Die 8 Anti-Krebs-Regeln
Radikalbildung beim Verbrennen von Wasserstoff Schäden am Erbgut, kann dies zu Veränderungen (Mutationen) an der DNA führen. Diese wiederum können zur Folge haben, dass Zellen absterben oder sich das Wachstumsverhalten verändert. Insbesondere Körperzellen, die immer wieder neue Zellen produzieren, können so viele mutierte Zellen und damit auch Tumorzellen bilden. Damit das Risiko für Mutationen möglichst gering bleibt, nutzen Zellen, die immer wieder neue Körperzellen produzieren, zur Energiegewinnung daher die ungefährliche Vergärung in Anwesenheit von Sauerstoff. Stammzellen zum Beispiel sind in der Lage, viele verschiedene Zelltypen zu bilden, und spielen eine entscheidende Rolle bei der Regeneration und Gewebeerneuerung. Würde eine Stammzelle durch die Wirkung von Radikalen mutieren, würden auch alle aus ihr gebildeten Folgezellen Mutationen aufweisen. Aufgrund dessen nutzen Stammzellen zu ihrem Schutz die Vergärung.
Die Vergärung schützt also nicht nur den eigenen Körper, sondern bis zu einem gewissen Grad auch die nachfolgenden Generationen.
EINE PERFEKTE ENERGIEBILANZ
Die Vergärung scheint nur auf den ersten Blick ineffizient. Bei genauerer Analyse wird deutlich, dass durch die Vergärung auch in Anwesenheit von Sauerstoff dem Körper keine Energie verloren geht. Zwar wird – bezogen auf ein Molekül Glukose – bei der Vergärung deutlich weniger Energie freigesetzt als bei der Verbrennung. Aber die gebildete Milchsäure ist für den Körper nicht verloren. Sie wird nicht ausgeschieden, sondern von anderen Zellen des Körpers als Energiequelle genutzt oder wieder zu Glukose umgebaut, die erneut vergoren werden kann. So gesehen ist es für den Körper als Gesamtorganismus unerheblich, ob Glukose nun verbrannt oder vergoren wird – sofern die Vergärung einen bestimmten Schwellenwert nicht überschreitet. Letzter richtet sich danach, ob die gebildete Milchsäure noch genutzt oder umgewandelt werden kann; ist dies nicht der Fall, wird der pH-Wert des Blutes zusauer, um Stoffwechsel und Sauerstofftransport aufrechterhalten zu können. Unterhalb dieses Schwellenwertes jedoch setzen Verbrennung und Vergärung absolut gesehen dieselbe Menge an Energie frei. Körperzellen und Gewebe, die die Vergärung nutzen, werden dabei von Milchsäure verwertenden oder umbauenden Zellen und Geweben zum Wohle des Gesamtorganismus unterstützt. Milchsäure stellt somit eine Art Währung für den Austausch und die Verfügbarkeit von Energie im Körper dar, die zwischen den Körperzellen und Geweben hin und her wechselt.
INFO
Das TKTL1-Gen
Ein entscheidendes Moment bei der aeroben Vergärung kommt einem Gen zu, das 1995 von dem deutschen Biologen Dr. Johannes F. Coy am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg entdeckt wurde: das TKTL1-Gen. Das von ihm gebildete TKTL1-Protein stabilisiert das HIF1-alpha-Protein, also den Schalter, der den Stoffwechsel von Verbrennung auf Vergärung umstellt, und verhindert so, dass die Zelle durch den Zerfall von HIF1-alpha wieder auf Verbrennung zurückschaltet. TKTL1 sorgt auf diese Weise dafür, dass Zellen auch bei genügend Sauerstoff ihre Energie durch Vergärung gewinnen können. Auf den ersten Blick mag das wenig sinnvoll erscheinen, da bei der Verbrennung weitaus mehr Energie pro Glukosemolekül freigesetzt wird. Dass sich die Zelle trotzdem für die Vergärung entscheidet, liegt in erster Linie an der gefahrlosen Energiegewinnung.
Die unterschiedliche Nutzung von Verbrennung und Vergärung in den verschiedenen Geweben war eine wichtige Voraussetzung für die Evolution. Insbesondere die Entstehung des TKTL1-Gens war ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der Säugetiere, weil damit die besonders wichtigen Gewebe- und Zelltypen wie Gehirn, Nerven, Stamm- und Keimzellen geschützt wurden und eine lange Lebensdauer bei gleichzeitig hoher Leistung möglich wurde. Der Mensch überlebte dank der Kombination von Verbrennung und Vergärung besonders gut. Und daher steckt diese Art des Stoffwechsels bis heute in uns.
AUCH KREBSZELLEN VERGÄREN
Mutationen in Genen, die für die Wachstumseigenschaften oder geplante Absterbeprozesse (Apoptose) der Zellen verantwortlich sind, können zu einem ständigen Wachstum der Zellen führen. Zunächst entstehen dadurch Tumorzellen, die sich teilen, obwohl sie sich nicht teilen sollen. Es bilden sich Ansammlungen von Zellen: Tumoren. Jeder Tumor ist prinzipiell erst einmal gutartig. Die durch die fortlaufende Teilung der
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