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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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schrieb G e schichten über eine verlorene Welt. Die meisten dieser Geschichten handelten – wie er sich schon bald eingestehen mußte – von ihm selbst und von Pe r sonen, die den Gefährten seiner Jugend auffa l lend ähnelten. Der traurige Dichter hatte lange über dieses Phänomen nac h gedacht, bis ihm klargewo r den war, daß es eine Art Flucht war – zurück in eine Zeit, in der ihm noch alle Wege offe n gestanden ha t ten. Hinter all den phantastischen Abenteuern und Liebesgeschichten, die er seine Christophs, Frie d richs und Roberts erleben ließ, verbarg sich das qu ä lende Verla n gen, Geschehenes ungeschehen machen zu können, die Seh n sucht nach einer Existenz je n seits der deprimierenden Zwä n ge des Unabänderl i chen. Im Grunde stellten seine fiktiven Erlebnisse nichts anderes als den Versuch dar, dem Strom der Zeit zu entfliehen.
    Die Zeit war sein Feind. In seiner Jugend hatte er sich von ihr täuschen lassen, hatte seine Hoffnungen und Träume wie einen Schild vor sich hergetragen, bis er Lara verloren und begriffen hatte, daß es keine bessere Zukunft gab. Hoffnu n gen waren wie He u bündel, die man Eseln vor das Maul hielt, damit sie unterwegs nicht stehenblieben. Nur mit dem U n te r schied, daß am Ende des Weges keine Belohnung wartete, sondern das Nichts. Die Zeit war dafür ve r antwortlich, und so hatte er ihr den Kampf angesagt.
    Im Haus des traurigen Dichters gab es keine Spi e gel. Das machte zwar die Morgentoilette etwas u m stän d licher, enthob ihn jedoch der Notwendigkeit, sich mit eventuellen Anze i chen kö r perlichen Ve r falls auseinanderzusetzen.
    Da seine Uhr längst stehengeblieben war, b e stimmte einzig der Wechsel zwischen Tag und Nacht seinen Lebensrhyt h mus, den er jedoch nach Gutdünken ändern konnte, indem er sich für einige Zeit in den ewigen Sommer des Gewäch s hauses z u rückzog.
    Folgerichtig führte der Dichter keinen Kalender – wozu auch, da er doch keinerlei Termine einzuhalten hatte? Wann und bei welchem Verlag sein neues Buch erscheinen würde, stand noch nicht fest, auch, weil er sich keineswegs sicher war, ob er es übe r haupt veröffentlichen lassen sollte.
    Der Dichter hatte immer davon geträumt, eines Tages e t was zu schreiben, das über die ihm zug e messene Lebensspa n ne hinweg Bestand haben wü r de. Die Lieder waren ihm lange Zeit als ein wicht i ger Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel e r schienen – bis das Meer zu ihm gespr o chen hatte.
    Vergiß die alten Städte , hatte ihm eine Stimme zugeraunt, als er sich eines Morgens weiter als g e wöh n lich hinaus in die endlos scheinende Weite des Sandmeeres gewagt hatte. Nichts ist so gewesen, wie du es dir vorstellst. Du solltest mir besser von Di n gen erzählen, die ich noch nicht kenne.
    Er war stehengeblieben und hatte sich erschrocken umg e sehen, aber es war niemand in der Nähe gew e sen. Mehr Zeit war ihm nicht geblieben, denn plöt z lich waren Staubteufel aufgetaucht – filigran e r scheinende Gebilde, die einen e r wachsenen Mann dennoch Dutzende Meter weit durch die Luft schleudern konnten – und er war zum Ufer zurüc k g e laufen, so schnell ihn seine Füße trugen.
    Später, nachdem er sich eine Kanne Tee gekocht und seine schmerzenden Glieder am Kamin gewärmt hatte, war ihm die Szene zunehmend irreal erschi e nen. Gleichwohl hatte er sich nie wieder so weit vom Ufer entfernt wie an jenem denkwü r digen Tag. Und eine Fortsetzung der Lieder hatte er auch nicht geschrieben, obwohl er früher oft mit dem Gedanken gespielt ha t te.
    Seither hatte das Meer nicht wieder zu ihm g e sprochen, und so war er nach einer Phase des Zwe i fels zu der Überze u gung gekommen, daß er sich vielleicht doch getäuscht oder das Echo seiner eig e nen Gedanken als Stimme wahrgeno m men hatte. De n noch kam es immer wieder vor, daß ihn ein mehr oder weniger zufälliges Geräusch in höchste A n spa n nung versetzte wie ein Tier, das Witterung au f genommen ha t te. Manchmal glaubte er sogar, im Rauschen des Windes ei n zelne geflüsterte Worte wahrzunehmen, aber das waren gewiß Ausgeburten se i ner Phantasie.
    Während seiner Strandspaziergänge machte der tra u rige Dichter häufig an einem Ort Station, den er wegen der pha n tastischen Aussicht »Seeblick« g e nannt hatte. Dort saß er oft stundenlang im Win d schatten eines überhängenden Felsens und beobac h tete das Spiel der Rot- und Ockertöne auf der schimmernden Oberfläche des San d meeres.
    Wenn er gerade an einem Text

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