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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gelten.«

    »Hat sie eine Schussverletzung am Kopf?«
    »Kann ich nicht sagen. Sieht aus, als wäre sie an die Felsen geschleudert worden. Ich werde sie von Kopf bis Fuß röntgen, wenn wir sie erst auf dem Tisch haben.«
    Er fotografierte die Leiche zwei Mal von jeder Seite. Der Blitz seiner Kamera klackte alle ein, zwei Sekunden.
    Mir fiel gleich die Kleidung des Mädchens auf: der dunkle Mantel, der Rollkragenpulli, dazu die kurzen Haare - der charakteristische Pilzkopf, den ich auf ihrem Führerscheinfoto gesehen hatte, als ich vor zwei Tagen ihre Brieftasche durchsucht hatte.
    »Wir wissen beide, dass das Paola Ricci ist«, sagte Conklin, den Blick starr auf die Leiche gerichtet.
    Ich nickte. Wenn wir nur nicht gestern schon einmal schiefgelegen hätten, als wir durch unsere voreiligen Schlussfolgerungen den Tylers das Herz gebrochen hatten.
    »Sicher«, antwortete ich. »Aber glauben werde ich es erst, wenn wir sie zweifelsfrei identifiziert haben.«

48
    Claire saß aufrecht in ihrem Bett, als ich ihr Krankenhauszimmer betrat. Sie streckte die Arme aus, und ich drückte sie so lange, bis sie sagte: »Nicht so heftig, Süße. Ich hab schließlich ein Loch in der Brust.«
    Ich ließ sie los, küsste sie noch auf beide Wangen und setzte mich zu ihr.
    »Was sagt denn der Arzt?«
    »Er sagt, dass ich ein großes, kräftiges Mädchen bin …« Und dann fing Claire an zu husten. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, winkte mit der anderen ab und brachte schließlich heraus: »Es tut nur weh, wenn ich huste.«
    »Du bist ein großes, kräftiges Mädchen, und … was noch?«, bohrte ich.
    »Und ich bin bald wieder okay. Am Mittwoch darf ich diese heiligen Hallen verlassen. Und dann muss ich zu Hause noch eine Weile das Bett hüten. Danach dürfte ich wieder einwandfrei funktionieren.«
    »Gott sei Dank.«
    »Ich danke Gott schon die ganze Zeit, seit dieses Arschloch auf mich geschossen hat, wann immer das war. Man verliert jedes Zeitgefühl, wenn man nicht ins Büro muss.«
    »Es ist vor zwei Wochen passiert, Butterfly. Zwei Wochen und zwei Tage.«
    Claire schob mir eine Schachtel Pralinen hin, und ich nahm mir die erstbeste.
    »Hast du im Kofferraum von deinem Auto geschlafen?«, fragte sie. »Oder hast du Joe gegen einen achtzehnjährigen Liebhaber eingetauscht?«
    Ich schenkte uns beiden Wasser ein, steckte einen Strohhalm in Claires Glas, reichte es ihr. »Ich habe ihn nicht eingetauscht. Ich habe ihn einfach nur vor die Tür gesetzt.«

    Claires Augenbrauen schossen in die Höhe. »Das hast du nicht.«
    Ich erklärte ihr, was passiert war, und es tat verdammt weh, darüber zu sprechen. Claire beobachtete mich argwöhnisch, aber mit Sympathie. Sie stellte ein paar Zwischenfragen, ließ mich aber ansonsten ungehindert reden.
    Ich trank einen Schluck Wasser. Dann räusperte ich mich und erzählte Claire von meiner neuen Stellung als Sergeant.
    Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Zum zweiten Mal. »Du hast dich auf die Straße versetzen lassen und Joe in die Wüste geschickt? Und das gleichzeitig? Ich mach mir Sorgen um dich, Lindsay. Kriegst du genug Schlaf? Nimmst du Vitamine? Ernährst du dich richtig?«
    Nein, nein und nein.
    Ich lehnte mich in den Sessel zurück, als eine Schwester ein Tablett mit Claires Medikamenten und ihrem Abendessen hereinbrachte.
    »Bitte sehr, Dr. Washburn. Wohl bekomm’s.«
    Claire schluckte die Pillen und schob das Tablett zur Seite, sobald die Schwester gegangen war. »Wieder die übliche Pampe«, meinte sie.
    Hatte ich heute überhaupt schon was gegessen? Wohl eher nicht. Ich beschlagnahmte Claires Abendessen, lud mir totgekochte Erbsen und Hackbraten auf die Gabel und stopfte alles in mich hinein. Ich war schon beim Eis, als ich Claire erzählte, dass wir Paola Riccis Leiche identifiziert hatten.
    »Die Kidnapper haben das Kindermädchen erschossen, keine Minute, nachdem sie Paola und das Kind in ihre Gewalt gebracht hatten. Sie hatten es sehr eilig, sie loszuwerden. Aber das ist alles, was ich habe, Butterfly. Wir wissen nicht, wer es getan hat oder warum, und auch nicht, wohin sie Madison gebracht haben.«
    »Warum haben diese Schweine nicht die Eltern angerufen?«
    »Das ist die große Preisfrage. Es ist schon viel zu viel Zeit
ohne eine Lösegeldforderung verstrichen. Ich glaube nicht, dass sie es auf das Geld der Tylers abgesehen haben.«
    »Verdammt.«
    »Genau.« Ich warf den Plastiklöffel auf das Tablett, lehnte mich wieder in meinem Sessel zurück und starrte ins

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