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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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denke, daß Sie ein anständiger Mensch sind, geben wir Ihnen keine Spangen. Ich bin überzeugt, daß Sie auch unterwegs keinen Fluchtversuch machen werden.«
    Der Wachtmeister, offensichtlich gerührt durch den Anblick des gutherzigen Gesichtes Schwejks, fügte hinzu: »Und erinnern Sie sich meiner nicht im bösen. – Abtreten, Herr Postenführer, hier haben Sie den Bericht.«
    »Also Gott zum Gruß«, sagte Schwejk weich, »ich dank Ihnen für alles, Herr Wachmajster, was Sie für mich getan ham, und wenn ich Gelegenheit haben wer, wer ich Ihnen schreiben, und wenn ich mal hier vorbeikommen sollt, wer ich mich bei Ihnen sicher aufhalten.«
    Schwejk trat mit dem Postenführer hinaus auf die Straße, und wer ihnen begegnet wäre, wie sie in ein freundschaftliches Gespräch vertieft dahinschritten, hätte sie für alte Bekannte gehalten, die zufällig denselben Weg zur Stadt, sagen wir, in die Kirche gehen.
    »Das hätt ich mir nie gedacht«, erzählte Schwejk, »daß so ein Weg nach Budweis mit solchen Schwierigkeiten verbunden is. Das kommt mir vor wie der Fall mit dem Fleischer Chaura aus Kobylis. Der is mal in der Nacht vors Palackymonument geraten und is bis früh herumgegangen, weil ihm vorgekommen is, daß die Mauer kein Ende hat. Er war davon ganz verzweifelt, gegen früh hat er nicht mehr können, so hat er angefangen ›Patrull‹ |289| zu schreien, und wie die Polizisten gelaufen gekommen sind, hat er sie gefragt, wo man nach Kobylis geht, daß er schon fünf Stunden an einer Mauer entlanglauft und daß es immerfort kein Ende nimmt. Da ham sie ihn mitgenommen, und er hat ihnen in der Separation alles zerdroschen.«
    Der Postenführer sagte darauf kein Wort und dachte: Was erzählst du mir da. Schon wieder fängst du an, Märchen von Budweis zu erzählen.
    Sie gingen an einem Teich vorbei, und Schwejk fragte den Postenführer mit Interesse, ob es in der Umgebung viel Fischdiebe gäbe.
    »Hier sind alle Leute Wilderer«, antwortete der Postenführer, »den vorigen Wachtmeister ham sie ins Wasser werfen wolln. Der Teichwächter auf dem Damm spickt ihnen den Hintern mit Schrot, aber das nützt nichts. Sie tragen in den Hosen Stücke Blech.«
    Der Postenführer begann über den Fortschritt zu reden, wie die Leute alles herausbekommen und wie einer den anderen betrügt, und entwickelte die neue Theorie, daß der Weltkrieg ein großes Glück für die Menschheit sei, weil man bei den Kämpfen neben braven Menschen auch Lumpen und Gauner erschießen werde.
    »Es sind sowieso zuviel Leut auf der Welt«, sagte der Postenführer bedächtig, »einer drängt schon den andern, und die Menschheit hat sich schon schrecklich vermehrt!« Sie hatten sich inzwischen einem Wirtshaus genähert. »Es zieht ja heute verdammt, ich denk, ein Stamperl kann uns nicht schaden. Sagen Sie niemandem, daß ich Sie nach Pisek führ. Das is ein Staatsgeheimnis.«
    Vor dem Postenführer tanzte die Instruktion der Zentralbehörde über verdächtige und auffallende Leute und über die Pflicht jeder Gendarmeriestation, »jene vom Verkehr mit der Ortsbevölkerung auszuschließen und streng darauf zu achten, daß es bei der Überführung zu weiteren Instanzen nicht zu überflüssigen Gesprächen mit der Umgebung komme«.
    »Man darf nicht verraten, was für einer Sie sind«, ließ sich der Postenführer abermals vernehmen, »niemanden gehts was |290| an, was Sie angestellt ham. Man darf keine Panik verbreiten. Eine Panik is in diesen Kriegszeiten eine böse Sache«, fuhr er fort, »man sagt was, und schon gehts wie eine Lawine durch die ganze Gegend. Verstehn Sie?«
    »Ich wer also keine Panik verbreiten«, sagte Schwejk und verhielt sich auch demgemäß, denn er sagte nachdrücklich, als der Wirt mit ihnen in ein Gespräch geriet: »Hier mein Bruder sagt, wir wern um ein Uhr in Pisek sein.«
    »Ihr Herr Bruder hat wohl Urlaub?« fragte der Wirt neugierig den Postenführer, der, ohne mit der Wimper zu zucken, frech erwiderte: »Heut läuft er schon ab!«
    »Den hamr drangekriegt«, meinte er lachend zu Schwejk, als der Wirt die Stube verlassen hatte, »nur keine Panik nicht! Es is Krieg!«
    Hatte der Postenführer vor Betreten des Wirtshauses erklärt, ein Stamperl könne nicht schaden, so war er ein Optimist, weil er nicht an die Mehrzahl gedacht hatte; und als er ihrer zwölf getrunken hatte, erklärte er ganz entschieden, daß der Kommandant der Bezirksgendarmeriestation bis drei Uhr beim Mittagessen sei, daß es vergeblich wäre, früher

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