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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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FBI wenden oder – in einem Anfall von selbstmörderischer Wut – versuchen wollte, Haskins’ Beweise zu finden und Henry selbst zur Strecke zu bringen, dann musste ich Zeit gewinnen und so tun, als spielte ich das Spiel meiner Bosse mit. Was hatte ich sonst für Möglichkeiten? Davies und Marcus mit einer herzerweichenden, flammenden Rede im James-Stewart-Stil bekehren, um ihnen dann das Händchen zu halten, wenn sie der Polizei alles gestanden? Keine Chance. Ich konnte nur so tun, als spielte ich mit. Das wusste ich, und ich war mir ziemlich sicher, dass auch Davies und Marcus es wussten und jede meiner Bewegungen genau beobachteten.
    Auf meiner Mailbox war ein Anruf meiner Cousine Doreen eingegangen. Sie lud mich für den kommenden Sonntag zur Erstkommunion ihres Sohnes ein. Da ich fünf oder sechs Jahre nichts mehr von ihr gehört hatte, wollte ich die Nachricht schon löschen, als sie erwähnte, dass sie Mutters Rindfleischeintopf machen würde. Damit hatte sie mich.
    Wie gesagt, für einen erfolgreichen Trickbetrüger ist die Gier des Objekts der entscheidende Hebel: Und mir fehlte dieser Eintopf. Die Einladung roch nach einer abgekarteten Sache.
    Ich wusste, dass sie kurz vorher noch einmal anrufen würde, um mir mitzuteilen, dass mein Vater vielleicht auch kommen würde und ob das ein Problem für mich wäre. Wenn ich dann nicht als der Böse dastehen wollte, konnte ich kaum absagen. Wahrscheinlich hatte mein Vater das eingefädelt. Na ja, wenigstens wusste ich jetzt, dass mein Vater immer noch ein Händchen dafür hatte, andere Leute aufs Kreuz zu legen.
    Also gut, sollte er seinen Spaß haben. Ich musste sowieso mit dem alten Gauner sprechen. Im Augenblick hatte ich nur die unerquickliche Wahl, mich auf Henrys Spiel einzulassen, um mein Traumleben zu behalten, oder bei der Polizei aus zupacken und es mit William Ich-kenne-neun-Arten-wie- man-einen-Mann-mit-einem-Briefkuvert-umbringt Marcus aufzunehmen. Entweder machte ich einen auf Ganovenehre, oder ich erzählte alles – worum meine Mutter damals meinen Vater angefleht hatte. Jetzt, da mein Arsch auf dem Spiel stand, erschien mir die Entscheidung alles andere als eindeutig.
    Also übersprang ich Doreen, rief meinen Vater selbst an und bat ihn um ein Treffen.
    »Klasse«, sagte er. »Ich komme gleich rüber.« Ich hatte ge glaubt, ich würde ihm einen Gefallen tun, aber er machte nicht den Eindruck, als sei er auf Mitgefühl angewiesen.
    Als er mich abholte, sah ich, dass er den Cutlass nicht nur zum Laufen gebracht hatte. Wenn er bei Grün losfuhr, hatte ich das Gefühl, wir heben ab.
    »Die Zylinder mussten geschliffen werden«, sagte er.
    »Und ein bisschen mehr Hubraum holst du wohl auch noch raus, oder?«
    »Möglich«, sagte er mit schuldbewusstem Lächeln.
    Ich schaute ihn an.
    »Dachte mir, wenn ich schon dabei bin. Ich konnte noch ein Tuning-Kit abstauben, damit lässt sich noch ein bisschen mehr rauskitzeln.«
    Und ab ging die Post. Er hatte Ordnung in Cartwrights Bücher und Bankkredite gebracht und der Tankstelle sechstausend Dollar pro Monat gespart. Seine Schreckhaftigkeit war genauso verschwunden wie der Blick des in die Enge getriebenen Hundes, den er noch unmittelbar nach seiner Entlassung gehabt hatte.
    Wir fuhren zu dem Steakhouse, von dem ich ihm bei unserem ersten Treffen erzählt hatte. Er sagte, er habe sich mit einem Burschen vom Amt für Wirtschaftsprüfer in Virginia angefreundet.
    »Hab ihn gegoogelt«, sagte mein Vater.
    Nicht schlecht. Heraus kam, dass er möglicherweise die Prüfung machen konnte, wenn er zwei Jahre nach Ablauf seiner Bewährung immer noch eine reine Weste hatte. Seinen letzten Übungstest hatte er mit Bestnote bestanden.
    Ich ging ihm nicht mit dem üblichen Scheiß auf die Nerven. Wer war ich, dass ich mir ein Urteil erlauben konnte? Verglichen mit dem Schlamassel, in dem ich selbst steckte, waren seine Brüche nicht schlimmer als ein paar Strafzettel für Falschparken. Mir graute so vor der Entscheidung, die ich zu treffen hatte, dass ich die Fragen, die ich ihm stellen wollte, immer weiter hinauszögerte. Als nach dem Essen der Kaffee kam, fragte er schließlich selbst.
    »Also, Mike, was treibt dich um?«
    »Merkt man das?«
    Er nickte. »Du kaust an den Nägeln. Das hast du schon als Kind gemacht, wenn dich irgendwas gedrückt hat. Ich will dich nicht … also, ich meine, wir können über alles reden. Tut mir leid, ich bin ein bisschen eingerostet, aber Allentown ist nicht gerade der Ort, wo man

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