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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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in Hostiwař gekommen bin, aber stell dir diese Beleidigung von dem Flitscherl vor. ›Also da ham Sie auch eins, sehr geehrtes Fräulein‹, hab ich gesagt, ›damits ihnen nicht leid tut.‹ Wie ich ihr eins hinuntergehaut hab, hat sie im Garten den ganzen Tisch mitsamt den Gläsern umgeworfen, an dem sie mit Vater und Mutter und zwei Brüdern gesessen is. Aber ich hab mich vor der ganzen ›Roseninsel‹ nicht gefürchtet. Es waren dort Bekannte aus Wrschowitz, und die ham mir geholfen. Wir ham vielleicht fünf Familien samt den Kindern verprügelt. Man hats bis nach Michle hören müssen, und dann is die ganze Geschichte von dieser Gartenunterhaltung, von diesem Wohltätigkeitsverein |389| von irgendwelchen Landsleuten aus irgendeiner Stadt auch in der Zeitung gestanden. Und drum, wie gesagt, wie mir andere geholfen ham, so helf auch ich immer jedem Kameraden, wenns zu was kommen soll. Um keinen Preis rühr ich mich von dir. Diese Magyaren kennst du nicht. – Das kannst du mir doch nicht antun, daß du mich von dir wegstoßt, wenn wir uns nach so vielen Jahren sehn und noch dazu unter solchen Umständen.«
    »Na, also, komm mit«, entschied Schwejk, »aber vorsichtig vorgehn, damit wir keine Unannehmlichkeiten ham.«
    »Nur keine Angst nicht, Kamerad«, sagte Woditschka leise, als sie auf die Treppe zuschritten, »ich hau ihm eins herunter …«
    Und noch leiser fügte er hinzu: »Du wirst sehn, dieser magyarische Junge wird uns keine Arbeit geben.«
    Und wenn jemand im Flur gewesen wäre und tschechisch verstanden hätte, würde er das auf der Stiege bereits lauter gesprochene Schlagwort Woditschkas vernommen haben: »Diese Magyaren kennst du nicht …« Ein Schlagwort, zu dem er in dem stillen Lokal an der Leitha zwischen den Gärten des berühmten Királyhida gekommen war. Der Berge, die es umgeben, werden die Soldaten immer unter Flüchen gedenken, wenn sie sich an all die »Übungen« vor dem Weltkrieg und während des Weltkrieges erinnern werden, bei denen sie theoretisch für die praktischen Massaker und Metzeleien vorbereitet wurden.

    Schwejk und Woditschka standen vor der Wohnungstür Herrn Kakonyis. Bevor sie auf den Knopf der Klingel drückten, bemerkte Schwejk: »Hast du mal gehört, Woditschka, daß Vorsicht die Mutter der Weisheit is?«
    »Ich kümmer mich nicht drum«, antwortete Woditschka, »er darf nicht mal Zeit haben, das Maul aufzumachen …«
    »Ich hab auch mit niemandem nichts zu verhandeln, Woditschka.«
    Schwejk klingelte, und Woditschka sagte laut: »Eins, zwei, und er fliegt die Stiege herunter.«
    |390| Die Türe wurde geöffnet, ein Dienstmädchen erschien und fragte auf magyarisch, was sie wünschten.
    »Nem tudom«, sagte Woditschka verächtlich, »lern tschechisch, Mädl.«
    »Verstehn Sie Deutsch?« fragte Schwejk.
    »A pischen.«
    »Also sagen Sie der Frau, ich will die Frau sprechen, sagen Sie, daß ein Brief is von einem Herrn, draußen im Gang!«
    »Ich wunder mich über dich«, sagte Woditschka, hinter Schwejk ins Vorzimmer tretend, »daß du mit so einem Luder sprichst.«
    Sie standen im Vorzimmer, schlössen die Türe, und Schwejk bemerkte nur: »Hübsch ham sies hier eingerichtet, sogar zwei Regenschirme am Rechen, und das Bild vom Herrn Jesus ist auch nicht schlecht.«
    Aus einem Zimmer, aus dem das Klappern von Löffeln und Klirren von Tellern drang, trat abermals das Dienstmädchen und sagte zu Schwejk: »Frau is gesagt, daß sie ka Zeit, wenn was is, daß mir geben und sagen.«
    »Also«, sagte Schwejk feierlich, »der Frau ein Brief, aber halten Kuschen.« Er zog den Brief Oberleutnant Lukaschs aus der Tasche.
    »Ich«, sagte er, mit dem Finger auf sich zeigend, »Antwort warten hier im Vorzimmer.«
    »Was setzt du dich nicht?« fragte Woditschka, der schon auf einem Stuhl an der Wand saß, »dort hast du einen Sessel. Wirst hier stehn wie ein Bettler. Erniedrig dich nicht vor dem Magyaren. Wirst sehen, daß wir Scherereien mit ihm haben wern, aber ich hau ihm eins herunter.
    Hör mal«, sagte er nach einer Pause, »wo hast du Deutsch gelernt?«
    »Von selbst«, antwortete Schwejk. Wieder war es eine Zeitlang still. Dann drang aus dem Zimmer, wohin das Dienstmädchen den Brief getragen hatte, großer Lärm und Geschrei. Jemand schlug mit etwas Schwerem auf den Boden, dann konnte man deutlich erkennen, daß Gläser flogen und Teller zersplitterten; in das Klirren der Scherben mischte sich das Gebrüll: |391| »Baszom az anyádat, baszom az istenit, baszom a

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