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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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wie Perry gemacht?« Für Abschaum wie mich? Ich meine, schließlich war Perry auch nur ein Erpressungsspezialist wie ich in meiner Zeit bei Davies.
    Es gab nichts zu sagen.
    Nicht dass es eine Rolle spielte, wir hatten ohnehin keine Zeit zum Reden mehr. Lichtkegel von Taschenlampen strichen über die Baseballanlage. Keine Ahnung, wie die uns hatten finden können. Weit entfernt hörte ich Türenschlagen und rasselnde Ketten: Hunde. Sie waren noch ein paar Hundert Meter entfernt, in der Nähe der Stelle, wo ich den Honda Civic abgestellt hatte. Es waren viele, und sie sahen nicht nach Polizei aus. Mein Vater und ich waren schon in den Wald gelaufen, aber in einem der schwankenden Lichtkegel hatte ich ein Gesicht erkannt: Marcus.
    Ich rannte, bis mir Beine und Lunge brannten wie Feuer. Wenn einer von uns stolperte, half der andere ihm wieder auf. Wir hasteten blind durch den Wald. Nach einem knappen Kilometer sprangen wir in einen eiskalten Bach und folgten dessen Lauf, bevor wir im Neunzig-Grad-Winkel wieder in den Wald eintauchten. Wir hatten einen ordentlichen Vorsprung. Ich hoffte, wir könnten sie abhängen.
    Dann hörte ich es. Rascheln, dann Hecheln, hin und wieder Kettenrasseln. Der Lärm kam schnell näher. Ich wusste, dass es die Hunde waren, aber ich hörte kein Bellen. Das Rudel tauchte wie aus dem Nichts aus der Dunkelheit auf. Ein Dutzend leuchtender Augen umringte uns, auf nassem Laub, mit schnappenden Mäulern, Zähnen wie Rasierklingen, doch alles so merkwürdig still. Man hatte ihnen die Stimmbänder durchgeschnitten.
    Der stets hilfsbereite Sir Larry Clark musste Henry seine Hunde ausgeliehen haben.
    Ich hatte schon einmal gesehen, wie sie einen Tötungsbefehl erhalten hatten, am Wochenende, als ich Larry kennengelernt hatte. Sie hatten einen Hasen in die Enge getrieben. Larry gab das Kommando. Sie kamen mir nicht mehr wie Hunde vor, sondern wie eine verschwommene Masse aus Muskeln und scharfen weißen Zähnen. Als sie ihre Arbeit getan hatten und mit blutverschmierten Schnauzen davonschlichen, sah der Hase aus, als hätte ihn jemand durch den Wolf gedreht.
    Sekundenlang herrschte eine merkwürdige Stille. Sie umkreisten uns. Wenn sich der Erste bewegte, würden die anderen folgen. Ich hatte das Halligan und würde sie mir wahrscheinlich ein oder zwei Minuten vom Leib halten können, aber dann wären wir erledigt. Ich hielt die Stange mit beiden Händen, bereit, mit der scharfen Spitze zuzustoßen.
    Ein Dobermann bewegte sich auf uns zu.
    »Aus«, hörte ich eine Stimme hinter mir. Die Hunde zogen sich langsam zurück. Ich drehte mich um. Annie stand auf einem umgestürzten Baumstamm und blickte auf mich herunter. Anscheinend gehörte sie auch zur Jagdgesellschaft.
    »Wer zum Teufel ist das?«, fragte mein Vater.
    »Meine Freundin.«
    »Hübsch.«
    »Danke.«
    »Und, wie läuft’s mit euch beiden?«
    »Nicht so toll.«
    Ich konnte ja noch verkraften, dass Annie mich verraten und mir meinen Job genommen hatte, wahrscheinlich sogar, dass mich ein Rudel Dobermänner verspeiste, aber dass mei ne Exfreundin das Schlachtfest auch noch überwachte und sich dabei amüsierte? Okay, Leben, du hast gewonnen. Du hast mich am Arsch. Ich meine, wie beschissen sollte die ganze Geschichte denn noch werden?
    Annie ging durch den Ring der Hunde hindurch auf mich zu. Schätze, ich hätte ihr ein Ding verpassen sollen, aber sie sah einfach zu gut aus für einen K.-o.-Schlag mit dem Halligan.
    Sie warf sich mir in die Arme, legte den Kopf nach hinten und küsste mich.
    »Gott sei Dank, du bist in Ordnung!«
    Nun ja, eher durcheinander als in Ordnung.
    »Sie sind gleich da«, sagte sie und nahm meine Hand.
    »Was ist mit der Aufnahme, die Henry mir gezeigt hat? Von dir in seinem Büro? Arbeitest du nicht für ihn?«
    »Mike … nein«, sagte sie. Sie trat einen Schritt zurück, legte ihre Hände auf meine Schultern und schaute mir in die Augen. »Ich hab Henry nur glauben lassen, dass ich mitspiele, weil ich wissen wollte, ob du mir die Wahrheit gesagt hast.«
    »Und?«
    »Ich habe ihn beobachtet. Ich glaube dir, Mike. Aber ich musste das mit eigenen Augen sehen. Es war alles so verrückt, was du mir erzählt hast. Die Morde, die Verschwörung, ich musste das nachprüfen. Hast du erwartet, dass ich alles einfach so schlucke? Du bist ein toller Bursche, Mike, aber du weißt, wie viele Durchgeknallte da draußen herumlaufen.«
    Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen.
    »Ich habe bei der Jagd mitgemacht, um dich vor ihnen zu

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