Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete
Cousins zurückgekehrt. Er hatte sein Versprechen gehalten, sich am Glück seines alten Teichkameraden gefreut und verstanden, dass es seinem Weg nicht abträglich sein konnte, sein Wort zu halten – ganz im Gegenteil. Manduki war nachdenklicher, ruhiger, vor allem aber glücklicher geworden, seit er Kurmas Schüler war. Nun war es an der Zeit, seinem Herzensziel zu folgen und in die Welt hinauszuziehen. Also nahm er Abschied von der Meisterin und bat um einen letzten Rat. »Manduki, mein Lieber, du hast die Beständigkeit, die dir fehlte, verwirklicht – was könnte ich dir noch raten? Alles was du brauchst, ist in dir. Du bist schon vollkommen. Sei nur beständig ganz du selbst und nichts wird dich von deinem Weg abbringen.«
Wir haben über die Beständigkeit unserer Ziele, unserer Gedanken, Gefühle und Handlungen gesprochen – doch all dem liegt etwas Tieferes zugrunde: die Beständigkeit unseres Selbst.
Wir alle haben einen inneren Ruhepol , um den sich unser Leben dreht. Dieser Wesenskern begleitet uns durch die Zeit. Wir sind wir – als Fünfjährige, Fünfzehn- oder Fünfzigjährige. Trotz aller Erfahrungen, allen Lernens, allen Vergessens, allen Erlebens bleiben wir doch immer wir selbst.
Doch wer ist dieses »Ich«, das uns ausmacht? Wir wollen hier nicht allgemein, theoretisch, philosophisch oder psychologisch nach dem Wesen des Selbst fragen. Vielmehr ganz konkret: Wer ist »Ich« wirklich? Wer sind Sie?
Aus Kurmas Übungen: Abnehmen
Machen Sie doch einmal, nur so zum Spaß, ein kleines Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vor, Sie könnten beliebige Teile Ihrer selbst – körperliche, seelische und geistige – von sich wegnehmen. Wie viel können Sie wegnehmen und dennoch Sie selbst bleiben?
Vielleicht wollen Sie sich nur ungern von etwas so Persönlichem trennen? Aber wie steht es mit Sorgen, Ängsten, Gebrechen, hässlichen Gedanken? Fangen Sie an, mit was Sie möchten. Das Experiment beginnt also sehr angenehm: In der Vorstellung befreien Sie sich von Lästigem. Dann von Überflüssigem und erst dann wird es schwierig …
Herauszufinden, wer wir wirklich in unserem Kern sind, ist eine spannende und lohnende Herausforderung.
Was in uns hat Bestand? Das Wesentliche.
Das, was uns ausmacht, ist nicht konform, es passt sich nicht den
Meinungen an, es lässt sich nicht überreden. Doch es ist auch nicht das Gegenteil. Es ist nicht zwanghaft nonkonformistisch, nicht starrsinnig, nicht unzugänglich für Einsichten.
Es ist eben nicht manipulierbar, sondern selbst-ständig. Es ist vollkommen, doch es kann wachsen – so wie ein Kind bereits ein Mensch ist, aber sich entwickeln kann.
Die Immunität gegen Manipulation ist eine Folge des Weges zu uns selbst. In unserer Zeit ist dies wichtiger denn je. Es wird immer schwieriger zu unterscheiden, was aus unserem Innersten kommt und was von außen in unseren Geist »implantiert« wurde. Von allen Richtungen werden wir beeinflusst. Wir sollen Cremes auftragen, die uns jugendlich erscheinen lassen, Autos fahren, mit denen wir die Umwelt schützen, Frauen imponieren oder unsere Überlegenheit beweisen, Waschmittel verwenden, die Weißes weißer, Buntes bunter und Reines reiner machen, Limonade trinken, die uns beliebt und sympathisch macht … Wir sollen Parteien wählen, die das Paradies auf Erden schaffen, Gerechtigkeit und Freiheit und Reichtum vermehren …
Diese Versprechen sind noch relativ einfach zu durchschauen. Doch vor allem durch das Fernsehen werden wir auf viel tieferer Ebene beeinflusst. Wir erfahren, wie erfolgreiche Menschen aussehen (perfekt gestylt, schlank und makellos), wie »man« heute denkt (vor allem an Sex und Geschäfte), wie viel Gewalt es überall gibt (an einem Tag im Fernsehen gibt es mehr Morde als in Deutschland in einem Jahr), wir werden daran gewöhnt, Gewalt als normales Alltagsphänomen zu erleben (durch Kriege, Krimis und Actionfilme), und es wird uns vermittelt, dass wir eigentlich viel zu unvollkommen sind, um in dieser Welt wirklich zu bestehen. Wir müssen entweder rücksichtslos und überdurchschnittlich sein oder uns unterordnen und unsere Arbeit tun …
Diese Scheinwelt scheint mitunter wirklicher als die Wirklichkeit. Die Traumwelt, die immer mehr zum Albtraum wird, hat jedoch nur Macht über uns, wenn wir ihr diese Macht geben. Wenn wir erwachen – und manchmal sind wir so tief in den Illusionen gefangen, dass das gar nicht so leicht ist -, erkennen wir, dass wir viel freier
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