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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Reiches gefallen sind, zum Beispiel zusammen mit Rechnungsfeldwebel Wanĕk.«
    »Welchen Tod bestimmen Sie mir, Marek?«
    »Nur nicht so eilig, Herr Rechnungsfeldwebel, so schnell geht das nicht.«
    Der Einjährigfreiwillige wurde nachdenklich. »Sie sind aus Kralup, nicht wahr, schreiben Sie also nach Haus, nach Kralup, daß Sie spurlos verschwinden werden, aber schreiben Sies vorsichtig. Oder wünschen Sie schwer verwundet zu werden und hinter den Drahthindernissen liegen zu bleiben? Sie liegen da hübsch den ganzen Tag mit zerschmettertem Bein. In der Nacht beleuchtet der Feind unsere Stellung mit einem Reflektor und bemerkt Sie; er denkt, daß Sie als Kundschafter ausgesandt sind, und beginnt Sie mit Granaten und Schrapnells zu bombardieren. Sie haben der Armee einen ungeheuren Dienst geleistet, denn die feindliche Armee hat für Sie solche Unmengen von Munition verbraucht wie für ein ganzes Bataillon, und Ihre Gliedmaßen schwimmen nach all diesen Explosionen über Ihnen frei in der Luft, durchdringen diese mit ihrer Rotation, singen ein Lied des großen Sieges. Kurz und gut, jeder kommt dran, und jeder von unserem Bataillon zeichnet sich aus, so daß die glorreichen Seiten unserer Geschichte mit Siegen überfüllt sein werden – obwohl ich sie sehr ungern überfüllen möchte, aber ich kann mir nicht helfen, alles muß gründlich durchgeführt werden, damit eine Erinnerung an uns zurückbleibt, bevor von unserem Bataillon, sagen wir, im Monat September, rein senkrecht nichts übrigbleibt als diese glorreichen Seiten der Geschichte, die den Herzen aller Österreicher sagen werden, daß sich alle, die ihre Heimat nicht mehr wiedersehen werden, ebenso tapfer wie unerschrocken geschlagen haben. Den Schluß, wissen Sie, Herr Wanĕk, den Nekrolog, habe ich schon verfaßt. Ehre dem Andenken der Gefallenen! Ihre Liebe zur Monarchie ist die heiligste Liebe, denn sie gipfelt im Tod. Mögen ihre Namen mit Ehrfurcht ausgesprochen werden, wie zum Beispiel der Name Wanĕk. Diejenigen, |612| die der Verlust des Ernährers am fühlbarsten betroffen hat, mögen stolz ihre Tränen trocknen, denn die Gefallenen waren – Helden unseres Bataillons.«
    Telefonist Chodounsky und Koch Jurajda lauschten mit großem Interesse dieser Schilderung der vorbereiteten Geschichte des Bataillons.
    »Kommen Sie näher, meine Herren«, sagte der Einjährigfreiwillige, in seinen Notizen blätternd, »Seite 15: Telefonist Chodounsky fiel am 3. September gleichzeitig mit Bataillonskoch Jurajda. Hören Sie meine Notizen weiter: Beispielloses Heldentum. Der erstere, der bereits seit drei Tagen beim Telefon nicht abgelöst wurde, rettet mit Einsetzung seines Lebens den Telefondraht in seiner Deckung. Der zweite, der die drohende Gefahr seiner Umgebung sieht, wirft sich mit einem Kessel kochender Suppe auf den Feind und verbreitet unter den Feinden Entsetzen und Brandwunden. – Schöner Tod der beiden. Der erste von einer Mine zerrissen, der zweite von Giftgasen erstickt, die man ihm unter die Nase hielt, als er nichts mehr hatte, um sich damit zu wehren. – Beide sterben mit dem Ausruf: Es lebe unser Bataillonskommandant! Das Oberkommando kann nichts tun, als uns täglich Danksagungen in der Form von Befehlen zu senden, damit auch andere Truppenkörper unserer Armee die Tapferkeit unseres Bataillons kennenlernen und sich ein Beispiel daran nehmen. Ich kann euch einen Auszug aus einem Armeebefehl vorlegen, der in allen Armeeteilen verlesen werden wird; er ähnelt sehr dem Befehl des Erzherzogs Karl, den dieser im Jahre 1805 erteilte, als er mit seinem Heer vor Padua stand und einen Tag nach dem Befehl tüchtige Wichse bekam. Hört also, was man von unserm Bataillon als vorbildlich heldenhaftem Truppenkörper der ganzen Armee verlesen wird: ›… Ich hoffe, daß die ganze Armee sich an dem oben angeführten Bataillon ein Beispiel nehmen wird, insbesondere, daß sie sich jenen Geist des Selbstvertrauens, der Unerschütterlichkeit und der dauernden Unbesiegbarkeit in der Gefahr aneignen wird, jenen beispiellosen Heldenmut, die Liebe und das Vertrauen zu den Vorgesetzten, jene Tugenden, die das Bataillon auszeichnen und die |613| es zu bewunderungswürdigen Taten, zum Glück und Sieg unseres Reiches führen. Alle seinem Beispiel nach …‹«
    Von dem Platz her, wo Schwejk lag, ertönte ein Gähnen, und man konnte hören, wie Schwejk aus dem Schlaf sprach: »Da ham Sie recht, Frau Müller, daß sich Leute ähnlich sind. In Kralup hat ein gewisser Herr

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