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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Notizen, versuchte die Splitter zu Bruchstücken zusammenzusetzen, die Bruchstücke zu einem Ganzen. Dann kippte ich den letzten Schluck von meinem Kaffee runter und rief die nächste Person auf meiner Liste an.
    Der Mann hieß Quintana, und er hatte gestern am späten Nachmittag angerufen, um zu sagen, dass er möglicherweise vor fünfzehn Jahren mit dem Schützen befreundet gewesen war.
    Jetzt sagte Quintana zu mir: »Jedenfalls sieht’s ganz so aus, als ob es derselbe Typ ist. Wenn er es ist, dann waren wir beide in den späten Achtzigern im Napa State Hospital.«
    Ich presste den Hörer fest ans Ohr. Ich wollte keine Silbe verpassen.
    »Sie wissen, was ich meine, ja?«, fragte Quintana. »Wir haben beide in der Klapsmühle gesessen.«

15
    Ich kritzelte einen Stern neben Quintanas Telefonnummer.
    »Wie heißt denn Ihr Freund?«, fragte ich ihn, aber Quintana antwortete plötzlich ausweichend.
    »Das will ich lieber nicht sagen, falls sich rausstellt, dass er es doch nicht ist«, sagte er. »Ich habe ein Foto. Sie können vorbeikommen und es sich anschauen, wenn Sie gleich kommen. Ich habe nämlich noch einiges zu erledigen heute.«
    »Gehen Sie nur ja nicht aus dem Haus! Wir sind schon unterwegs.«
    Ich ging hinaus in den Bereitschaftsraum und rief: »Wir haben eine Spur! Ich habe eine Adresse in der San Carlos Street.«
    Conklin erwiderte: »Ich würde gerne noch weiter am Telefon bleiben. Es sind neue Videos von der Schießerei an unsere Website gemailt worden.«
    Jacobi stand auf, zog seine Jacke an und sagte: »Ich fahre, Boxer.«
    Ich kenne Jacobi seit zehn Jahren, und davon war ich drei Jahre sein Partner, bevor ich zum Lieutenant befördert wurde. In der Zeit, als wir beide ein Team waren, hatte sich eine tiefe Freundschaft zwischen uns entwickelt und eine beinahe telepathische Verbindung. Aber ich glaube nicht, dass einem von uns beiden wirklich bewusst war, wie nahe wir uns standen, bis zu jener Nacht, als wir von zwei zugekoksten Teenagern niedergeschossen wurden. Wir waren dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen, und das hatte uns zusammengeschweißt.
    Jetzt fuhren wir zusammen zu einem schäbigen Block am Rand des Tenderloin District.
    Wir suchten die Adresse, die Ike Quintana mir genannt hatte. Es war ein zweigeschossiges Gebäude mit einer kleinen
Ladenkirche im Erdgeschoss und zwei Wohnungen im ersten Stock.
    Ich klingelte an der Eingangstür. Als ich den Summer hörte, zog ich an dem Türgriff aus mattem Metall, und Jacobi und ich betraten ein düsteres Treppenhaus. Wir stiegen die knarrenden Stufen hinauf und gelangten in einen mit Teppich ausgelegten, schimmelig riechenden Flur.
    An beiden Enden befand sich je eine Tür.
    Ich klopfte energisch an die von Nummer 2R, und nach einiger Zeit wurde sie quietschend geöffnet.
    Ike Quintana war weiß, Mitte dreißig, mit schwarzen Haaren, die wirr vom Kopf abstanden. Und er war merkwürdig in Schichten gekleidet: Aus dem V-Ausschnitt seines Baumwollhemds lugte ein Unterhemd hervor, über dem Hemd trug er eine zugeknöpfte ärmellose Weste, und darüber eine offene Strickjacke, die ihm bis zu den Hüften herabhing.
    Dazu trug er eine blau gestreifte Pyjamahose und braune Filzpantoffeln. Er ließ uns ein charmantes, zahnlückiges Lächeln sehen, schüttelte Jacobi und mir die Hand und bat uns herein.
    Jacobi ging voraus, und ich folgte den beiden Männern in einen Tunnel aus wackligen Zeitungsstapeln und Mülltüten voller Limoflaschen, die sich im Flur vom Boden bis zur Decke stapelten. Im Wohnzimmer standen Pappkartons herum, randvoll mit Münzen, leeren Waschmittelpackungen und Kugelschreibern.
    »Sie sind wohl auf alles vorbereitet«, brummte Jacobi.
    »Sie haben’s erfasst«, erwiderte Quintana.
    Als wir in die Küche kamen, sah ich überall Töpfe und Pfannen herumstehen, und der Küchentisch war ein Archiv von Zeitungsausschnitten, über die eine Tischdecke gebreitet war. Darauf lagen wieder Zeitungsausschnitte, dann wieder eine Tischdecke, und so weiter … Eine archäologische Grabungsstätte, rund dreißig Zentimeter tief.
    »Ich war schon immer ein großer Giants-Fan«, bemerkte
Quintana verlegen. Er bot uns Kaffee an, doch Jacobi und ich lehnten dankend ab.
    Quintana zündete dennoch eine Flamme auf dem Gasherd an und setzte einen Kessel Wasser auf.
    »Sie wollten uns ein Bild zeigen?«, fragte ich.
    Quintana hob eine alte Lattenkiste vom Boden auf und stellte sie auf den gepolsterten Tisch. Er begann in einem Berg von Fotos,

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