Die 7 Suenden
hinterlassen hat. Ich nehme an, die Versicherung hat eine genaue Aufstellung davon.«
Jacobi sagte: »Miss Malone. Können Sie sich vorstellen, dass irgendjemand einen tief sitzenden Groll gegen Ihre Eltern gehegt hat?«
»Ich bin mit achtzehn ausgezogen«, sagte sie. »Mein Dad war Autohändler und konnte im Geschäft sicherlich ganz schön aufbrausend sein, aber meine Mutter hätte mir bestimmt erzählt, wenn er ernsthafte Drohungen bekommen hätte.
Seid ihr denn sicher, dass es kein Unfall gewesen sein kann?«, wandte sie sich dann mit flehendem Blick an meinen Partner.
Conklin erwiderte: »Tut mir leid, Kelly, aber das war kein Unfall.«
Er legte ihr den Arm um die Schultern, und Kelly ließ sich schluchzend an seine Brust sinken. Ihr Schmerz brach mir fast das Herz, aber trotzdem musste ich ihr eine Frage stellen. »Kelly, wer profitiert wohl am ehesten vom Tod Ihrer Eltern?«
Die junge Frau zuckte zusammen, als ob ich sie geschlagen hätte.
» Ich «, rief sie. » Ich ! Und mein Bruder . Sie sind uns auf die Schliche gekommen! Wir haben einen Killer engagiert, der unsere Eltern umbringen und das Haus abfackeln sollte, damit wir das ganze Geld erben können!«
Ich erwiderte: »Es tut mir leid, Kelly. Ich wollte damit nicht andeuten, dass Sie irgendetwas mit dieser Tat zu tun haben.«
Aber danach redete sie nur noch mit Conklin.
Als ich wieder neben Jacobi im Erdgeschoss stand, hörte ich, wie Rich Kelly von den lateinischen Worten auf dem Deckblatt eines Buches erzählte.
»Latein? Keine Ahnung. Wenn Mom oder Dad da irgendwelche lateinischen Sachen reingeschrieben haben, dann muss das das erste und letzte Mal gewesen sein«, sagte Kelly Malone.
27
Hawk hatte die Küchenschabe auf der Arbeitsplatte, die ihm in seinem Zimmer zu Hause als Schreibtisch diente, unter einem umgedrehten, schweren Trinkglas gefangen. Bei der Schabe handelte es sich um eine blatta orientalis , eine Gemeine Küchenschabe, auch Kakerlake genannt. Zweieinhalb Zentimeter lang und schwarz glänzend, wie sie in jedem der feudalen Häuser in Palo Alto anzutreffen war.
Aber obwohl diese Schaben so weit verbreitet waren, war diese eine für Hawk etwas ganz Besonderes.
»Das machst du ganz wunderbar, Macho«, sagte Hawk zu der Schabe. »So ein Kakerlakenleben ist ja wirklich nicht gerade das Gelbe vom Ei, das muss ich zugeben, aber du bist dieser Aufgabe wirklich würdig.«
Pidge lag hinter Hawk, auf dessen Bett, und las sich Hintergrundinformationen über ein bevorstehendes Kursprojekt durch: ein dreidimensionales Fax, vermutlich inspiriert durch die »Beam-mich-rauf-Scotty«-Technologie aus Raumschiff Enterprise, das nunmehr in der wirklichen Welt manifest werden sollte.
Es funktionierte so: Ein Gerät scannte an einem Punkt A einen Gegenstand, und an einem Punkt B wurde per Lasertechnik ein identischer Gegenstand aus einem beliebigen Material herausgefräst. Aber das wusste Pidge alles. Er hatte das Video gesehen. Also war die Leserei nichts weiter als eine sinnlose Beschäftigung, während er darauf wartete, dass Hawk endlich seinen faulen Arsch in Bewegung setzte.
»Du hast den Dialog immer noch nicht fertig«, sagte Pidge mürrisch. »Du solltest lieber an deinem Dialog arbeiten, bevor
deine blöden Eltern nach Hause kommen, anstatt mit dieser Schabe zu quatschen.«
»Wieso kannst du Macho nicht leiden?«, sagte Hawk. »Immerhin lebt er seit... hmm... sechzehn Tagen von nichts anderem als von Luft und dem dünnen Schmierfilm, der vielleicht auf dem Schreibtisch gewesen ist. Hab ich nicht Recht, Macho? Das ist verflucht bewundernswert, Pidge. Ganz im Ernst.«
»Mit Verlaub, Bruder, du bist ein Arschloch.«
»Du hast die Würde dieses Experiments überhaupt nicht erfasst«, fuhr Hawk unbeeindruckt fort. »Eine Kreatur, die von Insekten abstammt, welche seit Anbeginn der Zeit hier auf der Erde leben. Macho ernährt sich von Luft. Und wenn er noch vier Tage länger lebt, dann lasse ich ihn frei. Das habe ich mit ihm abgemacht. Ich bin gerade dabei, mir eine Belohnung für ihn auszudenken.
Macho«, sagte Hawk und beugte sich nach vorne, um seinen Gefangenen zu begutachten. Er tippte mit dem Finger an das Glas. Die Schabe winkte ihm mit ihren Antennen zu. »Ich glaube, du kriegst einen Schokoladen-Brownie, Alter.«
Pidge stand auf, schlenderte zum Schreibtisch, griff über Hawks Schulter und nahm das Glas beiseite. Dann ballte er seine Hand zur Faust, ließ sie auf die Schabe fallen und zerquetschte diese auf der
Weitere Kostenlose Bücher