Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
Schläfenlöckchen die Flasche geöffnet und Schwejk den Schnaps gekostet hatte. Er war mit dem Kognak zufrieden, und nachdem er die Flasche unter die Bluse gesteckt hatte, kehrte er auf den Bahnhof zurück.
    »Wo warst du denn, du Schuft«, vertrat ihm Leutnant Dub den Weg zum Perron.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß ich mir Bonbons kaufen gegangen bin.« Schwejk griff in die Tasche und zog eine Handvoll schmutziger, verstaubter Bonbons heraus. »Wenn sich Herr Lajtnant nicht ekeln möcht. – Ich hab sie schon gekostet, |605| sie sind nicht schlecht. Sie ham so einen angenehm, merkwürdigen Geschmack wie von Powidel, Herr Lajtnant.«
    Unter der Bluse zeichneten sich rundlich die Umrisse der Flasche ab.
    Leutnant Dub klopfte Schwejk auf die Bluse. »Was trägst du hier, du Schuft. Zieh das heraus!«
    Schwejk zog die Flasche mit dem gelblichen Inhalt und der vollkommen deutlichen Etikette »Kognak« heraus.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant«, antwortete Schwejk unerschrocken, »daß ich mir in eine leere Kognakflasche ein bißl Wasser zum Trinken pumpen war. Ich hab noch von dem Gulasch, was wir gestern gehabt ham, einen schrecklichen Durst. Nur daß das Wasser dort bei der Pumpe, wie Sie sehn, Herr Lajtnant, bißl gelb is, es wird wahrscheinlich eisenhaltiges Wasser sein. So ein Wasser is sehr gesund und zuträglich.«
    »Wenn du so einen Durst hast, Schwejk«, sagte Leutnant Dub mit einem teuflischen Lächeln und in der Absicht, die Szene, in der Schwejk vollkommen unterliegen mußte, so lang wie möglich auszudehnen, »so trink, aber tüchtig. Trink das Ganze auf einmal aus!«
    Leutnant Dub kombinierte schon im voraus, wie Schwejk ein paar Schluck machen und nicht mehr weiterkönnen werde, und wie er, Leutnant Dub, ihn glorreich besiegen und sagen werde: »Reich mir auch die Flasche, damit ich ein bißchen trink, ich hab auch Durst.« Wie sich dieser Lump, der Schwejk, in diesem für ihn so fürchterlichen Augenblick benehmen und ein Rapport folgen werde usw. usw.
    Schwejk entkorkte die Flasche, führte sie an den Mund und Schluck auf Schluck verschwand in seiner Kehle. Leutnant Dub versteinerte. Schwejk trank vor seinen Augen die ganze Flasche leer, ohne mit der Wimper zu zucken, warf die leere Flasche über die Straße in den Teich, spuckte aus und sagte, als hätte er ein Gläschen Mineralwasser ausgetrunken: »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß das Wasser wirklich einen Eisengeschmack gehabt hat. In Kamyk an der Moldau hat ein Wirt für seine Sommergäste eisenhaltiges Wasser auf die Weise gemacht, daß er in den Brunnen alte Hufeisen geworfen hat.«
    |606| »Ich werde dir geben, alte Hufeisen! Komm und zeig mir den Brunnen, aus dem du das Wasser geholt hast!«
    »Es is nur ein Stückel von hier, Herr Lajtnant, gleich hier hinter der Holzbude.«
    »Geh voran, du Fallott, damit ich seh, ob du Schritt hältst!«
    Das ist wirklich merkwürdig, dachte Leutnant Dub, dem elenden Kerl merkt man gar nichts an.
    Schwejk ging also, ergeben in den Willen Gottes, voran; aber etwas sagte ihm ununterbrochen, daß ein Brunnen da sein müsse, und es überraschte ihn auch nicht im mindesten, daß einer da war. Es war sogar eine Pumpe da, und als sie bei ihr anlangten und Schwejk pumpte, floß ein gelblich gefärbtes Wasser hervor, so daß Schwejk feierlich erklären konnte: »Hier is das eisenhaltige Wasser, Herr Lajtnant.«
    Der erschrockene Mann mit den Schläfenlöckchen näherte sich ihnen, und Schwejk sagte ihm auf deutsch, er möge ein Gläschen bringen, der Herr Lajtnant wolle trinken.
    Leutnant Dub war von dem ganzen so blöd, daß er ein ganzes Glas Wasser austrank, worauf sich in seinem Mund der Geschmack von Pferdeurin und Mistjauche verbreitete; total verblödet von seinem Erlebnis gab er dem Juden mit den Schläfenlöckchen für das Glas Wasser ein Fünfkronenstück und sagte, indem er sich zu Schwejk umdrehte: »Was gaffst du hier herum, scher dich nach Haus.«
    Fünf Minuten später tauchte Schwejk im Stabswaggon bei Oberleutnant Lukasch auf, lockte ihn mit einer geheimnisvollen Grimasse aus dem Waggon und teilte ihm draußen mit: »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich in fünf, höchstens in zehn Minuten ganz besoffen sein wer, aber ich wer in meinem Waggon liegen und möcht Sie bitten, daß Sie mich wenigstens auf drei Stunden nicht rufen, Herr Oberlajtnant, und mir keine Befehle geben, solang ich mich draus nicht ausschlaf. Alles is in Ordnung, aber Herr Lajtnant Dub hat mich abgefangen,

Weitere Kostenlose Bücher