Die 7 Suenden
unter, und irgendjemand aus der Nachtschicht knipste die helle Deckenbeleuchtung an. Rich und ich wanderten immer noch draußen in der Dunkelheit umher. Irgendwo saß ein ausgesprochen mit sich zufriedener Killer gerade beim Abendessen, beglückwünschte sich zu seinem Erfolg, schmiedete vielleicht bereits Pläne für das nächste Feuer - und wir wussten weder, wer er war, noch, wann er wieder zuschlagen würde.
Während Chi und McNeil noch einmal sämtliche Bekannte und Nachbarn der Malones und der Meachams befragten, sa ßen Rich und ich an unseren Schreibtischen und gingen gemeinsam unsere gesammelten bisherigen Erkenntnisse durch. Wir schauten uns Claires Untersuchungsergebnisse an, die Fotos von den Schaulustigen an den Brandschauplätzen, den Bericht des Schriftexperten, der die Inschriften in den an den Brandorten zurückgelassenen Büchern analysiert hatte und dessen Fazit lautete: »Ich bin mir zwar nicht hundertprozentig sicher, da es sich um Druckbuchstaben handelt, aber es spricht eigentlich alles dafür, dass sämtliche Inschriften von ein und derselben Hand verfasst worden sind.«
Wir gingen unsere eigenen Protokolle der Tatort-Besichtigungen noch einmal durch, versuchten, alles Unwesentliche beiseitezulassen und nur die wenigen wirklich wichtigen Wahrheiten herauszufiltern. Dabei unterhielten wir uns in einer Art Kurzsprache, wie sie unter Partnern durchaus üblich ist. Aber ich spürte auch diese andere Verbundenheit, die zwischen uns bestand und über die Rich, wenn es nach mir ging, gar nicht sprechen sollte, die aber manchmal einfach über unsere Schreibtische hinweg entstand. So wie jetzt gerade.
Ich stand auf, ging zur Toilette, wusch mir das Gesicht und besorgte mir und Conklin je eine Tasse Kaffee, schwarz und ohne Zucker. Setzte mich wieder hin und sagte: »Also, wo waren wir?«
Die Nachtschicht wuselte und brummte um uns herum, und Rich zählte an den Fingern ab, was wir alles hatten: »Die ermordeten Ehepaare waren alle jenseits der vierzig und gut situiert. Die Haustüren waren nicht abgeschlossen, die Alarmanlagen ausgeschaltet. Keine Anzeichen für Schusswaffengebrauch. Alle Ehepaare hatten ein Kind auf dem College, und sie sind ohne Ausnahme ausgeraubt worden, wobei die Killer aber lediglich Schmuck und Bargeld mitgenommen haben.«
»Okay. Dann habe ich hier noch ein paar Mutmaßungen«, fuhr ich fort. »Der Killer ist so schlau und wirkt so ungefährlich, dass er freiwillig ins Haus gelassen wird. Und ich wage die Vermutung, dass es sich um zwei Angreifer handelt, wobei einer die Opfer fesselt, während der andere sie mit einer Pistole in Schach hält.«
Rich nickte und sagte. »Er oder sie haben Angelschnur zum Fesseln verwendet, weil sie schnell verbrennt. Und au ßerdem einen Brandbeschleuniger, der nicht mehr nachzuweisen ist. Das nennt man Vorsicht. Sie hinterlassen keine Spuren, und das ist ziemlich schlau.
Aber ich glaube, dass Molly Chu nicht eingeplant war«, fügte er dann hinzu. »Das war das erste Mal, dass außer den Opfern noch eine weitere Person im Haus war. Ich glaube, dass Molly durch die Rauchvergiftung bereits bewusstlos war, als ihr ›Engel‹ sie gefunden und anschließend rausgetragen hat. Fast schon heroisch, findest du nicht?«
»Dann hat der Killer vielleicht gedacht, dass sie ihn nicht wahrgenommen hat«, sagte ich. »Darum hat er keine Gefahr darin gesehen, sie aus dem Haus zu tragen. Da ist es, Süßer,
ich glaube, er wollte das kleine Mädchen nicht sterben lassen.«
Rich hob den Kopf und grinste.
»Ich... äh... Das wollte ich nicht... Scheiße.«
»Macht nichts, Herzblatt«, erwiderte Conklin. »Hat überhaupt nichts zu bedeuten.« Sein Grinsen wurde breiter.
»Halt die Klappe.« Ich warf eine Büroklammer nach ihm. Er fing sie im Flug auf und redete weiter.
»Also, gehen wir mal davon aus, dass Molly einen der Killer gesehen hat, okay? Und gehen wir außerdem davon aus, dass er College-Student ist, so wie Molly vermutet hat. Die Malones, die Meachams, die Chus und dieses Ehepaar in Palo Alto, die Jablonskys, sie alle hatten ein Kind auf dem College. Allerdings an lauter verschiedenen Colleges.«
»Das stimmt«, antwortete ich. »Aber wenn bei solchen Leuten ein junger Mensch vor der Tür steht und halbwegs ordentlich aussieht, dann lassen Mom und Dad ihn wahrscheinlich ins Haus.
Rich, das könnte wirklich die Verbindung sein. Als ich noch auf dem College war, da habe ich andauernd irgendwelche Leute mit nach Hause geschleppt, die meine
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