Die 7 Suenden
denn bloß los mit dir?«, brüllte er. »Du flirtest mit mir, lädst mich in deine Wohnung ein, und jetzt - hey! Hör
mir zu«, sagte er, trat auf Yuki zu, packte sie mit Daumen und Zeigefinger grob am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
»Ich habe Nein gesagt.« Yuki riss sich los. »Und jetzt raus hier, oder ich hole die Polizei .«
»Du blöde Zicke «, sagte er, lächelte kalt und ließ die Arme sinken.
Yukis Herz raste, während Twilly mit langsamen Schritten ihre Wohnung verließ. Sie knallte die Tür hinter ihm zu, schob den Riegel vor und ließ sich mit dem Rücken gegen die Tür sinken, bis sie hörte, wie sich die Fahrstuhltüren am Ende des Flurs öffneten und wieder schlossen. Sie trat ans Fenster und sah zu, wie Twilly aus dem Crest Royal gestapft kam und in seinen Wagen stieg.
Mit quietschenden Reifen schoss der schwarze Mercedes auf der Jones Street davon.
54
Nachdem in ihrem Haus ein leibhaftiger Psycho-Killer sein Unwesen getrieben hatte, bevor er schließlich dingfest gemacht worden war, hatte Cindy daran gedacht, sich zu ihrem persönlichen Schutz einen Hund anzuschaffen. Pit Bulls waren in San Francisco verboten, und Cindy wollte weder einen Kampfhund noch einen Schoßhund haben, und so hatte ihre Suche nach dem perfekten Wachhund sie zu Seth on Sixth geführt, dem Tiergeschäft gleich um die Ecke.
Seth hatte gesagt: »Nehmen Sie ihn mit. Er heißt Rammler.«
Rammler war ein Molukkenkakadu mit pfirsichfarbenen und weißen Federn, ein Verwandter des Vogels, den Robert Blake in seiner Rolle als einzelgängerischer Polizist namens Tony Baretta besessen hatte. Aber Rammler war kein Fernsehstar. Er hing schlecht gelaunt in seinem Käfig herum, riss sich Federn aus der Brust, und jedes Mal, wenn die Ladentür aufging, hob er den Kopf und quakte.
»Er ist deprimiert«, sagte Seth. »Er braucht ein Zuhause. Und wenn Sie Besuch bekommen, gibt er garantiert Laut.«
Also war Rammler in Peaches umbenannt worden, und seit er bei Cindy wohnte, hatten sich auch seine Depressionen verflüchtigt. Sichtbar zufrieden saß er nun auf Cindys Schulter, zerkaute einen Bleistift zu Holzspänen und schnaufte leise vor sich hin. Erst nach ein, zwei Wochen war es Cindy schließlich gelungen, sein gedämpftes Nuscheln zu entschlüsseln. Peaches sagte immer wieder: »Mach sie kalt. Mach sie kalt.«
»Braves Tier. Braves Tier«, erwiderte Cindy geistesabwesend
und in der Überzeugung, dass sie ihren Vogel umprogrammieren konnte, wenn sie es nur häufig genug versuchte.
Heute Abend saßen Cindy und Peaches zu Hause vor dem Computer in ihrem Arbeitszimmer. Cindy fütterte eine Suchmaschine mit einer Reihe von Stichwörtern: »Hausbrand Todesopfer«, »Hausbrand Todesopfer Bucht von San Francisco«, »Hausbrand Ursache unbekannt«. Aber bei jedem Tastendruck wurde ihr Bildschirm mit viel zu vielen Informationen überflutet.
Cindy kratzte den Vogel unter dem Kinn, goss frisches heißes Wasser auf ihren Tee und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. Die Anzeige in der rechten unteren Bildschirmecke teilte ihr mit, dass es 22.32 Uhr war. Sie war immer noch keinen Schritt weitergekommen. Also grenzte sie die Suche noch einmal ein und gab »Hausbrand reiches Ehepaar« ein.
»Das gibt’s doch nicht, Peaches«, sagte sie, als wieder Dutzende von Links angezeigt wurden. »Viel zu viele Informationen!«
Fast alle Links bezogen sich auf ein und dasselbe Feuer in einem außerhalb von San Francisco gelegenen Haus, das vor vier Jahren abgebrannt war. Cindy überflog die einzelnen Artikel und erinnerte sich wieder an die Geschichte der Brandopfer Emil und Rosanne Christiansen, obwohl die Ereignisse sich vor ihrer Zeit als Gerichtsreporterin zugetragen hatten.
Emil Christiansen war Finanzdirektor eines Büromaschinenherstellers gewesen, der von einem Computerhersteller übernommen worden war. Dadurch waren die Christiansens von einem Tag auf den anderen zu Multimillionären geworden. Sie waren aus der Stadt heraus in eine bewaldete Gegend an der Küste gezogen. Den diversen Artikeln zufolge
war das Haus noch vor Ankunft der Feuerwehr bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und die Christiansens waren darin ums Leben gekommen.
Die Feuerwehrleute vor Ort hatten den Brand als Unfall deklariert, aber nachdem der Sohn des Ehepaars eine Liste der verbliebenen Besitztümer angelegt hatte, hatte er festgestellt, dass die Münzsammlung seines Vaters ebenso fehlte wie der große Smaragdring seiner Mutter und ein mit Saphiren und
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