karriere. Er war eine Gefahr für den gesamten Wahlkampf. Woodward und Bernstein waren damals zwei grüne Lokalreporter, die Glück hatten. Die haben an der Oberfläche gekratzt, Pearson hätte die ganze Hauptstadt hochgehen lassen.
    Davies fand heraus, dass Pearson gegen ihn recherchierte, und fuhr zu seiner Wohnung in Mount Pleasant. Schätze, dass Pearson mit den üblichen Rüpeleien gerechnet hatte, Einschüchterung, vielleicht Drohungen. Er hatte nicht mit Henry Davies gerechnet. Ich weiß nicht, was er zu Davies gesagt hat. Aber er war ein ziemlich starker Trinker und ein Choleriker. Schätze, er ist sauer geworden, es ist nicht bei Worten geblieben, und am Ende war Pearson tot. Erdrosselt, sein Hals war ein einziger Matsch, als sie ihn am nächsten Tag gefunden haben.«
    »Hat Davies Beweise zurückgelassen?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Langford. »Die Polizei hat ein Stück von seinem Ohrläppchen aus Pearsons Rachen gepult.«
    Das erklärte die Narbe an Henrys Hals.
    »Pearson hat sicher nicht an seinem Ohrläppchen rumgeknabbert. Er hat Davies fast umgebracht. Er hat ihm den Kehlkopf zerquetscht und muss ihn ziemlich gewürgt haben. Deshalb das gruselige Flüstern bei Davies.«
    »Und wie ist Davies dann doch noch aus der Sache rausgekommen?«
    »Er war Ausschuss, nicht mehr verwendbar. Seine Bosse wollten ihn fallen lassen und sofort aus Washington rausschaffen. Sie haben ihm irgendeinen Scheißposten als Verteidigungsattaché in Luxemburg besorgt, da konnte er auch sein Ohr operieren lassen. Er war so etwa sechs Monate, vielleicht ein Jahr außer Landes.
    Für jeden anderen wäre das das Ende der Fahnenstange gewesen, nicht für Davies. Klar, die Karriere im öffentlichen Dienst hatten seine Vorgesetzten zerstört, aber Davies hatte immer eine paranoide Ader. Er war so eine Art Sammler. Die meisten jungen Ehrgeizlinge waren froh um jeden Auftrag, scharwenzelten um ihre Bosse herum und waren ganz außer sich, wenn sie mal mit dem Justizminister plaudern durften. Aber Davies machte immer Pläne, und als dann die Zeit reif war, zückte er seine Messer.«
    Langford nickte zu seinen festgeklebten Armen.
    »Ich glaube, das habe ich mir jetzt verdient,

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