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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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sich sofort Klarheit ve r schaffen mußte.
    Vielleicht gab es doch noch eine Chance ...
    Mit unsicheren Schritten stakste er zum Schrei b tisch und schaltete den Computer ein. Es dauerte ein w e nig, bis er die richtige Datei gefunden hatte, und noch viel länger dauerte es, den Text von all den Halbwahrheiten und Selbsttä u schungen zu befreien, an die er sich bis zuletzt geklammert hatte.
    Ungeduldig wartete er, bis der Drucker seine A r beit bee n det hatte, und lief dann mit einer Handvoll Se i ten hinaus in die ster n klare Nacht.
    Die Kälte stach wie mit tausend Nadeln auf seine ung e schützte Haut an Gesicht und Händen ein, aber der alte Mann ließ sich nicht aufhalten. Mühsam das Gleichgewicht bewahrend, stolperte er hinunter zum Strand und ließ die weißen Blätter fliegen, die der ablandige Wind sofort in Ric h tung Meer trieb.
    »Wolltest du das!?« rief er herausfordernd, bevor ihm der Speichel im Mund gefror und er sich h u stend abwandte. I r gendwie schaffte es der Dichter zurück zum Haus, ohne zu stürzen oder ernsthafte Erfrierungen davonzutragen. Vie l leicht wachte ein Schutzengel über ihn, vielleicht hielt ihn aber auch die Hoffnung aufrecht, die so unerwartet in sein L e ben z u rückgekehrt war.
     
    ***
    In dieser Nacht schlief der traurige Dichter tief und trau m los, und als er erwachte, zeichnete die Sonne bereits goldfa r bene Rechtecke auf das helle Parkett seines Zimmers. Vögel zwitscherten, und es roch nach Kaffee und frisch gemähtem Gras.
    »Steh endlich auf, du Faultier!« rief jemand mit der Sti m me se i ner Mutter. »Du hast Besuch!«
    Lara! dachte der Junge, der später einmal ein b e rühmter Schriftsteller werden wollte, und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Ich bin wohl wirklich ve r dammt spät dran ...
     

Stille Nacht II
     
    »Geh nicht, Manuel Garcia. Versündige dich nicht!«
    Die Worte fielen wie Steine in den halbdunklen Raum, dessen rußgeschwärzte Wände das unstete Licht des Herdfeuers und der Öllampe aufsaugten.
    Der Mann blieb stumm.
    Wenn Evita sich an seinen zweiten Vornamen e r innerte, war Schweigen die beste Antwort.
    Ohne aufzusehen, griff er nach einem Putzlappen und machte sich an einem imaginären Rostfleck am Lauf des Karabiners zu schaffen, der vor ihm auf dem Tisch lag.
    Stille breitete sich aus, als wartete das Haus mit Ev i ta darauf, daß er sich rechtfertigte.
    Der Mann wollte keinen Streit.
    Doch er durfte sich auch nicht aufhalten lassen. Seufzend richtete er sich auf und zog seine Wollja c ke über.
    »Ich bitte dich, Manuel, sei vernünftig. Der Krieg ist draußen in der Welt, nicht hier. Und vielleicht ist er längst zu Ende ...«
    Was verstanden Frauen schon vom Krieg. Sie glaubten, wenn sie die Tür verriegelten und zur he i ligen Virgen de la Peña beteten, würde das Böse schon draußen bleiben. Doch das Böse kümmerte sich nicht um Gebete ...
    Der Mann griff nach dem Gewehr und wandte sich zur Tür.
    »Bleib hier, Manuel! Laß mich nicht allein.« Die Frau sprach leise, in ihren Augen glänzten Tränen. »Es sind schon zu viele nicht zurückgekommen, die das Licht der Verdammten gesehen haben.«
    Manuel glaubte nicht an die einfältigen Geschic h ten, die sich die Weiber über das »Licht von Mafa s ca« erzählten. In jüngeren Jahren hatte er selbst u n zähl i ge Nächte im Freien verbracht, und das einzige Licht, an das er sich erinnern konnte, war das We t terleuchten vor einem der seltenen Sommergewitter gewesen. Mit den Seelen der Verdammten hatte das nun wirklich nichts zu tun. 
    »Abergläubisches Geschwätz«, versetzte er mü r risch. »Es sind die Fremden, die wir uns vom Halse halten müssen. Banditen, die vor nichts zurüc k schrecken.«
    »Was kannst du schon gegen sie ausrichten, a l lein, mit Vaters altem Gewehr?«
    Der Mann starrte sie schweigend an. Seine G e sicht s züge wirkten wie eingefroren.
    Erschrocken biß sich Evita auf die Lippen. Doch die unbedachten Worte konnte sie nicht mehr z u rücknehmen. Jetzt mußte Manuel gehen. Sie hatte ihn in seiner Ehre getroffen und alles nur noch schlimmer gemacht.
    »Geh zu Bett, Evita«, sagte der Mann, ohne die Stimme zu heben. »Es war ein harter Tag.«
    Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.
    Die Frau hörte seine Schritte leiser werden und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
    »San Miguel, Beschützer der Tapferen«, flüsterte sie schluchzend, »halte deine Hand über ihn und laß ihn zurückkommen. Er ist doch ein alter Mann ...«
     
    ***
    Manuel

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