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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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ernannt worden.«
    »Sie werdens nicht lange sein«, brüllte Leutnant Dub und wurde puterrot im Gesicht – was den Eindruck erweckte, als seien seine Wangen nach ein paar Ohrfeigen angeschwollen –, »dafür werde ich sorgen!«
    »Ich bitte, Herr Leutnant, zum Rapport vorgeführt zu werden«, sagte der Einjährigfreiwillige ernst.
    »Sie, spielen Sie sich nicht mit mir«, sagte Leutnant Dub. »Ich werde Ihnen geben, Rapport. Wir werden noch miteinander zu tun haben, aber dann wird es Sie verflucht verdrießen; denn dann werden Sie mich kennenlernen, wenn Sie mich jetzt noch nicht kennen.«
    Leutnant Dub entfernte sich grollend vom Waggon und vergaß in der Aufregung, daß er vor einer Weile die beste Absicht gehabt hatte, Schwejk zu rufen und ihm zu sagen: »Hauch mich an!«, gleichsam als letztes Mittel, Schwejks ungesetzlichen Alkoholismus festzustellen. Jetzt war es freilich schon zu spät, denn als er nach einer halben Stunde in den Waggon zurückkehrte, hatte man inzwischen an die Mannschaft schwarzen Kaffee mit Rum verteilt; Schwejk war bereits wach und sprang auf den Ruf Leutnant Dubs wie ein Reh aus dem Waggon.
    »Hauch mich an!« brüllte ihn Leutnant Dub an.
    Schwejk atmete den ganzen Vorrat seiner Lungen auf ihn aus, wie wenn ein heißer Wind den Geruch einer Spiritusfabrik in die Felder trägt.
    »Was spürt man da aus dir, Kerl?«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, aus mir spürt man Rum.«
    |616| »Also siehst du, Bürscherl«, rief Leutnant Dub siegesbewußt. »Endlich hab ich dich gefangen.«
    »Jawohl, Herr Lajtnant«, sagte Schwejk ohne jedes Zeichen einer Beunruhigung. »Grad hamr Rum in Kaffee gefaßt, und ich hab den Rum zuerst ausgetrunken. Wenn aber irgendeine neue Verordnung besteht, Herr Lajtnant, daß man zuerst Kaffee trinken soll und dann erst Rum, bitt ich um Verzeihung, nächstens wirds nicht mehr geschehn.«
    »Und warum hast du geschnarcht, wie ich vor einer halben Stunde im Waggon war? Man hat dich doch nicht erwecken können.«
    »Ich hab, melde gehorsamst, Herr Lajtnant, die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich an die Zeiten gedacht hab, wie wir noch in Veszprém Manöver gehabt ham. Damals is das supponierte erste und zweite Armeekorps über Steiermark vorgegangen und hat von Westungarn unser 4. Korps umzingelt, was in Wien und Umgebung auf Lager war, wo wir überall Festungen gehabt ham, aber sie sind an uns vorbeigekommen und sind bis auf die Brücke gekommen, was die Pioniere vom rechten Donauufer geschlagen ham. Wir ham eine Offensive machen solln, und Truppen ausn Norden und dann auch ausn Süden, aus Wosek, ham uns zu Hilfe kommen solln. Da hat man uns einen Befehl verlesen, daß uns das dritte Armeekorps zu Hilfe kommt, damit man uns nicht zwischen dem Plattensee und Preßburg zermalmt, bis wir gegen das zweite Armeekorps vorrücken wern. Aber es hat nichts genützt, wie wir ham gewinnen solln, hat man abgeblasen und die mit den weißen Binden hams gewonnen.«
    Leutnant Dub sagte nicht ein Wort und ging, den Kopf schüttelnd, verlegen fort, aber gleich darauf kehrte er vom Stabswaggon zurück und sagte zu Schwejk: »Merkt euch alle, daß eine Zeit kommen wird, wo ihr vor mir heulen werdet!« Zu mehr konnte er sich nicht aufraffen, deshalb ging er wieder zum Stabswaggon, wo Hauptmann Sagner gerade einen Unglücklichen von der 12. Kompanie verhörte, den Feldwebel Strnad vorgeführt hatte, weil der Soldat schon jetzt für seine Sicherheit im Schützengraben vorzusorgen begonnen hatte und |617| von der Station die mit Blech beschlagene Tür eines Schweinestalls weggeschleppt hatte. Jetzt stand er erschrocken, mit herausgewälzten Augen, da und entschuldigte sich, er habe die Türe gegen die Schrapnells mit in die Deckung nehmen, sich »sichern« wollen.
    Das benützte Leutnant Dub zu einer großen Predigt darüber, wie sich ein Soldat zu benehmen habe, was seine Pflichten gegenüber dem Vaterland und dem Monarchen seien, der der oberste Kommandant und höchste Kriegsherr ist. Wenn sich aber im Bataillon solche Elemente befänden, dann sei es nötig, sie auszurotten, zu bestrafen und einzusperren. Dieses Gequassel war so abgeschmackt, daß Hauptmann Sagner dem Schuldigen auf die Schulter klopfte und ihm sagte: »Wenn Sies nur gut gemeint haben, nächstens machen Sies nicht, es ist eine Dummheit von Ihnen, die Tür geben Sie wieder zurück, wo Sie sie genommen haben, und scheren Sie sich zum Teufel!«
    Leutnant Dub biß sich in die Lippen und war überzeugt, daß eigentlich

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