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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sich auf eine attraktive, hellhäutige Afroamerikanerin von Anfang fünfzig, als sie sich an einer Sitzreihe entlangschob, ihren Sohn steif anlächelte und Platz nahm.
    »Fred«, sagte Sherman.
    »Mom! Ich werde reden!«, rief Brinkley, seine Stimme vibrierend vor innerer Bewegung, die Miene schmerzverzerrt.
    »Hörst du mich, Mom? Mach dich drauf gefasst, die Wahrheit zu hören! Mr. Sherman, Sie irren sich. Sie reden immer von einem Unfall . Lilys Tod war kein Unfall .«
    Sherman wandte sich an den Richter und sagte in nüchternem Ton: »Euer Ehren, das wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt für eine Pause…«
    Doch Brinkley unterbrach seinen Verteidiger und sagte scharf: »Ich brauche keine Pause. Und Ihre Hilfe brauche ich ehrlich gesagt auch nicht mehr, Mr. Sherman.«

118
    »Euer Ehren, ich beantrage, dass Mr. Brinkleys Aussage aus dem Protokoll gestrichen wird«, sagte Sherman mit ruhiger Stimme. Er gab sich redlich Mühe, zu ignorieren, dass sein Mandant gerade vom Weg abgekommen war und mit Vollgas auf den Abgrund zuraste.
    »Mit welcher Begründung, Mr. Sherman?«
    »Ich habe mit ihr geschlafen, Mom!«, rief Brinkley quer durch den Saal. »Wir hatten es früher schon getan. Sie war gerade dabei, ihr Oberteil auszuziehen, als der Baum herumgeschwenkt ist…«
    Im Zuschauerraum stöhnte jemand auf: »Mein Gott …«
    »Euer Ehren«, sagte Sherman, »die Aussage des Zeugen hat keinen Bezug zur verhandelten Sache.«
    Yuki sprang auf. »Euer Ehren, Mr. Sherman hat diesem Zeugen selbst die Tür geöffnet - einem Zeugen, der auch sein Mandant ist !«
    Brinkley wandte sich von seiner Mutter ab und fixierte die Geschworenen mit seinem durchdringenden Blick.
    »Ich habe geschworen, die Wahrheit zu sagen«, begann er, während im Saal das Chaos auszubrechen drohte. Selbst das Pochen des Hammers, mit dem der Richter auf seinen Tisch eindrosch, ging in dem Tumult unter. »Und die Wahrheit ist, dass ich keinen Finger gerührt habe, um meine Schwester zu retten.« Speicheltropfen flogen von Brinkleys Lippen, als er erregt fortfuhr: »Und ich habe diese Leute auf der Fähre getötet, weil er es mir gesagt hat. Ich bin ein sehr gefährlicher Mann .«
    Sherman ließ sich auf seinen Stuhl am Tisch der Verteidigung sinken und begann, in aller Ruhe seine Papiere in einer Ordnungsmappe zu verstauen.
    Brinkley schrie jetzt: »An diesem Tag auf der Fähre, da habe
ich mit meinem Revolver auf die Leute angelegt und den Abzug gedrückt. Ich könnte es wieder tun .«
    Die Augen der Geschworenen weiteten sich vor Entsetzen, während Alfred Brinkley sich mit den Handflächen die Tränen von den eingefallenen Wangen wischte.
    » Das reicht , Mr. Brinkley!«, herrschte ihn der Richter an.
    »Ihr da, ihr habt geschworen, dass ihr für Gerechtigkeit sorgen werdet«, tönte Brinkley, während er abwechselnd seine Knie umfasste und sich rhythmisch auf die Oberschenkel schlug. »Ihr müsst mich hinrichten lassen für das, was ich diesen Leuten angetan habe. Nur so könnt ihr dafür sorgen, dass ich es nie wieder tue. Und wenn ihr mich nicht zum Tod verurteilt, dann werde ich es wieder tun, das verspreche ich euch!«
    Mickey Sherman steckte die Ordnungsmappe in seinen glänzenden Metallkoffer und ließ die Schlösser zuschnappen. Für ihn war Feierabend.
    »Mr. Sherman«, sagte der entnervte Richter, dessen Gesichtsfarbe inzwischen zu einem tiefen Lachsrosa gewechselt hatte, »haben Sie noch weitere Fragen an Ihren Zeugen?«
    »Mir will partout keine mehr einfallen, Euer Ehren.«
    »Ms. Castellano? Wünschen Sie ein Kreuzverhör?«
    Aber Yuki konnte nichts sagen, was Brinkleys eigene Worte an Wirkung übertroffen hätte: Und wenn ihr mich nicht zum Tod verurteilt, dann werde ich es wieder tun, das verspreche ich euch!
    »Ich habe keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, sagte Yuki.
    Doch als der Richter Brinkley aufforderte, den Zeugenstand zu verlassen, begann ein kleines rotes Licht in Yukis Kopf zu blinken.
    Hatte Brinkley wirklich gerade den letzten Nagel in seinen eigenen Sargdeckel getrieben?
    Oder hatte er mehr dazu beigetragen, die Geschworenen von seiner Geisteskrankheit zu überzeugen, als alles, was Mickey Sherman hätte tun oder sagen können?

119
    Fred Brinkley saß auf dem harten Bett in seiner Sechs-Quadratmeter-Zelle. Überall um ihn herum herrschte Lärm, die Stimmen der anderen Gefangenen mischten sich mit dem Quietschen der Räder des Essenswagens und dem Knallen von Metalltüren, das durch den Korridor hallte.
    Brinkley hatte

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