Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
seinem Heim zu entfernen, bis er ins ›Schwarze Bräuhaus‹ am Karlsplatz gekommen is, und von dort is er auf die Kleinseite zum heiligen Thomas ins Bräuhaus gegangen und von dort über die Restauration ›Zum Montag‹ und noch weiter übers Wirtshaus ›Zum König von Brabant‹ in die ›Schöne Aussicht‹ und von dort ins Strahower Kloster ins Bräuhaus. Aber dort is ihm die Luftveränderung schon nicht mehr bekommen. Er is bis aufn Lorettoplatz gekommen, und dort hat er auf einmal so eine Sehnsucht nach der Heimat bekommen, daß er sich auf die Erde hingehaut hat und angefangen hat, sich am Trottoir zu wälzen und geschrien hat: ›Leutl, ich geh nimmer weiter. Ich pfeif euch‹ – mit Vergeben, Herr Oberlajtnant – ›auf die Reise um die Welt‹. Wenn Sie aber wünschen, Herr Oberlajtnant, wer ich Ihnen den Kognak auftreiben, ich fürcht nur, daß mir der Zug früher wegfährt.«
    Oberleutnant Lukasch versicherte ihm, daß man nicht früher abfahren werde als in zwei Stunden, gleich hinter dem |603| Bahnhof verkaufe man im geheimen Kognak in Flaschen, Hauptmann Sagner habe bereits Matuschitz hingeschickt und der habe ihm für fünfzehn Kronen eine Flasche ganz guten Kognak gebracht. Hier habe er fünfzehn Kronen, und jetzt solle er schon gehn und nur niemandem sagen, daß der Kognak für Oberleutnant Lukasch bestimmt sei oder daß der Oberleutnant ihn schicke, denn es sei eigentlich verboten.
    »Seien Sie versichert, Herr Oberlajtnant«, sagte Schwejk, »daß alles in Ordnung gehn wird, weil ich hab sehr gern verbotene Sachen, ich hab mich immer in was Verbotenem befunden, ohne daß ich was davon gewußt hab. Einmal in der Karolinenthaler Kaserne hat man uns verboten …«
    »Kehrt euch – marschieren – marsch!« unterbrach ihn Oberleutnant Lukasch.
    Schwejk ging also hinter den Bahnhof, wobei er sich unterwegs sämtliche Bedingungen seiner Expedition wiederholte: daß es ein guter Kognak sein sollte, weshalb er ihn zuerst kosten müsse, daß es verboten sei, weshalb er vorsichtig sein müsse.
    Gerade als er hinter dem Perron einbog, stieß er wieder mit Leutnant Dub zusammen. »Was treibst du dich hier herum?« fragte er Schwejk. »Kennst du mich?«
    »Melde gehorsamst«, antwortete Schwejk salutierend, »daß ich Sie nicht von Ihrer schlechten Seite kennenzulernen wünsche.«
    Leutnant Dub erstarrte vor Schrecken, aber Schwejk stand ruhig vor ihm, die Hand fortwährend am Mützenschild, und fuhr fort: »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß ich Sie nur von der guten Seite kennenlernen will, damit Sie mich nicht zum Weinen bringen, wie Sie mir letztes Mal gesagt haben.«
    Leutnant Dubs Kopf drehte sich ob dieser Frechheit, und er raffte sich nur zu dem entrüsteten Ausruf auf: »Schieb ab, du Schuft, wir sprechen noch miteinander.«
    Schwejk ging hinter den Perron, und Leutnant Dub, der sich gefaßt hatte, folgte ihm. Hinterm Bahnhof, gleich an der Straße, stand eine Reihe mit dem Boden nach oben gekehrter Rückenkörbe, auf denen sich Strohschüsseln befanden; auf diesen |604| Strohschüsseln wieder befanden sich verschiedene Näschereien, die so unschuldig aussahen, als wären diese guten Dinge für die Schuljugend irgendwo auf einem Ausflug bestimmt. Da gab es Zuckerstangen, Bonbons, Röllchen aus Obladen, einen Haufen saurer Bonbons, hie und da auch auf einer Strohschüssel ein paar Scheiben schwarzen Brots mit Wurst, die ganz bestimmt von Pferden stammte. Im Innern aber enthielten die Rückenkörbe verschiedene Sorten von Alkohol: Flaschen mit Kognak, Rum, Wacholderbranntwein und andere Liköre und Schnäpse.
    Gleich hinter dem Straßengraben stand eine Bude, in der eigentlich alle diese Geschäfte mit verbotenen Getränken abgewickelt wurden.
    Zuerst verhandelten die Soldaten bei den Rückenkörben, dann zog ein Jude mit Schläfenlöckchen unter dem Rückenkorb eine unschuldig aussehende Flasche hervor und brachte sie unter dem Kaftan in die hölzerne Bude, wo sie der Soldat irgendwie unauffällig in den Hosen oder unter der Bluse versteckte.
    Hierher steuerte also Schwejk, während Leutnant Dub mit seinem Detektivtalent ihn vom Bahnhof aus beobachtete. Schwejk fing gleich bei dem ersten Rückenkorb an. Er suchte Bonbons aus, die er bezahlte und in die Tasche steckte, wobei der Herr mit den Schläfenlöckchen ihm zuflüsterte: »Schnaps hab ich auch, gnädiger Herr Soldat.«
    Die Unterhandlung war rasch abgeschlossen. Schwejk ging in die Bude und zahlte erst, als der Herr mit den

Weitere Kostenlose Bücher