Die 7 Suenden
saphirblauen Augen stand auf und stellte sich als Mollys Psychiaterin, Dr. Olga Matlaga, vor.
Die Psychiaterin sagte zu dem Mädchen: »Da sind zwei Polizisten, die dich gerne sprechen möchten, Schätzchen.«
Als ich ihren Namen nannte, wandte Molly mir das Gesicht zu, aber ihre Augen waren stumpf, als sei alles Leben aus ihr gewichen und hätte nur die leere Hülle eines Kindes zurückgelassen.
»Haben Sie Graubart gefunden?«, fragte sie mich mit Flüsterstimme und, bedingt durch die Schmerzmittel, wie in Zeitlupe.
Ich warf Dr. Matlaga einen fragenden Blick zu, und sie sagte: »Ihr Hund Graubart wird vermisst.«
Ich sagte zu Molly, dass wir sofort eine Großfahndung nach Graubart einleiten würden, und erklärte ihr, was das bedeutete. Sie nickte feierlich, und ich sagte: »Kannst du uns erzählen, was bei euch zu Hause passiert ist?«
Das Kind wandte den Blick zum Fenster hinaus.
»Molly?«, ergriff Conklin das Wort. Er zog sich einen Stuhl
heran und setzte sich, sodass er sich auf Augenhöhe mit dem Mädchen befand. »Waren schon viele Leute hier, um dir irgendwelche Fragen zu stellen?«
Molly griff nach dem beweglichen Griff am Tisch neben ihrem Bett. Conklin nahm das Wasserglas und hielt es ihr hin, sodass sie am Strohhalm ziehen und trinken konnte.
»Wir wissen, dass du sehr müde bist, Schätzchen, aber es wäre toll, wenn du uns noch ein einziges Mal erzählen könntest, was passiert ist.«
Molly seufzte und sagte: »Ich habe gehört, wie Graubart bellt. Und dann hat er aufgehört. Dann hab ich weiter meinen Film geschaut und dann habe ich Stimmen gehört. Meine Mom und mein Dad haben immer gesagt, dass ich nicht runterkommen soll, wenn sie Gäste haben.«
»Gäste?«, hakte Conklin behutsam nach. »Mehrere Leute?«
Molly nickte.
»Und, waren das Bekannte deiner Eltern?«
Molly meinte achselzuckend: »Ich weiß bloß, dass einer von denen mich rausgetragen hat.«
»Kannst du uns vielleicht verraten, wie er ausgesehen hat?«
»Ein nettes Gesicht, und ich glaube, er hatte auch blonde Haare. Und ungefähr so alt wie Ruben«, sagte Molly.
»Ruben?«
»Mein Bruder Ruben. Jetzt ist er gerade in der Cafeteria, aber eigentlich geht er an das Cal Tech. Er ist ein Student.«
»Hast du diesen jungen Mann davor schon einmal gesehen«, wollte ich wissen.
Da spürte ich Dr. Matlagas Hand am Ellbogen, die mir signalisierte, dass unsere Zeit abgelaufen war.
»Ich hab ihn nicht gekannt«, sagte Molly. »Vielleicht hab ich ja auch geträumt«, fügte sie noch hinzu und blickte mir
direkt in die Augen. »Aber in meinem Traum, da war er ein Engel.«
Sie machte die Augen zu. Tränen quollen unter ihren lidlosen Halbmonden hervor und rannen stumm ihre Wangen hinab.
61
»Hanni ist sauber«, sagte Jacobi. Er stand vor uns und warf einen Schatten auf unsere Schreibtische. »An dem Abend, als es bei den Meachams gebrannt hat, hat er eine Explosion in einer Drogenküche untersucht. Er hat gesagt, das habe er euch auch erzählt.«
Da fiel es mir wieder ein.
Er hatte uns erzählt, dass der Meacham-Brand schon sein zweiter Fall an diesem Abend gewesen war.
»Ich habe mit fünf Leuten gesprochen, die auch in diesem Drogenlabor waren, und alle fünf schwören Stein und Bein, dass Chuck die ganze Zeit über da war, so lange, bis er zu den Meachams gerufen wurde«, sagte Jacobi. »Und ich habe mich vergewissert, dass ein gewisser Matt Waters tatsächlich wegen Mordes an den Christiansens lebenslänglich hinter Gittern sitzt.«
Conklin seufzte.
»Also los, ihr beiden«, sagte Jacobi. »Macht weiter. Findet raus, was die Opfer miteinander verbindet. Boxer, McNeil und Chi sind dir direkt unterstellt. Also gib ihnen auch was zu tun. Konzentriert euch auf die Malones und die Meachams. Die fallen in unsere Zuständigkeit. Hier habe ich den Namen des Kollegen in Monterey, der für die Ermittlungen im Fall Chu zuständig ist. Conklin, vielleicht willst du ja erst mal die Angelegenheit mit Hanni ins Reine bringen. Er gehört auch weiterhin zum Team.«
Jacobi stapfte in sein Kabuff zurück, und ich schaute Rich an.
Er sagte: »Was denn? Soll ich Hanni jetzt einen Blumenstrauß kaufen?«
»Damit würdest du ihn bestimmt verunsichern«, erwiderte ich.
»Sieh mal, es war doch schlüssig, oder etwa nicht, Lindsay? Das Buch handelt von einem Brandstifter, der gleichzeitig Brandursachenermittler war, und Hanni hat es übersehen.«
»Es war sehr mutig von dir, das anzusprechen, Richie. Deine Argumente waren
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