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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ordentlich in die Reihe zurück.
    Ich wusste, dass Germaniuk ein Perfektionist war, aber auch ein witziger und schlagfertiger Zeitgenosse und ein Ass im Zeugenstand. Im Grunde war er genauso qualifiziert, die
Rechtsmedizin zu leiten, wie Claire es war, und es gab viele Stimmen, die behaupteten, wenn sie den Posten eines Tages räumen sollte, wäre er der Kandidat für ihre Nachfolge.
    »Wie kommen Sie mit Andrea Canello voran?«, fragte ich und trat auf den Seziertisch mit dem Leichnam zu. Dr. Germaniuks »Patientin« war nackt und lag auf dem Rücken; die Schusswunde befand sich mitten zwischen ihren Brüsten.
    Ich beugte mich vor, um besser sehen zu können, doch Dr. Germaniuk trat zwischen mich und die tote Frau.
    »Kein Zutritt, Lieutenant. Dies ist eine Cop-freie Zone«, witzelte er, doch ich konnte sehen, dass es ihm ernst war. »Ich hatte heute schon eine mutmaßliche Kindesmisshandlung, einen tödlichen Verkehrsunfall und eine Frau, der mit einem Bügeleisen der Schädel eingeschlagen wurde.
    Die Opfer von der Fähre werden mich den ganzen Tag auf Trab halten, und ich fange gerade erst an. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, fragen Sie jetzt. Ansonsten können Sie mir einfach Ihre Handynummer auf den Schreibtisch legen. Ich rufe Sie dann an, wenn ich fertig bin.«
    Damit wandte er mir den Rücken zu und begann, Andrea Canellos Schusswunde zu vermessen.
    Ich trat zurück, und der Wutsausbruch, den ich mühsam unterdrückte, ließ das Blut in meinen Schläfen pochen. Ich konnte es mir nicht erlauben, Dr. Germaniuk vor den Kopf zu stoßen, und außerdem war er im Recht. Ohne Claire herrschte in dem ohnehin schon unterbesetzten Institut der Notstand. Germaniuk kannte mich kaum, und er musste nicht nur sein Institut und seinen Job schützen, sondern auch auf die Rechte seiner »Patienten« und den korrekten Ablauf der Ermittlungen achten.
    Und er musste jedes einzelne Opfer von der Fähre eigenhändig obduzieren.
    Würde ein zweiter Rechtsmediziner zu diesem Mehrfachmord hinzugezogen, könnte ein gewiefter Strafverteidiger die beiden Obduzenten gegeneinander ausspielen, könnte nach
Unstimmigkeiten suchen, die ihre Aussagen vor Gericht untergraben würden.
    Immer vorausgesetzt, dass wir den Irren fanden, der diese Menschen getötet hatte.
    Und vorausgesetzt, dass es uns gelang, ihn vor Gericht zu bringen.
    Es war fast vier Uhr nachmittags. Wenn Andrea Canello Germaniuks erstes Fähren-Opfer war, dann würde der Fall ihn nicht nur den ganzen Tag, sondern auch noch die ganze Nacht auf Trab halten.
    Trotzdem - ich hatte meine eigenen Probleme. Vier Menschen waren tot.
    Je mehr Zeit verstrich, desto wahrscheinlicher wurde es, dass der Amokschütze von der Fähre davonkommen würde.
    »Dr. Germaniuk?«
    Er blickte von seiner Schemazeichnung auf und zog die Stirn kraus.
    »Tut mir leid, wenn ich zu aufdringlich war, aber der Schütze hat vier Menschen auf dem Gewissen, und wir wissen immer noch nicht, wer er ist oder wo wir ihn finden können.«
    »Sie meinen wohl ›drei‹?«, entgegnete Germaniuk. »Ich habe hier nur drei Opfer.«
    »Der kleine Sohn dieser Frau, Tony Canello, ist vor einer halben Stunde im San Francisco General gestorben«, klärte ich ihn auf. »Er war neun. Das macht vier Tote, und Claire Washburn liegt mit einer Thoraxdrainage auf der Intensivstation.«
    Eine Woge des Mitgefühls wischte die Verärgerung von Dr. Germaniuks Zügen. Seine Stimme klang längst nicht mehr so gereizt, als er erwiderte: »Sagen Sie mir, wie ich Ihnen helfen kann.«

12
    Mit einer biegsamen Sonde untersuchte Dr. Germaniuk vorsichtig den Schusskanal, der sich durch Andrea Canellos Brust zog. »Sieht nach einem K-5 aus - mitten durchs Herz. Ich würde es nicht beschwören wollen, solange ich nicht die Bestätigung von den Schusswaffenexperten habe, aber für mich hat es den Anschein, als wäre sie mit einem.38er erschossen worden.«
    Das hatte ich nach dem Anschauen des Videos auch schon vermutet, aber ich wollte ganz sicher sein. Jack Rooneys Kamera hatte in dem Moment von ihr weggeschwenkt, als Andrea Canello getroffen wurde. Wenn sie noch ein paar Sekunden gelebt hatte, und wenn sie ihren Mörder gekannt hatte, könnte sie seinen Namen gerufen haben.
    »Könnte sie noch gelebt haben, nachdem sie getroffen wurde?«
    »Keine Chance«, antwortete Germaniuk. »Mit der Kugel im Herzen war sie schon tot, bevor sie auf dem Deck auftraf.«
    »Muss ein Kunstschütze sein«, meinte ich. »Sechs Schuss, fünf direkte Treffer. Mit

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