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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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Geht’s darum? Sind Sie deshalb hinter meiner Tochter her? Um über sie an mich ranzukommen?«
    Seine hitzige Reaktion zeigte mir nur, dass ich einen Nerv getroffen hatte. Aber, und das kann Ihnen jeder Betrüger bestätigen, ein angeschlagenes Objekt kann ganz schön gefährlich werden. Es wird alles tun, um sich zu rächen. Ich musste ihn also wieder runterbringen. Das ist eine Übung, mit der sich sowohl mein Vater als auch Marcus sehr gut auskannten.
    »Nein«, sagte ich. »Ich erwähne das nur, um Sie wissen zu lassen, dass ich mich um Sie kümmere, dass ich auf Ihrer Seite stehe und dass ich nur die besten Absichten in Bezug auf Ihre Familie hege.«
    Ich wusste, dass Larry in den New Yorker Finanzkreisen äußerst gute Verbindungen hatte, aber auch, dass er seit seinem Umzug nach D C viel zu sehr mit den Fuchsjagden auf seinem Anwesen beschäftigt war, um wirklich einflussreiche politische Beziehungen zu pflegen. Was hieß: Er war schwach, nicht gut informiert und vielleicht reif für einen Bluff.
    »Wenn ich über Barnsbury Bescheid weiß, dann können Sie darauf wetten, dass andere es auch tun. Ich erwähne das nur, weil ich Ihnen sagen möchte, dass ich meine Augen offen halten und dafür sorgen werde, dass Ihnen niemand am Zeug flickt – weder die Börsenaufsicht noch der Finanzausschuss des Repräsentantenhauses. Banker sind im Augenblick nicht gerade besonders beliebt. Das ist eine gut gemeinte Warnung, ein Friedensangebot.«
    Das war ein klassischer Zug à la Davies: Erpressung im Gewand der Protektion.
    »Und was wollen Sie als Gegenleistung? Meine Tochter?«
    »Ich will gar nichts von Ihnen. Ich will nur die faire Chance, mich Annie würdig zu erweisen.«
    Annie öffnete die Haustür.
    »Können wir?«, fragte sie.
    »Klar«, sagte ich.
    Der Zorn in Larrys Gesicht war Vorsicht gewichen. »Sie müssen nicht, Mike«, sagte er. »Wenn Sie ins Büro müssen, dann können wir das auch ein andermal nachholen.«
    »Ach was, kein Problem«, sagte ich.
    Ich sah, dass Clarks Gehirn fieberhaft arbeitete. Wenigstens dachte er ernsthaft darüber nach, was ich ihm gesagt hatte. Ich hatte es geschafft, ihn von meinem Fall abzulenken, ohne ihn so zu reizen, dass er vor nichts zurückschrecken würde, um mich fertigzumachen. Ein Sieg. So müde ich auch war, um nichts in der Welt hätte ich darauf verzichten wollen, mich jetzt mit Sir Larry auf ein überteuertes Omelett an einen Tisch zu setzen – natürlich weil er zahlte, aber noch mehr, weil ich sehen wollte wie der hochmütige alte Sack sich wand.
    Nach der ganzen Scheiße, die mir meine Bosse letzte Nacht eingebrockt hatten, hatten mich die letzten Minuten doch daran erinnert, dass die Arbeit für die Davies Group ein paar fabelhafte Vorteile hatte – zum Beispiel, dass man noch vor dem Frühstück einen Milliardär um den Finger wickeln konnte.

10
    M ir gefiel Kolumbien. Außer in einigen immer noch von den Guerillas kontrollierten Gebieten an der Grenze zu Panama war es inzwischen ziemlich sicher, gar nicht zu vergleichen mit der Schießbude, die es zu Zeiten des Kartells gewesen war. Die Frauen waren von geradezu schmerzender Schönheit, aber was mir, glaube ich, am meisten zusagte, war der Kaffee. Kolumbianer trinken ihn dauernd. Selbst um Mitternacht, bei tropisch feuchter Hitze, lief einem auf einem fast menschenleeren Stadtplatz immer ein Bursche mit einer Thermoskanne über den Weg, der tinto anbot und auch Kunden fand. Ein Land nach meinem Geschmack.
    Ich war vier Tage dort. Henry und ich waren Gäste von Rado Dragov i ´ c . Das war der serbische Platzhirsch, der die Verführung des Abgeordneten Eric Walker finanziert hatte. Er hatte an der Karibikküste von Kolumbien, in der Nähe des Tayrona-Nationalparks, ein nettes kleines, modernistisches Haus. Auf einer Seite lag das Meer mit seinen sanft dem Horizont entgegenrollenden blauen Wellen, auf der anderen Seite erhoben sich Berge bis zu einer Höhe von fünfeinhalbtausend Metern. Stellen Sie sich die Rockies am Pazifik vor, wie Big Sur, nur viermal größer, das kommt ungefähr hin.
    Die Leute im Büro, Annie eingeschlossen, konnten nur schwer verbergen, wie neidisch sie waren, dass man mich aus erwählt hatte, um mit Henry Davies für ein paar lauschige Tage ins Paradies zu jetten.
    Ich nahm an, dass wir wegen der Feinarbeit dort waren, dass wir mit den Serben absprechen würden, wo sich die Schlupflöcher in dem anstehenden Außenhandelsgesetz befinden sollten. Walker erwies sich in dieser

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