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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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müssen. Er hatte seine Zeit abgesessen.
    »Ich habe mich selbst da reingeritten, Dad. Wenn es mir an die Eier geht, dann stehe ich das auch selbst durch. Warum hast du Perry getötet? Hast du für Davies gearbeitet?«
    »Nein, bis vor ein paar Tagen bin ich ihm nie begegnet.«
    »Warum dann?«
    »Ich wollte es nicht«, sagte er. »Erinnerst du dich an Perry? Möglich, dass du ihn als Kind mal getroffen hast.«
    »Verschwommen«, sagte ich und erinnerte mich vage an ein Firmenpicknick. »Dick? Schütteres Haar?«
    »Genau. Er war ein echter Schulterklopfer, mit seiner Sonnenscheintour hat er jeden überfahren. Ich weiß gar nicht, wie deine Mutter ihn kennengelernt hat, vielleicht im Gericht, jedenfalls war er in der Politik eine große Nummer. Als ich das erste Mal wieder rauskam, hat sie sich gedacht, dass es nicht schaden könnte, ihn als Freund zu haben. Er hat ihr einen Job als Sekretärin angeboten, und sie hat Ja gesagt.
    Sie hat mir nie was darüber erzählt, aber ich nehme mal an, dass er … na ja, er war wohl scharf auf sie. Und wie meistens bei diesen ehrbaren Leuten stellte sich seine Freundlichkeit als Masche heraus. Er hat meine Bewährung gegen sie ausgespielt, hat sein Wort gebrochen und versucht, sie …«
    Er scharrte mit der Schuhspitze im Sand des Infields.
    » … na ja, du weißt schon.«
    Ich hatte verstanden.
    »Von alldem hatte ich keine Ahnung. Vielleicht habe ich auch nicht so genau hingeschaut. Eines Abends hat sie zu Hause angerufen. Sie hatte länger arbeiten müssen. Sie und Perry waren mit dem Wagen auf dem Rückweg von irgendeiner Sitzung. Er hat gesagt, dass er noch ein paar Sachen unterschreiben muss und die in irgendeinem Haus in den Palisades liegen. Sie ist mit reingegangen, und da ist er dann wohl ein bisschen aufdringlich geworden.
    Sie hat ihn irgendwie abgelenkt und mich angerufen. Sie wollte keine Polizei. Verständlich. Ich also hin. Als ich da ankam, war ich in einer komischen Stimmung. Perry war betrunken, unausstehlich. Er ist auf mich los. Ich stoße ihn zurück, er stolpert, stürzt und fällt mit der Schläfe genau auf die Herdkante. Das Blut ist nur so aus ihm rausgespritzt, es war überall. Ich hab deine Mutter zu dir nach Hause geschickt und aufgeräumt.
    Die Leiche hab ich in Southwest abgeladen. Ich hatte sie so hergerichtet, dass es wie Straßenraub aussah. Was aber schließ lich egal war, weil man die Leiche sowieso erst ein paar Tage später gefunden hat. In der Nacht bin ich dann mit Putzmitteln wieder zum Haus zurückgefahren und hab stundenlang geschrubbt, bis ich die Riesensauerei beseitigt hatte. Ich bin gerade fertig und werfe einen letzten Blick auf mein Werk, da höre ich schon die Sirenen. Irgendwer muss die Bullen angerufen haben. Na ja, ich bin im Unterhemd die ganze Nacht rein und raus aus dem Haus. Nicht gerade die passende Garderobe für die Gegend. Ich saß in der Falle. Ich hab noch schnell ein Türschloss demoliert, damit es so aussah wie ein schusseliger Einbruch. Den Rest kennst du ja.«
    Er hatte mir die ganze Geschichte mit ruhiger Stimme erzählt und dabei zu dem Wald neben dem Baseballfeld geschaut. Jetzt drehte er sich zu mir um.
    »Ich will nicht, dass du mich für einen Killer hältst, Mike.«
    Als Trickbetrüger hatte er davon gelebt, dass die Leute ihm glaubten. Ich glaubte seine Geschichte. Ich glaubte ihm, dass er nur meine Mutter hatte schützen wollen und kein kaltblütiger Mörder war. Aber irgendwas an seiner Geschichte passte nicht, nur dass ich nicht wusste, was.
    Ich sagte nichts. Was kann man schon sagen, wenn man feststellt, dass die dein Leben definierenden Tatsachen nicht stimmen, dass man seinen Vater gehasst und sechzehn Jahre lang gequält hat, weil man nicht die ganze Geschichte, sondern nur einen Teil davon kannte – und den auch noch in einer Version, die nicht stimmte. Er hatte nicht für irgendwen irgendetwas vertuscht. Es war keine schäbige Ganovenehre im Spiel gewesen. Er hatte geschwiegen, weil er meine Mutter und mich hatte schützen wollen und sich selbst vor lebenslänglich oder Schlimmerem, weil er einen mächtigen Mann getötet hatte.
    Ich brauchte ihn nicht zu fragen, warum er mir das nie erzählt hatte. Er gab sich selbst die Schuld für diese Nacht und wollte mich nicht in die Sache hineinziehen. Was hätte er sagen sollen? »Ich war ein heruntergekommener Penner, und als deine Mutter mir aus der Scheiße helfen wollte, haben meine Altlasten und meine Bewährung sie zur leichten Beute für Abschaum

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