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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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führen Sie denn da mit?« fragte er streng, auf den Oberfeldkuraten weisend, der auf der Bank schlief und dessen Hinterbacken herausfordernd auf die Inspektion blickten.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant«, stotterte der Korporal, »daß wir, will ich sagen …«
    »Was für will ich sagen«, brummte Doktor Mraz, »drücken Sie sich deutlich aus.«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant«, ließ sich statt des Korporals Schwejk vernehmen, »nämlich dieser Herr, der aufm Bauch schläft, is ein betrunkener Herr Oberfeldkurat. Er hat sich uns angeschlossen und is zu uns in den Waggon gekrochen, und weils unser Vorgesetzter is, so hamr ihn nicht herauswerfen können, damits nicht eine Subordinationsverletzung is. Er hat sich scheinbar den Stabswaggon mitm Arrestantenwaggon verwechselt.«
    Doktor Mraz seufzte und blickte in seine Papiere. Von einem Feldkuraten, der nach Brück mit dem Zuge fahren sollte, war in dem Verzeichnis keine Rede. Er zuckte nervös mit der Wimper. Auf der letzten Station haben sich ihm plötzlich die Pferde vermehrt, und nun erscheinen ihm aus heiterem Himmel sogar Oberfeldkuraten im Arrestantenkupee.
    Doktor Mraz raffte sich zu nichts anderem auf als zu der Aufforderung, der Korporal möge den auf dem Bauche Schlafenden umdrehen, weil es nicht möglich sei, seine Identität in dieser Lage festzustellen.
    Nach längeren Anstrengungen gelang es dem Korporal, den Oberfeldkuraten auf den Rücken zu legen. Der Oberfeldkurat erwachte, und als er einen Offizier vor sich sah, sagte er: »Eh, servus, Fredy, was gibts Neues? Abendessen schon fertig?« Worauf er abermals die Augen schloß und sich zur Wand drehte.
    Doktor Mraz erkannte sofort, daß es der Vielfraß von gestern aus dem Offizierskasino, der berüchtigte Fresser aller Offiziersmenagen, war, und seufzte leise.
    |355| »Dafür«, sagte er dann dem Korporal, »werden Sie zum Rapport gehn.« Er wandte sich zum Gehn, allein Schwejk hielt ihn zurück.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß ich nicht hergehör. Ich soll nur bis elf eingesperrt sein, weil grad heut meine Strafzeit abgelaufen is. Ich war auf drei Tage eingesperrt, und jetzt soll ich schon mit den übrigen im Viehwagen sitzen. Weil schon längst elf vorbei is, bitt ich Sie, Herr Lajtnant, daß ich schon auf der Strecke ausgesetzt wer oder in den Viehwagen geführt wer, wohin ich gehör, oder zum Herrn Oberlajtnant Lukasch.«
    »Wie heißen Sie?« fragte Doktor Mraz, abermals in seine Papiere blickend.
    »Schwejk, Josef, melde gehorsamst, Herr Lajtnant.«
    »Ehm, Sie sind also der bekannte Schwejk«, sagte Doktor Mraz, »Sie ham wirklich um elf herauskommen solln. Aber Herr Oberleutnant Lukasch hat mich gebeten, ich soll Sie erst in Brück herauslassen, es ist angeblich sicherer, wenigstens stelln Sie am Weg nichts an.«
    Nachdem die Inspektion gegangen war, konnte der Korporal nicht die giftige Bemerkung verbeißen: »Also sehn Sie, Schwejk, daß es Ihnen einen Dreck geholfen hat, sich an die höhere Instanz zu wenden. Wenn ich gewollt hätt, hätt ich euch beiden einheizen können.«
    »Herr Korporal«, ließ sich der Einjährigfreiwillige vernehmen, »mit Dreck herumwerfen ist mehr oder weniger eine glaubwürdige Argumentation, aber ein intelligenter Mensch soll solche Worte nicht gebrauchen, wenn er aufgeregt ist oder Ausfälle gegen jemanden machen will. Und Ihre Drohung, daß Sie uns beiden hätten einheizen können, ist geradezu lächerlich. Warum, bei allen Teufeln, haben Sies nicht getan, wenn Sie Gelegenheit dazu hatten? Darin zeigt sich bestimmt Ihre große geistige Reife und ungewöhnliche Delikatesse.«
    »Jetzt hab ich schon genug!« sagte der Korporal und schnellte empor, »ich kann euch beide ins Kriminal bringen!«
    »Und weswegen, Täubchen?« fragte unschuldig der Einjährigfreiwillige.
    |356| »Das ist meine Sache!« suchte sich der Korporal Mut zu machen.
    »Ihre Sache«, sagte der Einjährigfreiwillige lächelnd, »Ihre und unsere. So wie in den Karten ›Meine Tante – deine Tante‹. Ich möchte eher sagen, daß auf Sie die Bemerkung gewirkt hat, daß Sie zum Rapport gehn werden. Deshalb fangen Sie an, uns anzubrülln, allerdings nicht auf dienstlichem Wege.«
    »Ihr seid gemeine Kerle!« sagte der Korporal, seinen ganzen Mut zusammenfassend, um ihnen Furcht einzujagen.
    »Ich wer Ihnen was sagen, Herr Korporal«, bemerkte Schwejk, »ich bin schon ein alter Soldat, ich hab vorm Krieg gedient, und diese Beschimpfungen zahlen sich nicht immer aus. Wie ich damals

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