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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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alles, was für die Mannschaft bestimmt war, die nämliche Manipulation in der Bataillonskanzlei durchmachen mußte wie die unglückseligen Pastillen.
    Das war überall im Krieg etwas ganz Selbstverständliches, und selbst dann, wenn sich irgendwo bei der Inspektion zeigte, daß nicht
gestohlen
worden war, stand doch nur jeder Rechnungsfeldwebel in den verschiedenen Kanzleien im Verdacht, das Budget zu überschreiten und sich gewisser Unterschleife schuldig zu machen, um alles wieder in Ordnung zu bringen.
    Deshalb sprach Bautanzel, während sich alle mit den Pastillen stopften, um wenigstens diese Schweinerei zu genießen, wenn schon nichts anderes da war, um das man die Mannschaft hätte bestehlen können, von den traurigen Verhältnissen auf dieser Fahrt: »Ich hab schon zwei Marschbataillone durchgemacht, aber so eine elende Fahrt wie jetzt hamr noch nicht gehabt. Ja, Freunderln, bevor wir damals nach Eperjes gekommen sind, hamr Berge von allem bekommen, woran man sich erinnert hat. Ich hab zehntausend Memphis versteckt gehabt, zwei Räder Emmentaler, dreihundert Konserven, und dann, wies schon nach Bartfeld in die Schützengräben gegangen is, ham die Russen unsere Verbindung von Eperjes nach Musin abgeschnitten, und da hat man Geschäfte gemacht. Ich hab von allem so zum Schein den zehnten Teil fürs Marschbataillon hergegeben, wie wenn ichs erspart hätt, und das andre hab ich alles beim Train verkauft. Wir ham bei uns einen gewissen Major Sojka gehabt, das war eine hübsche Sau. Er war zwar kein Held und hat sich am liebsten bei uns beim Train herumgeschlagen, weil dort oben die Kugerln gepfiffen ham und die |555| Schrapnells. Und da is er immer zu uns gekommen, unter dem Vorwand, daß er sich überzeugen muß, ob man für die Mannschaft beim Bataillon gut kocht. Gewöhnlich ist er zu uns heruntergekommen, wenn die Nachricht eingetroffen is, daß die Russen wieder was vorbereiten; er hat am ganzen Körper gezittert, hat in der Küche Rum trinken müssen, und dann hat er eine Inspektion bei allen Feldküchen gemacht, die um den Train herumgestanden sind, weil man in die Schützengräben nicht hat hinauf können und die Menage in der Nacht hinaufgetragen werden mußte. Wir waren damals in so einer Schlamastik, daß von irgendeiner Offiziersmenage nicht mal die Rede sein konnt. Einen Weg, was noch nachn Hinterland frei war, ham die Deutschen ausn Reich besetzt gehabt, die ham alles zurückbehalten, was Besseres war, uns hat mans ausn Hinterland geschickt, und sie hams selbst aufgefressen, so daß auf uns nichts mehr geblieben is; wir sind alle beim Train ohne Offiziersmenage geblieben. In der ganzen Zeit is es mir nicht gelungen, in der Kanzlei mehr für uns zu ersparen wie ein Schweindl, was wir uns ham räuchern lassen, und damit der Major Sojka nicht draufkommt, hamrs eine Stunde weit weg bei der Artillerie aufgehoben gehabt, wo ich einen bekannten Feuerwerker gehabt hab. Also dieser Major, wenn er zu uns gekommen is, hat immer angefangen, in der Küche die Suppe zu kosten. Wahr is, Fleisch hat man nicht viel kochen können, nur was man an Schweinen oder mageren Kühen in der Umgebung aufgetrieben hat. Da ham uns noch die Preußen große Konkurrenz gemacht und ham bei der Requisition zweimal soviel fürs Vieh gegeben. In der ganzen Zeit, was wir bei Bartfeld gestanden sind, hamr uns beim Einkauf von Vieh nichts erspart wie ein bißl was über zwölfhundert Kronen, und da hamr noch meistens anstatt Geld Anweisungen mitn Bataillonsstempel gegeben, besonders in der letzten Zeit, wie wir gewußt ham, daß die Russen im Osten von uns in Radvány und im Westen in Podolin sind. Am ärgsten arbeitet sichs mit so einem Volk, wies dort is, was nicht lesen und schreiben kann und sich nur mit drei Kreuzeln unterschreibt, was unsere Intendanz sehr gut gewußt hat, so daß ich, wenn wir um Geld |556| auf die Intendanz geschickt ham, nicht die gefälschte Quittung hab beilegen können, daß ich ihnen Geld ausgezahlt hab; das kann man nur dort machen, wo das Volk gebildeter is und sich unterschreiben kann. Und dann, wie ich schon gesagt hab, die Preußen ham uns überzahlt und ham bar gezahlt, und wenn wir wohin gekommen sind, so hat man uns angeschaut wie Räuber, und die Intendanz hat noch dazu einen Befehl herausgegeben, daß die Quittungen, was mit Kreuzeln unterschrieben sind, der Feldrechnungskontrolle übergeben werden müssen. Und von diesen Kerlen hats nur so gewimmelt. So ein Kerl is gekommen, hat sich bei uns

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