Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
sei, den Leser mit etwas Neuem, mit neuen Entdeckungen zu überraschen. Deshalb versuchte ich es mit dem schwefelbäuchigen Walfisch. Diese neue Walfischgattung hatte die Größe eines Stockfisches und besaß eine mit Ameisensäure gefüllte, mit einer besonderen Kloake versehene Blase. Aus ihr verspritzte der schwefelbäuchige Walfisch unter Explosionen über die kleinen Fische, die er auffressen wollte, eine betäubende giftige Säure, der der englische Gelehrte – ich erinner mich nicht mehr, wie ich ihn genannt habe – später den Namen Walfischsäure gab. Walfischfett war bereits sehr bekannt, aber die neue Säure erregte die Aufmerksamkeit einiger Leser, die nach der Firma fragten, die diese Säure erzeugte.
Ich kann Ihnen versichern, daß die Leser der ›Tierwelt‹ überhaupt sehr neugierig sind.
Kurz nach dem schwefelbäuchigen Walfisch entdeckte ich eine ganze Reihe anderer Tiere. Ich nenne davon: den durchtriebenen Seehirsch, ein Säugetier aus dem Geschlechte der Känguruhs, den eßbaren Ochsen, den Urtypus der Kuh, das Sepiainfusionstier, das ich als eine Art Wanderratte definierte.
Mit jedem Tage nahmen meine neuen Tiere zu. Ich selbst war sehr überrascht von meinen Erfolgen auf diesem Gebiete. Niemals hatte ich geglaubt, daß es nötig sei, das Tierreich so stark zu ergänzen, und daß Brehm so viele Tiere in seiner |344| Schrift ›Tierleben‹ ausgelassen hatte. Wußte Brehm und alle, die in seinen Fußtapfen gingen, von meiner Fledermaus aus Island, der ›entfernten Fledermaus‹, von meiner Hauskatze vom Gipfel des Berges Kilimandscharo unter dem Namen ›wildlebendes Hirschkätzchen‹?
Hatten die Naturforscher eine Ahnung von dem ›Floh des Ingenieurs Khuna‹, den ich im Bernstein fand und der vollkommen blind war, weil er auf einem prähistorischen Maulwurf lebte, der ebenfalls blind war, zumal seine Urgroßmutter sich, wie ich schrieb, mit einem unterirdischen blinden Grotteolm aus der Adelsburger Grotte gepaart hatte, die in alten Zeiten bis an das jetzige Baltische Meer reichte?
Aus dieser geringfügigen Begebenheit entwickelte sich eine Polemik zwischen dem ›Cas‹ 3 und dem ›Cech‹ 4 , weil der ›Cech‹, als er meinen Artikel über den von mir entdeckten Floh zitierte, erklärte: ›Was Gott tut, ist wohlgetan.‹ Der ›Cas‹ zerschmetterte naturgemäß rein realistisch meinen Floh samt dem ehrenwürdigen ›Cech‹, und seit damals schien es, als verlasse mich der Glücksstern des Erfinders und Entdeckers neuer Geschöpfe. Die Abonnenten der ›Tierwelt‹ begannen sich zu beunruhigen.
Anlaß dazu gaben meine verschiedenen kleinen Berichte über Bienen- und Geflügelzucht, in denen ich meine neuen Theorien darlegte, die wahres Entsetzen hervorriefen, denn meine einfachen Ratschläge hatten zur Folge, daß den bekannten Bienenzüchter Pazourek der Schlag traf und die Bienenzucht im Böhmerwald und im Riesengebirge ausstarb. Das Geflügel wurde von einer Seuche befallen, und kurz und gut, alles krepierte. Die Abonnenten schrieben Drohbriefe und schickten die Zeitschrift zurück.
Ich warf mich auf die in Freiheit lebenden Vögel, und noch heute erinner ich mich an meine Affäre mit einem Redakteur der ›Selský Obzor‹ 5 , dem klerikalen Abgeordneten Direktor Jos. M. Kadltschak!
|345| Ich schnitt aus der englischen Zeitschrift ›Country Life‹ das Bild irgendeines Vogels, der auf einem Nußbaum saß, heraus. Ich nannte ihn Nußkiebitz, ebenso wie ich logischerweise nicht gezögert hätte, einen Vogel, der auf einem Wacholderbaum gesessen wäre, Wacholderkiebitz, gegebenenfalls Wacholderkiebitzweibchen zu nennen.
Und was geschah? Auf einer gewöhnlichen Korrespondenzkarte fiel mich Herr Kadltschak an. Der Vogel sei angeblich ein Eichelhäher und kein Nußkiebitz, und meine Behauptung sei vollkommen falsch.
Ich schrieb einen Brief, in dem ich meine ganze Theorie über den Nußkiebitz darlegte, und mischte in den Brief zahlreiche Beschimpfungen und erdachte Zitate aus dem Brehm.
Abgeordneter Kadltschak antwortete im ›Selský Obzor‹ mit einem Leitartikel.
Mein Chef, Herr Fuchs, saß wie immer im Kaffeehaus und las die Provinzblätter, denn in der letzten Zeit suchte er sehr häufig Bemerkungen über meine fesselnden Artikel in der ›Tier welt ‹; als ich kam, zeigte er auf den auf dem Tisch liegenden ›Selský Obzor‹ und sprach ruhig, während er mich mit dem traurigen Ausdruck anblickte, den seine Augen in der letzten Zeit ununterbrochen hatten.
Ich las
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