Die 8 Anti-Krebs-Regeln
des Stoffwechsels von Verbrennung auf Notfallvergärung auslöst. Der Schalter rettet damit der Zelle das Leben. Die bei der Vergärung entstehende Milchsäure wird nach außen abgegeben und sorgt dafür, dass sich das Gewebe umbaut und neue Blutgefäße wachsen (Angiogenese). Damit sichert sich die Zelle den Wiederanschluss an das Gefäßsystem. Sobald die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff über das Blut wiederhergestellt ist, sorgt der HIF1-alpha-Schalter dafür, dass sich der Stoffwechsel erneut umstellt – diesmal auf Verbrennung.
Für die Vergärung benötigen die Zellen jedoch Glukose; nur wenn ausreichend Zucker vorhanden ist, kann eine Zelle auch ohne Sauerstoff überleben. Die Muskeln bilden aus dem Zucker Milchsäure, die sie ins Blut abgeben. Die Leber unterstützt die Muskulatur, indemsie die Milchsäure erneut in Glukose umwandelt. Diese gelangt über die Blutbahn zurück in die Muskeln, wodurch diese weitere Energie für Kampf und Flucht erhalten.
Die Vergärung von Glukose zu Milchsäure im Muskel stellt somit eine Art Turbolader für Notfälle dar. Sie findet nur statt, so lange genug Glukose im Blut kursiert und Sauerstoffmangel im Muskel herrscht – und muss genau kontrolliert werden. Es ist zum Beispiel wichtig, dass nicht jedes Gewebe oder jede Zelle nach Gutdünken Glukose aus dem Blut entnimmt. Anderenfalls würde der Mensch bei Glukoseknappheit unweigerlich sterben. Es gibt daher Gewebe, die bei Glukoseknappheit »Vorzugsrechte« genießen, und andere, die bei der Verteilung eine untergeordnete Rolle spielen und nur dann etwas vom Zucker abbekommen, wenn genug davon für alle Zellen zur Verfügung steht. Doch nicht nur wie viel Glukose aus dem Blut aufgenommen wird, ist wichtig. Es darf auch nur eine bestimmte Menge an Milchsäure ins Blut gelangen, damit der Körper nicht übersäuert. Wird das Blut zu sauer, kann es keinen Sauerstoff mehr transportieren und Enzymreaktionen werden inaktiviert – was ebenfalls zum Tode führt.
Ein wesentlicher Nachteil der Vergärung ist, dass sie nur einen Bruchteil der in Glukose enthaltenen Energie freisetzen kann. Deshalb benötigt die Zelle zur Vergärung etwa 20-mal mehr davon als bei der Verbrennung. Der Großteil der Energie im Zucker gelangt über die Milchsäure ins Blut und kann zunächst nicht weiter genutzt werden.
(ÜBERLEBENS-)VORTEIL DURCH VERGÄRUNG
Sich auch in dem Fall, dass Sauerstoff vorhanden ist, für die Vergärung zu entscheiden, bringt der Zelle jedoch auch Vorteile. Denn dabei entstehen keine gefährlichen Radikale, die Zellbestandteile wie Eiweiß (Proteine) und vor allem das Erbgut (DNA) beschädigen. Für bestimmte gesunde Zellen ist diese sichere Art der Energiegewinnung höchst wünschenswert, weshalb die Vergärung nicht immer nur ein Notfallprogramm ist, sondern manchmal auch ein extrem wichtiger Schutzmechanismus.
Für Nervenzellen, die sich von Natur aus kaum teilen können, ist es wichtig, so lange wie möglich intakt zu bleiben.
Auch für Endothelzellen (Zellen, die die Blutgefäße auskleiden) ist diese Form der Energiegewinnung ganz entscheidend. Da sie direkt mit dem sauerstoffhaltigen Blut in Kontakt stehen, sind sie ohnehin einem erhöhten Oxidationsstress ausgesetzt. Mithilfe der Vergärung schützen sie sich vor den Schäden, die von Sauerstoff ausgehen. Darüber hinaus führt die Vergärung auch dazu, dass Endothelzellen weniger Sauerstoff verbrauchen und damit mehr Sauerstoff an die dahinter liegenden Zellschichten abgeben können, die ihn für die Verbrennung benötigen.
Die Netzhautzellen der Augen sind aufgrund des einfallenden Lichts ebenfalls einer erhöhten Radikalbildung ausgesetzt. Die Vergärung von Glukose zu Milchsäure schützt sie vor der Bildung neuer Radikale und neutralisiert gleichzeitig durch die Lichteinstrahlung gebildete Radikale – und wirkt damit wie ein Schutzmechanismus vor dem Erblinden.
Keimzellen setzen auf die Vergärung, um radikalbedingte Mutationen zu vermeiden. Gewebe im Hoden des Mannes nutzen die Vergärung, um auf sichere Weise die DNA für mögliche Nachkommen zu bilden. Indem das Risiko von Mutationen und Erbdefekten sinkt, reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, ein behindertes Kind zu zeugen, deutlich. Im Gegensatz dazu nutzen weniger wichtige Zellen wie etwa die Fettzellen (Adipozyten) die riskantere Verbrennung. Denn wenn eine Fettzelle mutiert und/oder abstirbt, hat das weitaus weniger tragische Folgen für die Gesundheit.
SCHUTZ DES LEBENS
Entstehen durch die
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