Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
einkassieren.«
    »Das können wir selber machen, Jacobi«, protestierte ich.
    »Ihr könntet «, entgegnete Jacobi. »Aber wir hatten gerade einen Anruf von Transbay Security. Sie haben ein Kind aufgegriffen, auf das die Beschreibung von Madison Tyler passt.«
    »Sie wurde gesehen?«
    »Sie ist in diesem Moment dort.«

44
    Der Transbay-Terminal an der Ecke 1st und Mission ist ein offener Betonschuppen mit einem rostigen Eisendach. Die altersschwachen Neonröhren an der Decke werfen flackernde Schatten auf die verlorenen Seelen ohne festen Wohnsitz, die an diesem bedrückenden Ort kampieren, um die spärlichen sanitären Einrichtungen benutzen zu können.
    Selbst am Tag ist der Terminal ein unheimlicher Ort. Ich verspürte den dringenden Wunsch, Madison Tyler zu finden und sie so schnell wie möglich da rauszuholen.
    Conklin und ich trabten die Stufen zum Untergeschoss des Terminals hinunter, einer dunklen, schäbigen Halle mit einer Reihe von Fahrkartenschaltern und einem Security-Bereich.
    Zwei schwarze Frauen in marineblauen Hosen und Blusen mit der Aufschrift Privater Sicherheitsdienst auf der Brusttasche saßen am Schalter.
    Wir zeigten unsere Dienstmarken vor und wurden eingelassen.
    Das Büro des Sicherheitsdienstes war auf zwei Seiten verglast; der Anstrich der beiden anderen Wände war schmutzig beige. Zwei Schreibtische, ein paar bunt zusammengewürfelte Aktenschränke und zwei Getränkeautomaten bildeten die Einrichtung. Es gab drei codegesicherte Ausgänge.
    Und da, auf einem Stuhl neben dem Tisch des Stationsvorstehers, saß ein kleines Mädchen mit seidigen goldblonden Haaren, die ihr über den Kragen fielen.
    Ihr blauer Mantel war nicht zugeknöpft. Sie trug einen roten Pulli und eine blaue Hose. Und glänzende rote Schuhe.
    Mein Herz vollführte einen kleinen Tanz. Wir hatten sie gefunden.
    Gott sei Dank - Madison war in Sicherheit!

    Der Stationsvorsteher, ein kräftiger Mann in den Vierzigern mit grauen Haaren und ebensolchem Schnauzbart, stand auf, um sich vorzustellen.
    »Ich bin Fred Zimmer«, sagte er und gab uns die Hand. »Und diese junge Dame haben wir vor fünfzehn Minuten aufgegriffen. Sie ist mutterseelenallein hier herumspaziert, nicht wahr, Schätzchen? Ich konnte sie nicht dazu bringen, mit mir zu reden.«
    Ich legte die Hände auf die Knie und sah dem kleinen Mädchen ins Gesicht. Sie hatte geweint und wollte mir nicht in die Augen sehen.
    Ihr Gesicht war dreckverschmiert, und ihre Nase lief. Ihre Unterlippe war geschwollen, und sie hatte einen Kratzer auf der linken Wange. Ich warf Rich einen Blick zu. Die Sorge über das, was Madison angetan worden war, verdrängte meine Erleichterung darüber, dass wir sie lebend gefunden hatten.
    Sie wirkte so traumatisiert , dass es mir schwerfiel, ihr Gesicht mit der Erinnerung an den kleinen Bühnenstar in Einklang zu bringen, dessen Klavierspiel ich auf dem Video hatte bewundern können.
    Conklin beugte sich zu dem kleinen Mädchen herab.
    »Ich heiße Rich«, sagte er und lächelte. »Heißt du Maddy?«
    Das Kind sah Conklin an, machte den Mund auf und sagte »Mah-dy«.
    Ich dachte: Dieses Kind hat Todesängste ausgestanden.
    Ich nahm ihre kleinen Hände in meine. Sie fühlten sich kalt an, und das Mädchen starrte glatt durch mich hindurch.
    »Rufen Sie einen Notarztwagen«, sagte ich leise, bemüht, sie nicht noch mehr zu ängstigen. »Mit diesem Kind stimmt etwas nicht.«

45
    Conklin und ich liefen ruhelos vor dem Eingang der Unfallstation auf und ab, als plötzlich die Tylers auf uns zustürzten und uns umarmten, als gehörten wir zur Familie.
    Ich war ganz euphorisch. Ein Kapitel dieser fürchterlichen Geschichte war abgeschlossen. Und ich hoffte, dass Madison wieder zu sich kommen würde, wenn sie erst einmal ihre Eltern wiedergesehen hatte. Denn ich hatte ein paar Fragen an sie - zuallererst diese: »Kannst du mir denn auch sagen, wie die Leute ausgesehen haben, die euch entführt haben?«
    »Sie hat geschlafen, als wir zuletzt nach ihr geschaut haben«, erklärte ich den Tylers. »Dr. Collins war vorhin hier und sagte, er sei in … warten Sie … in etwa zehn Minuten wieder da.«
    »Ich muss Sie das fragen«, sagte Elizabeth Tyler leise. »Haben diese Leute Maddy etwas angetan?«
    »Sie sieht aus, als hätte sie Schlimmes durchgemacht«, antwortete ich. »Die Ärzte haben aber noch keine invasiven Untersuchungen durchgeführt, weil sie erst Ihre Einwilligung abwarten wollten.«
    Elizabeth Tyler schlug die Hand vor den Mund und

Weitere Kostenlose Bücher